Serie "Augustiner Köpfe" Doris Hutmacher lebt den Karneval seit 40 Jahren

SANKT AUGUSTIN · Doris Hutmacher liebt den Karneval und vor allem ihr Dorf. Seit 40 Jahren ist sie Mitglied in der Damenkarnvalsgesellschaft Sonnenschein.

 Mit neuen grünen Jacken sind Doris Hutmacher und ihre Damenkarnevalsgesellschaft Sonnenschein in die Session gestartet.

Mit neuen grünen Jacken sind Doris Hutmacher und ihre Damenkarnevalsgesellschaft Sonnenschein in die Session gestartet.

Foto: Monika Zierden

Einmal Mülldorf, immer Mülldorf – und das mit Leib und Seele. Doris Hutmacher wurde sogar an der Niederpleiser Straße geboren. „Ich bin ein Urgestein und nie aus Mülldorf weg gewesen“, sagt die 65-Jährige, gefehlt habe es ihr an nichts. Im Gegenteil, denn sie fühle sich auch heute noch sehr wohl hier. Gründe dafür sind wohl vor allem Familie, Freunde und der Karneval. Doris Hutmacher ist bekannt, auch über die Mülldorfer Ortsgrenze hinaus, doch das fing ursprünglich ganz anders an. Ihr Mann Dieter sagte damals: „Geh in den Verein, dann bist du gut versorgt.“

Gemeint war die Damenkarnevalsgesellschaft Sonnenschein. „Meine ganze Familie war immer ein bisschen jeck, aber mein Mann ist überhaupt nicht karnevalistisch“, so die Mülldorferin. Ihre damalige Fürsprecherin Liesel Gußmann fragte schließlich im Verein nach. „Damals wurde richtig abgestimmt und die Aufnahme beschlossen.“ Zur nächsten Versammlung wurde Doris Hutmacher eingeladen und sie durfte bleiben. Inaktive gab es nicht und bei der Zahl der ausgewählten Aktiven war bei insgesamt 50 Damen Schluss. Nach zehn Jahren Mitgliedschaft, „da wurde ich direkt Präsidentin und Vorsitzende“.

Ihr Mann hilft im Hintergrund

1989 übernahm sie das Amt von ihrer Vorgängerin Maria Langenfeld, die mit ihrer Familie den Sonnenschein bereits stark geprägt hatte. Mit dem Doppelposten begann dann das Leben der „Frau Sonnenschein“. „Es gibt wirklich Leute, die mich so ansprechen“, schmunzelt Doris Hutmacher und erinnert sich vor allem an eine Szene im Wahllokal, wo ihr Mann als „Herr Sonnenschein“ identifiziert wurde. Auch wenn er im Hintergrund assistiert und den Verein wie auch zahlreiche andere Ehemänner, Freunde und Partner unterstützten – es bleibt eine Damen-KG.

Für Doris Hutmacher gibt es viel zu tun. Zwei Drittel des Jahres gehen zeitlich für den Verein drauf. „Eine Präsidentin, die war früher für alles zuständig“, sagt sie. In den vergangenen 30 Jahren wurden die Arbeit nie weniger, doch es kamen einige Beisitzer im Vorstandsteam hinzu und die Aufgaben wurden etwas verteilt. Hutmacher setzte sich auch dafür ein, dass der Sonnenschein ein eingetragener Verein wurde. Seither gibt es keine Weihnachtsgeschenke für die Mitglieder mehr, sondern eine alljährliche Spende in Höhe von 250 Euro an Institutionen in Sankt Augustin, die mit Kindern oder Frauen zu tun haben. „Das ist mir auch sehr wichtig, statt irgendein Pillepalle zu Weihnachten“, so die Ehrenamtlerin.

28 aktive Närrinnen organisieren Sitzung für 400 Jecke

Eine große Verantwortung bleibe allerdings die alljährliche Weiberfastnachtssitzung. Mit 64 Mitgliedern, wovon 28 aktiv sind, stemmen die Närrinnen eine Sitzung für rund 400 Jecke. Die Vorbereitungen laufen daher aktuell auch wieder auf Hochtouren – einige Karten gibt es noch für die diesjährige Sitzung zum 90-jährigen Bestehen der DKG. Kaffee und selbst gebackener Kuchen vor dem Sitzungsprogramm an Weiberfastnacht gehörten über all die Jahre dazu, geändert hat sich eher das Programm: „Früher haben wir vielmehr selber gemacht, heute sind es mehr eingekaufte Kräfte.“ Doris Hutmacher sieht den Grund dafür vor allem beim Publikum: „Früher waren wir mehr Frauen aus dem Dorf, heute ist die Ausrichtung anders.“

Das merke sie auch an ihrem Präsidentschaftsposten. In den vergangenen 30 Jahren wurde „alles viel geschäftlicher“. Aufgrund zahlreicher Vorschriften gebe es rechtlich mehr zu regeln. „Das ist nicht mehr schön“, gibt Hutmacher zu. Auch wenn sie gerne für ihren Sonnenschein tätig ist, habe sie mit 35 gewitzelt, dass sie mit 60 Jahren in den Ruhestand geht. Dieses Jahr feiert sie ihren 66. Geburtstag, doch ein Ende ist noch nicht in Sicht: „Ich klebe nicht an meinem Posten, aber es ist keine Neue in Sicht. Wir brauchen dringend neue Leute.“

Neben ihrer 30-jährigen Vereinsarbeit und der 40-jährigen Mitgliedschaft feiert Doris Hutmacher in diesem Jahr auch ihren 45. Hochzeitstag. Ihren Mann heiratete sie – wie konnte es damals anders sein – auch in Mülldorf. Wenn die herzenslustige Frau aus ihrem Leben erzählt, ist es eine Reise in die Mülldorfer Vergangenheit: Die Volksschule besuchte sie beispielsweise an der Bonner Straße, im heutige Kuschelkino.

Doris Hutmacher absolvierte in Troisdorf eine Lehre als Damenschneiderin, wo sie im Anschluss auch angestellt war. Ihr Beruf bescherte ihren Vereinskolleginnen des Öfteren neue Kostüme, die Hutmacher mit einigen Damen heute immer noch selbst näht. Neben ihrem Garten liebt sie das Lesen und Reisen an die Ostsee.

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