Polizeihauptkommissar geht "Dorfsheriff" aus Hangelar geht in den Ruhestand

Sankt Augustin · Polizeihauptkommissar Michael Krenz ist seit 18 Jahren in Hangelar im Einsatz. Jetzt verabschiedet sich der "Dorfsheriff" am Freitag mit einem Umtrunk von den Bürgern im Haus der Nachbarschaft.

Immer vorneweg: Als Bezirksbeamter war Michael Krenz auch bei den Festen im Ort im Einsatz, hier beim jüngsten Umzug der Schützen.

Immer vorneweg: Als Bezirksbeamter war Michael Krenz auch bei den Festen im Ort im Einsatz, hier beim jüngsten Umzug der Schützen.

Foto: Thomas Heinemann

Der Bezirksbeamte von Hangelar heißt Michael Krenz. Das weiß in Hangelar buchstäblich jedes Kind. Seit Januar 2000 ist der Polizeihauptkommissar bei Umzügen und Festen, bei seinen Besuchen in Kindergärten und Schulen oder im Bürgerdialog bei der täglichen Streife in „seinem“ Ort unterwegs. Zumindest noch bis Freitag, dem 13. September. „Das ist dann mein letzter Tag in Uniform“, sagt Krenz mit etwas Wehmut in der Stimme: „Zum Monatsende gehe ich in den Ruhestand.“

Dass er gehen wird, hat sich im Dorf bereits seit einem halben Jahr herumgesprochen. Viele Hangelarer haben bei einer der vielen Veranstaltungen im Ort die Gelegenheit ergriffen, sich schon einmal von ihm zu verabschieden. Eine Geste, die der Polizeihauptkommissar an seinem letzten Tag in Uniform am Freitag erwidern will: Für 15 Uhr lädt der Bezirksbeamte alle Hangelarer, die Lust und Zeit haben, zu einem kleinen Umtrunk ins Haus der Nachbarschaft ein. „Das ist zwar für einen Abschied aus dem Bezirksdienst nicht so üblich, mir war es aber trotzdem wichtig, mich von den vielen Menschen, die mich über fast zwei Jahrzehnte hier begleitet haben, einmal ganz herzlich zu verabschieden,“ sagt Krenz und ergänzt mit einem Hauch von Nervosität: „Ich weiß wirklich nicht, wie viele kommen werden. Da muss ich mich wohl überraschen lassen.“

Drogenhandel auf dem Spielplatz

Überraschungen bringen den gestandenen Bezirksbeamten normalerweise nicht aus dem Konzept. „Kein Tag war und ist wie der andere. Das macht die Aufgabe des Bezirksdiensts so vielfältig und spannend“, sagt Krenz, der das Stereotyp des „gemütlichen Dorfsheriffs“ nicht so gern hört: „Tatsächlich sind wir täglich auf Streife, unterstützen die Ermittlungen des Wachdienstes oder der Kriminalpolizei, übernehmen Fahrerermittlungen oder vollstrecken auch Haftbefehle.“ Sogenannte außenveranlasste Einsätze, bei denen die Polizei aufgrund eines konkreten Anlasses oder per Notruf alarmiert wird, übernehme der Wachdienst, „wobei wir bei besonderen Lagen auch dazugeholt werden können.“

So schön und beschaulich Hangelar sei, so viel gebe es manchmal doch zu tun. Kleinigkeiten etwa, wie die Moderation im Streit unter Nachbarn, die sich an die Polizei gewendet haben, haben laut Krenz für das Zusammenleben im Ort eine wichtige Bedeutung. Dazu gehört auch der Bürgerdialog oder der Besuch der Schulklassen. „Es gibt kein Schulkind im Ort, das mich nicht mindestens einmal in der Schule gesehen und mit mir gesprochen hat.“ Das sei wichtig, erklärt der Bezirksbeamte: „Es gab hier Fälle von Drogenhandel auf einem Spielplatz. Der Tipp kam nicht von Anwohnern, sondern von anderen Kindern und Jugendlichen, die sich daran gestört haben. Sie wussten: Mich darf man jederzeit ansprechen. Ich bin für alle da.“

Reisen durch Europa

Sein Lächeln verliert der Bezirksbeamte in der Regel nur, wenn es um das wilde Parken vor der Grundschule gilt: „Das ist so gefährlich für die Kinder auf dem Schulweg, dass ich es beim Fehlverhalten der Autofahrer nicht bei einer mündlichen Verwarnung belasse – aber das weiß hier wirklich jeder. Deswegen funktioniert es vor der Schule auch so gut.“

Die Schule, die Vereine und die Hangelarer werden ihm fehlen, sagt Krenz, dessen Nachfolger am Freitag vorgestellt wird. „Ich spüre aber, das jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist und freue mich auch auf den Ruhestand.“ Dann habe er wieder mehr Zeit für seine Youngtimer, vielleicht sogar für die alte Modelleisenbahn, aber auf jeden Fall für sein Motorrad, mit dem er Reisen durch Europa geplant hat: „Nächstes Jahr geht es nach Rumänien. Dann fahre ich einfach los, ohne Kalender, ohne Zeitdruck – darauf freue ich mich schon jetzt.“

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