Prozess nach Angriff in Sankt Augustin „Die Tat geschah wie in einem Traum“

Sankt Augustin · Eine 48-Jährige soll im Februar in Sankt Augustin zwei Männer mit einem Messer verletzt haben. Am Montag hat in Bonn der Prozess gegen die Frau begonnen. Was die Frau dort erzählte, taugt durchaus als Plot eines Kriminalromans.

Symbolbild.

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Foto: dpa-tmn/Uli Deck

Vor dem Bonner Landgericht hat am Montag der Prozess gegen eine 48-jährige Frau begonnen, die im Februar einen Tankstellenmitarbeiter und sofort darauf den Angestellten eines benachbarten Kampfsport-Zentrums in Sankt Augustin mit einem Messer verletzt haben soll. Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass die mutmaßliche Täterin unter einer Psychose leidet und schuldunfähig ist. Dementsprechend könnte am Ende des Verfahrens die dauerhafte Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus stehen. Was die sehr gefasst und ruhig wirkende Frau auf der Anklagebank zur Vorgeschichte ihrer Tat erzählte, taugt durchaus als Plot eines Kriminalromans: Ihr Ex-Mann habe im Darknet mit Waffen und Sprengstoff gehandelt und auch sie immer wieder angehalten, ihm dabei zu helfen. Zumindest einmal hatte sie wohl auch ein Paket mit einer Waffe zur Post gebracht.

Zweimal stand ein Sondereinsatzkommando der Polizei vor der Tür der Familie, das erste Mal im April 2016. Und danach noch einmal: Ihr Ex-Mann habe sie im Herbst desselben Jahres unter Todesdrohungen erneut zur Mitarbeit bei seinen illegalen Geschäften zwingen wollen – daraufhin habe sie die Polizei benachrichtigt.

Zunächst drei und dann noch einmal sechs Monate verbrachte ihr Ex in Untersuchungshaft. Und tatsächlich wurde der Mann in der ersten Instanz wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz vom Amtsgericht Bergheim zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. In der Berufung widerrief er dann allerdings sein vorausgegangenes Geständnis und schob seiner Ex-Frau die Taten in die Schuhe.

Ihre Familie sei daraufhin zerbrochen, die fünf gemeinsamen Kinder in Heimen und bei Pflegeeltern untergebracht. Dass sie am 7. Februar in eine Psychose geraten sei, sei ihr erst später klar geworden, sie habe gedacht, die Schicksalsschläge überwunden zu haben. Ohne zu wissen warum, sei sie irgendwann in der Nähe ihres Sportzentrums in Sankt Augustin gelandet.

Warum sie vor dem Training die Tankstelle aufgesucht habe, wisse sie nicht: „Die Tat geschah wie in einem Traum“, berichtete sie. Als sie Zeitschriften in ihre Tasche steckte, geriet sie mit dem Mitarbeiter aneinander. Weil sie sich bedroht gefühlt habe, zückte sie ein Outdoor-Messer, das sie am Gürtel trug und stach auf den Angestellten ein. Anschließend sei sie dann in das Sportzentrum hinüber gegangen, von wo sie ein Mitarbeiter ebenfalls vertreiben wollte. Weil sie aber unbedingt „im Warmen“ habe bleiben wollen, setzte sie auch hier ihre Waffe ein. Beide Männer mussten im Krankenhaus behandelt werden.

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