Straßenbau in Sankt Augustin Die neue Ost-West-Spange ist fertig

Sankt Augustin · Die Stadt Sankt Augustin gibt nach elf Jahren Planung die neue Ost-West-Spange für den Verkehr frei. Die Straße führt unter der Stadtbahnlinie 66 hindurch.

Ab Donnerstagmorgen 8 Uhr werden erstmals Autos die Trasse der Stadtbahnlinie 66 durch die neue Unterführung „Ost-West-Spange“ im Sankt Augustiner Zentrum queren können, ohne dabei an Ampeln oder Schranken auf kreuzende Bahnen Rücksicht nehmen zu müssen. Nur neun statt wie geplant zwölf Monate Bauzeit wurden für die neue Straße benötigt. Und auch bei den Baukosten blieb die rund 1200 Tonnen schwere Unterführung mitsamt der Nebenarbeiten – anders als zunächst erwartet – unter dem geplanten Budget.

Es ist die erste Querung dieser Art, nicht nur im Stadtgebiet, wie der Technische Beigeordnete Rainer Gleß erinnerte. Zwischen dem Siegburger und dem Bonner Hauptbahnhof sei das Bauwerk einmalig. Gestern wurde die noch etwas kahl wirkende Unterführung in einer kleinen Feierstunde mit Vertretern aus Verwaltung, Politik, der Stadtwerke Bonn und der Unternehmensgruppe Jost Hurler eingeweiht. „Das ist ein ganz außerordentliches Ereignis“, sagte Gleß, „denn wir haben elf Jahre dafür gekämpft.“

Der Stadtplaner erinnerte an die frühzeitige Entscheidung, die Stadtteile links und rechts der Bahn „funktional miteinander zu verbinden.“ Pläne und Ideen gab es viele, doch als der Huma-Eigentümer Hurler den Abriss und Neubau des Einkaufszentrums plante, gab es einen neuen Anlauf. „Da muss eine grundsätzliche Lösung her“, erinnerte sich auch Lars Johannsen von der Jost-Hurler-Unternehmensgruppe an den Zustand des alten Huma-Einkaufsparks und dessen verkehrliche Erschließung. „Hier bei der Stadt ist sehr schnell die Chance erkannt worden, dass da mehr daraus gemacht werden kann“, so Johannsen.

Weil ein Teil der zukünftigen Kunden mit dem Auto eine Ost-West-Spange gut gebrauchen und befahren würde, vereinbarte die Stadt mit dem Investor, dass er sich mit 40 Prozent an den Kosten beteiligt. 3,4 Millionen Euro waren für die neue Straße veranschlagt, dabei aber diverse Nebenarbeiten und auch die Ampelanlage nicht berücksichtigt worden. Die Verwaltung korrigierte die Pläne, die Politik erhöhte das Budget dann auf 4,6 Millionen Euro.

Ursprünglich war die Fertigstellung des Bauwerks bereits zur Teileröffnung der neuen Huma-Einkaufswelt im November 2015 geplant gewesen. Probleme beim Grunderwerb und Rechtsfragen zur bundes- oder europaweiten Ausschreibung der Bauleistungen hatten den Zeitplan aber über den Haufen geworfen. Erst im April 2016 rollten die ersten Bagger an. So wurde zunächst eine 35 Meter lange Stützwand erstellt, dann hoben Bagger mehr als 25 000 Kubikmeter Erde aus.

Ende Oktober drückte eine spezielle Hydraulik die 1200 Tonnen schwere Beton-Unterführung innerhalb nur eines Tages an ihre heutige Stelle unterhalb der Bahngleise. In den vergangenen Wochen wurden die Rampen und Fahrbahnen gebaut sowie Markierungen und Schilder angebracht. Einschließlich aller Kosten für Ampeln, Ablösezahlungen, Brückenbauwerk und Schienenersatzverkehr werde man nicht mehr als 4,3 Millionen Euro – also 300 000 Euro weniger als gedacht – ausgeben, zog der Technische Beigeordnete zufrieden Bilanz.

Gleß ließ keinen Zweifel daran, dass der Gewinn für den Verkehr nahezu unbezahlbar sein werde: „Beide Lebensachsen, die Stadtbahnlinie 66 und die B 56, liefen bislang schön nebeneinander her. Sie hatten nichts miteinander zu tun, solange es nicht zu Querungen und damit zu Konflikten kam.“ Nun werde die Querung nicht nur barriere-, sondern auch konfliktfrei sogar für große Lastwagen und Radfahrer möglich sein. „Ich kann jetzt nur hoffen, dass Sankt Augustin nicht hektisch wird,“ ergänzte auch Bürgermeister Klaus Schumacher in Anspielung auf den Straßenbahn-Stauknotenpunkt, der Kreuzung Arnold-Janssen-/ Bonner Straße. Sogar Gewerbeanmeldungen zum Kaffeeverkauf an wartende Autofahrer habe es gegeben, erinnerte der Bürgermeister: „Wir hatten jetzt jahrelang die 'Meditationskreuzung'. Jeder Augustiner und jeder Gast aus der Region konnte hier im Stau zur Ruhe kommen. Das ist nun vorbei.“

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