Sport in Sankt Augustin „Das Kombibad muss kommen“

Sankt Augustin · Sankt Augustins Stadtsportverbandschef Heinz-Willi Schäfer analysiert in einem Interview die Situation des Sports in der Stadt. Klare Absage an Sportstättennutzungsgebühr.

 Sankt Augustins Stadtsportverbandschef Heinz-Willi Schäfer analysiert in einem Interview die Situation des Sports

Sankt Augustins Stadtsportverbandschef Heinz-Willi Schäfer analysiert in einem Interview die Situation des Sports

Foto: Matthias Hendorf

Heinz-Willi Schäfer kommt gut ausgerüstet zum Interview mit dem GA in der Sporthalle des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG). Der Vorsitzende des Stadtsportverbands hält die Sportstättenleitplanung der Stadt Hennef in der Hand. Als Vergleich hat er das Sportentwicklungskonzept aus Sankt Augustin dabei, es stammt von 2002, die Realität hat es teilweise eingeholt. Unter anderem über das Konzept sprach Matthias Hendorf mit Schäfer.

Herr Schäfer, welche Schulnote würden Sie der Sportsituation in Sankt Augustin geben?
Heinz-Willi Schäfer: Da muss ich unterscheiden zwischen den Aktivitäten der Vereine und denen der Stadt. Den Vereinen gebe ich eine gute Note, sie nehmen das Heft des Handelns in die Hand. Das zeigen unter anderem die Beispiele aus Buisdorf und Birlinghoven, wo die Vereine den Umbau ihrer Fußballplätze finanziell mittragen.

Welche Note geben Sie der Stadt?
Schäfer: Sie bemüht sich, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Angebot für den Breitensport aufrechtzuerhalten.

„Er hat sich stets bemüht“ ist die verklausulierte Formulierung, dass es besser laufen könnte.
Schäfer: Es gibt eben viele Baustellen, die sich über die Jahre aufgestaut haben. Aber eigentlich hat die Stadt nur drei Mitarbeiter, die sich um den Sport kümmern. Die machen, was sie können und gehen an die Grenzen der Belastbarkeit. Aber sie sind überlastet.

In Schulnoten ausgedrückt heißt das?
Schäfer: Es ist zwischen befriedigend und ausreichend.

Wie empfinden Sie die Kommunikation mit der Stadtverwaltung?
Schäfer: Ich würde mir schon wünschen, dass es intensiver ist, aber eigentlich sehe ich das recht gelassen.

Zum Jahreswechsel wollte die Stadt die RSG-Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft nutzen, es wäre die vierte im Stadtgebiet gewesen. Dagegen protestierten sowohl Schulleitung als auch Stadtsportverband. Die Stadt nahm die Entscheidung zurück, der Technische Beigeordnete Rainer Gleß sah den sozialen Frieden gefährdet.
Schäfer: Das war auch gut so. Wir hätten sonst die Eltern mobilisiert und Widerstand gezeigt. Ich glaube auch, dass eine Belegung den sozialen Frieden gefährdet hätte.

Provokant gefragt: Ist die Unterbringung von Flüchtlingen nicht wichtiger als eine Yoga-Stunde?
Schäfer: Natürlich stehen die Menschen an erster Stelle. Aber in diesem Fall ging es darum, dass es mit dem alten Hotel Regina eine bessere Alternative gab. Am Ende hat die Vernunft auf Seiten der Stadt gesiegt.

Aktuell sind drei Hallen belegt. Zu viele?
Schäfer: Die gesperrten Hallen wirken sich negativ auf die Vereine aus, sie verlieren Mitglieder. Es geht darum, dass der Zeitraum überschaubar bleibt und wir eine Perspektive bekommen, dass sie bald wieder nutzbar sind.

Wie trägt der Sport zur Integration der Asylbewerber bei?
Schäfer: Die Sprache ist kein Hindernis im Sport, er verbindet über alle Probleme hinweg.

Überfordert die Integration die Vereine?
Schäfer: Den Eindruck habe ich nicht.

In Birlinghoven will die Verwaltung am Hangweg Flüchtlingsunterkünfte auf den Bolzplatz bauen.
Schäfer: Das ist unsensibel, er ist ja eine Möglichkeit für die Menschen, Sport zu treiben. Es wäre schön, wenn die Stadt das noch einmal überdenkt.

Wenn man mit den Vereinen spricht, hört man oft, dass es einen Verteilungskampf untereinander gibt. Registrieren Sie das auch?
Schäfer: Wo die Ressourcen, also Hallen und Sportplätze begrenzt sind, gibt es natürlich Konflikte. Man darf ja nicht vergessen: Durch den Offenen Ganztag an Schulen sind die Hallen später als in der Vergangenheit für die Vereine verfügbar. Deshalb nutzen wir die Hallen jetzt bis 22 Uhr und nicht mehr nur bis 21 Uhr.

Was sind die drängendsten Probleme des Sports?
Schäfer: Dass die Hallen frei werden. Und wir brauchen eine bessere Bädersituation. Wir haben seit der Schließung des Lehrschwimmbeckens in Ort keines mehr. Ich habe die Sorge, dass bei uns eine Generation von Nichtschwimmern heranwächst.

Zuletzt kam das Thema Kombibad, also ein Hallen- und Freibad, wieder hoch. Wie stehen Sie dazu?
Schäfer: Ich habe die Planungen noch begleitet. Für mich ist es die realistischste Lösung.

Ist sie auch bezahlbar?
Schäfer: Sie muss natürlich finanzierbar sein. Wir brauchen kein Erlebnisbad, das können wir uns nicht leisten. Aber das Bad in Menden ist alt, das in Niederpleis auch. Das Kombibad ist sinnvoll und muss kommen.

Also besser gestern als morgen?
Schäfer: Ja.

In städtischer Hand oder mittels privater Hilfe?
Schäfer: Mir wäre es am liebsten, die Stadt finanziert es selbst, dann kann sie frei entscheiden.

Sie halten das Sportentwicklungskonzept in der Hand, es ist mittlerweile 14 Jahre alt.
Schäfer: Es müsste sofort aktualisiert werden, weil es sich überholt hat. In Buisdorf etwa wird der neue Hybridrasen ja schon gebaut.

Zu dem der TuS Buisdorf rund 50.000 Euro beisteuert. Ist die Selbstbeteiligung mittlerweile nötig angesichts knapper Kassen?
Schäfer: Ich finde es gut, dass die Vereine mit in der Verantwortung sind. Es ist einfach, nach der Stadt zu rufen, wenn etwas kaputt ist.

Die Politik hatte die Verwaltung angesichts der schlechten Haushaltslage beauftragt, Sparpotenziale aufzutun. Ein Thema: die Sportstättennutzungsgebühr.
Schäfer: Dieses Gespenst sollten wir ein für alle mal in der Dose lassen. Nach meinem Verständnis hätten die Vereine dann Anspruch auf funktionsfähige Hallen, sie würden ja eine Art Miete zahlen. Wenn die Stadt dann einen Schaden nicht sofort beheben könnte, hätte sie ein Problem.

Aber könnte der Sport damit nicht sein Scherflein dazu beitragen, die Finanzen der Stadt zu verbessern?
Schäfer: Ach, das wäre doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das wäre konsequenterweise der Tod der Vereine, weil die Leute dann ins Fitnessstudio gingen.

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