Tanzturnier in Sankt Augustin Cha-Cha-Cha, Jive und Rumba

Sankt Augustin · Rund 100 Tänzer traten am Wochenende beim Seniorenturnier um den NRW-Pokal in Sankt Augustin an. Mit Lateinamerikanischen und Standardtänzen versuchten sie die Jury von ihrem Können zu überzeugen und lebten dabei Freude und Leidenschaft.

 Noch immer gut in Form: Die Tänzer und Tänzerinnen der Seniorenklasse auf dem Parkett in Sankt Augustin.

Noch immer gut in Form: Die Tänzer und Tänzerinnen der Seniorenklasse auf dem Parkett in Sankt Augustin.

Foto: Franziska Jünger

Mal mehr, mal weniger hohe Absätze fegen über das Parkett, in denen von weitem Schlag umgebene Männerbeine oder Frauenbeine in transparenten Strumpfhosen stecken. Während bei den Männern auch der Rest der Kleidung in erster Linie schwarz ist, kann es bei den Frauen nicht genug glänzen und glitzern. Beim zweiten Turnierwochenende um den NRW-Pokal 2016 traten im Vereinsheim des TSK Sankt Augustin rund 100 Tänzerinnen und Tänzer als Paare im Lateinamerikanischen- und Standardtänzen an.

Die Männer und Frauen, die in zwei Seniorenklassen, 35 bis 45 Jahre und 45 bis 55 Jahre, antreten, erinnern allerdings keinesfalls an Senioren. Schon beim flotten Eintanzen sitzt der fokussierte, aber freundliche Blick – Profilächeln, wie es sich gehört. An der langen Spiegelfront an der hinteren Wand des Tanzsaales überprüfen die Teilnehmer die letzten Details. Die Schuhsohlen werden abgerieben, der glanzvolle Kopfschmuck zurecht gerückt. Dass ein paar Tanzpaare nicht auftauchen und die Tanzrunden ein bisschen nach hinten geschoben werden, bringt hier niemanden aus der Ruhe. Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba und Jive – das sind die entscheidenden Schlagworte an diesem Samstagmittag.

Kruno und Heide Latkovic treten in der Klasse C an: sie im roten Paillettenkleid, er in schwarzer Flatterhose und schwarzem Langarmshirt mit einer 9 auf dem Rücken. Die Startnummer der Paare würde auf den Kleidern der Damen keinen Platz finden.

Ein Treffen von Gleichgesinnten

Das Paar aus Essen hat nach zwanzigjähriger Pause vor zwei Jahren wieder mit dem Tanzsport angefangen. „Was wir schön finden ist, dass es für Senioren überhaupt möglich ist, an Turnieren teilzunehmen. Als wir angefangen haben, war das noch nicht so“, sagt Kruno Latkovic. „Es ist natürlich ein Wettbewerb hier, aber es ist vor allem schön, Gleichgesinnte zu treffen.“ Dass das beides zusammenginge, mache den großen Reiz aus.

„Damals, als wir angefangen haben, war uns das Gewinnen noch wichtiger. Heute sind wir da gelassener“, bestätigt seine Frau. Drei Mal die Woche trainieren die beiden. Mehr sei nicht möglich, wenn man berufstätig sei. In der Leistungsklasse der Latkovics geht es vor allem um die Grundfertigkeiten. „In Autos gesprochen, sind wir die Kleinwagen“, sagt Latkovic schmunzelnd. Dass die Essener sich aber nicht unter Wert verkaufen müssen, zeigt das Endergebnis: Das Paar schafft es, sich den ersten Platz zu ertanzen.

Die eher gefühlvolle Rumba wird begleitet von Rihannas „Diamonds“ oder Adeles „Hello“. Besonders zur Sache geht es beim Jive, der von Swing, Boogie-Woogie und Rock 'n' Roll geprägt ist. Ob nicht nur die Kleider der Tänzerinnen glanzvoll sind, entschieden jeweils vier Wertungsrichter, die vom Tanzverbund NRW berufen werden. Selbst in den kurzen Pausen zwischen den Tanzrunden steht kein Bein still. Getanzt wird hier aus Freude und Leidenschaft. Und die lassen sich die Teilnehmer auch nicht dadurch nehmen, dass sich die Besucherzahl an zwei Händen abzählen lässt.

Nadine und Jens Wüllner haben gerne die dreistündige Autofahrt aus Lage in Ostwestfalen auf sich genommen, um mit dabei zu sein. Ihre Outfits aus schwarzem Stoff mit silbernen Glitzerstreifen hat Nadine Wüllner selbst geschneidert. Auch für sie spielt das Miteinander eine wichtige Rolle. „Natürlich ist ein Erfolg immer schön, aber es freut uns dann auch sehr, bekannte Gesichter wiederzusehen und ins Gespräch zu kommen“. Mit ihrem 48-jährigen Partner tanzt sie mittlerweile in der Klasse 2 der älteren Teilnehmer. „Wir fühlen uns aber jünger“, sagt sie und lacht. Dieses Strahlen findet sich bei allen Teilnehmern wieder. Wenn das Tanzen auch nicht wieder jung macht, zumindest aber macht es glücklich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort