Geplante Flüchtlingsunterkunft in Buisdorf Buisdorfer Bauer erhält Drohbriefe

Sankt Augustin · Der Protest im Sankt Augustiner Stadtteil Buisdorf gegen die geplante Unterkunft „Am Rosenhain“ für bis zu 300 Flüchtlinge hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Ein Buisdorfer Landwirt (der Name ist der Redaktion bekannt), hat laut eigener Aussage per Brief eine zumindest indirekte Morddrohung erhalten, weil er der Stadt die Fläche verpachtet.

 Auf diesem Areal soll die Flüchtlingsunterkunft entstehen.

Auf diesem Areal soll die Flüchtlingsunterkunft entstehen.

Foto: Holger Arndt

„Darin hieß es nicht: 'Wir bringen dich um.' Aber darin wurde auf den Vorfall mit Thurn hingewiesen“, sagte er dem GA.

Wie berichtet, hatte Adolf Günter Thurn als Inhaber der Thurn-Werke in Neunkirchen-Seelscheid im Februar eine schriftliche Morddrohung erhalten. Der Hintergrund: Der Waschmittelhersteller will seine Produktionsanlagen im Gewerbegebiet Neunkirchen-Süd ausbauen. Dagegen protestierten die Bürger. Thurn schaltete damals die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg ein.

Der Buisdorfer Landwirt hat laut eigener Aussage nichts der Polizei gemeldet. „Mich kann keiner einschüchtern. Ich habe keine Angst“, sagte er. Insgesamt habe er vier bis sechs Briefe erhalten, sie lagen jeweils im Briefkasten. Bis auf einen seien sie unterzeichnet gewesen, in dem anonymen Schreiben werde er „Judas“ genannt und der Autor riete ihm, zu verschwinden.

Und in einem Brief stehe, dass es nur ihn als Gewinner gebe und 3000 Verlierer, also die Einwohner. „Das ist unterste Schublade“, sagte der Bauer. Dabei verdiene er mit der Verpachtung keine Millionen. Es gebe aber auch Menschen, die ihn verstünden und seine Meinung teilten, sagte er.

Stefan Birk, Sprecher der Kreispolizei Rhein-Sieg, sagte: „Wir haben keine Kenntnis davon, dass es vermehrt zu solchen Vorfällen kommt.“ Er wolle aber auch nicht ausschließen, dass es schon geschehen sei. Birk rät Betroffenen, sich an die Polizei zu wenden. Einmal, damit die Beamten eine mögliche Straftat ermitteln können. Oder damit sie zumindest Betroffene in Sicherheitsfragen beraten können.

Die Stadt will auf dem Ackerland fünf Gebäude für 2,8 bis drei Millionen Euro errichten, bis Ende des Jahres sollen sie stehen. Der Pachtvertrag staffelt sich laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen: Zunächst gilt er für fünf Jahre, danach kann er je zweimal um drei Jahre verlängert werden – im Höchstfall also elf Jahre. Danach werden die Häuser laut Bürgermeister Klaus Schumacher wieder abgerissen. Der Baubeginn, so Stocksiefen, stehe nicht fest, es fehle noch die Ausschreibung.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich in Buisdorf Widerstand regt gegen die Unterkunft. Zunächst hatten Mitte Februar direkte Anwohner und Vereine an den Bürgermeister geschrieben. Der Tenor: Flüchtlinge ja, aber höchstens 150. Später gründeten die direkten Anwohner die „Interessengemeinschaft (IG) Am Rosenhain“ und verteilten laut eigener Aussage ihre Forderungen per Handzettel an alle Haushalte im drittkleinsten Sankt Augustiner Stadtteil.

Sie forderten unter anderem eine gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge in den Stadtteilen, Richtschnur soll die Einwohnerzahl sein. Man grenze sich aber ganz bewusst von rechten Gruppen ab, hatte Anwohner und IG-Mitglied Carsten Schlegel Anfang April gesagt.

Die IG sammelte laut Schlegel auch Unterschriften, vor knapp zwei Wochen waren es 900. Eine zweite IG, die „IG Buisdorf“, kritisierte die Kommunikation der Stadt, weil diese zu einem Infoabend nur das an die Unterkunft angrenzende Quartier eingeladen hatte. Nach einem Aufruf der IG versammelten sich anlässlich der Veranstaltung laut Polizei rund 250 Menschen.

Der Buisdorfer Landwirt versteht das nicht, er sagte: „Die Leute sind unvernünftig. Das ist wie mit der Atomkraft: Alle wollen sie abstellen, aber keine Windkraftanlagen in ihrer Nähe. So ist es auch mit den Flüchtlingen.“

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