46 Tonnen schwerer Wagen Ausgemusterter Bahnwaggon wird durch Hangelar transportiert

Hangelar · Mit Schienen auf der Straße: Ein Doppelstockwaggon der Deutschen Bahn ist unter der Straßenbahnbrücke in Hangelar hergeführt worden. Über zwei Stunden hat es gedauert, den ausgemusterten Wagen zu bewegen.

Ein Doppelstock-Waggon der Deutschen Bahn musste unter der Eisenbahnbrücke der Bundesgrenzschutzstraße in Hangelar durch.

Ein Doppelstock-Waggon der Deutschen Bahn musste unter der Eisenbahnbrücke der Bundesgrenzschutzstraße in Hangelar durch.

Foto: Inga Sprünken

Es war ein spektakuläres Ereignis, das viele Schaulustige anlockte. Würde es krachen oder würde es klappen?, lautete die bange Frage. Denn nur ganze fünf Zentimeter Luft lagen zwischen der Oberseite des Doppelstock-Waggons und der Straßenbahnbrücke, die über die Bundesgrenzschutzstraße führt. Auf eigens dafür verlegten mobilen Schienen rollte das riesige Gefährt schließlich unbeschädigt darunter her.

Schon um 9 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem der Waggon an der Haltestelle Pützchen per elektrischer Winde – sie kann 300 Tonnen ziehen – auf einen Schwertransporter verladen wurde, hatten Mitarbeiter der Spedition und Bundespolizisten der Technischen Einsatzhundertschaft begonnen, die Schienen unter der Brücke zu verlegen. Denn der 4,64 Meter hohe, 2,78 Meter breite und 26,8 Meter lange Waggon hätte keinen anderen Weg, als über die Bundesgrenzschutzstraße nehmen können. „Das ist die minimalinvasivste Möglichkeit“, urteilte Walter Dederichs, Abteilungsleiter der Bereitschaftspolizei. Denn durch den Ort Hangelar hätte der knapp hundert Tonnen schwere und 37 Meter lange Schwertransporter nicht gepasst.

Ein Doppelstock-Waggon der Deutschen Bahn musste unter der Eisenbahnbrücke der Bundesgrenzschutzstraße in Hangelar durch.

Ein Doppelstock-Waggon der Deutschen Bahn musste unter der Eisenbahnbrücke der Bundesgrenzschutzstraße in Hangelar durch.

Foto: Inga Sprünken

Dieses Video ist Teil einer Kooperation zwischen dem GA und dem WDR.

Polizisten sollen in Hangelar Bahnüberwachung üben

Ziel der Reise des Doppelstock-Waggons, die in Mukran auf Rügen, wo sich das DB-Lager für ausrangierte Eisenbahngefährte befindet, begann, war das Gelände der Bundespolizei. Dort wird bereits seit sechs Wochen ein Bahnsteig mit Ticketautomaten und allem, was dazu gehört, nachgebaut. Die angehenden Bundespolizisten, die auch bahnpolizeiliche Aufgaben erfüllen müssen, sollen in dem 46 Tonnen schweren Gefährt den Ernstfall proben. „Hier können wir auf beengtem Raum die speziellen Einsatzverfahren üben, die wir anwenden, wenn es Probleme mit den Fahrgästen gibt. Schließlich haben wir es nicht nur mit friedlichen Reisenden zu tun“, erklärte Dederichs mit Blick etwa auf Demonstranten oder randalierende Fußballfans.

Hangelar ist nicht der erste der insgesamt zehn Standorte der Bundespolizei, die im Rahmen einer seit dem Jahr 2000 bestehenden Ordnungspartnerschaft zwischen dem Bundesinnenministerium und der Deutschen Bahn einen ausgemusterten Eisenbahnwaggon erhalten. 2012 wurde der erste in Deggendorf ausgeliefert, nach und nach sollen alle damit versorgt werden. „Nach etwa 30 Jahren werden die Waggons ausgemustert“, erzählte Udo Kaiser. Für den Schrott seien sie dann zu schade, so der Regionalbereichsleiter West der Deutschen Bahn (DB) weiter. Er hatte die Reise des seit 1989 von der Deutschen Bahn Regio im Nahverkehr eingesetzten Doppelstock-Waggons organisiert und eine Firma angeheuert, die auf solche Transporte spezialisiert ist.

Nachdem der Waggon überholt und neu lackiert worden war, war er zunächst als Beiwagen bis Köln, von dort bis Bonn und auf einem Nebengleis bis Hangelar, Pützchenweg, gefahren. Dort wurde er verladen und auf der dafür kurzzeitig gesperrten Bonner Straße zur Bundesgrenzschutzstraße transportiert.
Während der Waggon schließlich unter der Brücke hindurch geschoben wurde, fuhr der Schwerlasttransporter auf die andere Seite, wo das Ungetüm wieder mittels Winde auf den Transporter gezogen wurde – um nach wenigen Metern auf dem Gelände der Bundespolizei anzukommen.

Der dortige Standort gehört mit 800 Mitarbeitern zu den größten bundesweit. Außer der Bereitschaftspolizei sind dort die GSG9, die Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft, die Technische Einsatzhundertschaft und die 1. Internationale Einsatzeinheit angesiedelt, die erst 2009 in Sankt Augustin für Auslandseinsätze gegründet wurde.

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