Evangelische Kirche in Sankt Augustin Achim Schledorn predigt zum letzten Mal

Sankt Augustin · Der Pfarrer verlässt die evangelische Kirchengemeinde Sankt Augustin-Ort nach 29 Jahren aus gesundheitlichen Gründen. Doch in den Ruhestand geht Schledorn noch nicht.

 In seinem „Wohnzimmer“, der Pauluskirche, sitzt Pfarrer Achim Schledorn. FOTO: THOMAS HEINEMANN

In seinem „Wohnzimmer“, der Pauluskirche, sitzt Pfarrer Achim Schledorn. FOTO: THOMAS HEINEMANN

Foto: Thomas Heinemann

Das Rampenlicht braucht Achim Schledorn nicht, und doch werden auch an diesem Sonntag alle Blicke der evangelischen Gemeinde in der Pauluskirche auf ihn gerichtet sein. Denn Achim Schledorn steht ein letztes Mal als Pfarrer vor seiner Gemeinde. Nach 29 Jahren in Sankt Augustin-Ort kann er aus gesundheitlichen Gründen die bisherige Pfarrstelle nicht mehr besetzen. Schledorn hat eine Gehbehinderung, das Gehen fällt ihm zunehmend schwerer. „Natürlich gehe ich noch nicht in den Ruhestand“, sagt der charismatische Pfarrer.

Er kündigt auch an, seiner Gemeinde als Mitglied erhalten zu bleiben. Eine Gemeinde, die Schledorn in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht nur geleitet, sondern vielmehr aktiviert hat, sich selbst im Gemeindeleben und auch den Gottesdiensten stärker einzubringen. „Der Gottesdienst muss den Menschen gerecht werden, in ganz verschiedenen Facetten“, erklärt der Gemeindepfarrer und nennt einige Beispiele: „Wir machen alle paar Monate einen sogenannten Abendgottesdienst, der ganz aktiv von der Gemeinde mitgestaltet wird, in dem moderne Musik, Youtube-Videos und Themen aus dem Leben eine Rolle spielen, die die Menschen bewegen.“

Verändert hat er auch den Ablauf der Taufen in der Gemeinde, die nicht allein die strenge Liturgie, sondern heute auch nach einem persönlichen Taufseminar ganz individuelle, ergreifende und von der Familie mitgestaltete Anteile haben. „Das trägt die Handschrift der Familie, das ist gelebte Partizipation“, sagt Schledorn. Auch Konfirmanden, die eine gemeinsam vorbereitete Predigt halten, gleichaltrige auf Augenhöhe ansprechen und mit lebensnahen Themen des Glaubens berührten, lassen die Augen des Pfarrers leuchten: „Das hier ist Teamwork. Evangelische Gemeinde ist Teamwork. Wir brauchen die Ehrenamtlichen, die die Ideen auf allen Ebenen mit Begeisterung tragen. Denn das ist für mich evangelisch.“

Sein Blick schweift dabei aus dem Kirchenraum über den Eingangsbereich zum Anbau des Gemeindehauses, der in seiner Pfarrzeit auf den Weg gebracht und eröffnet wurde. Dort steht auch die große Theke, an der es nach jedem Sonntagsgottesdienst „Schwarzen Augustiner“ gibt. Kein Starkbier, erklärt der Pfarrer mit einem Lächeln, „sondern der eigene Kaffee unserer Gemeinde“.

Über familiäre Kontakte nach Südamerika brachte Achim Schledorn den Gedanken des ökofairen Handels in die Gemeinde. Ein Gedanke, der auf nahrhaften Boden stieß und viele Mitstreiter gewann: Heute ist nicht nur der eigene Kaffee, der über den Verein „ecoselva“ organisiert wurde und von einer Bonner Rösterei bezogen wird, aus nachhaltigem, fairen Anbau, sondern weite Teile des Handelns in der Gemeinde auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

„Uns war es wichtig, dass wir nicht nur Hilfe vor Ort machen, sondern auch wir selbst unser Wirtschaften überdenken. Wir wollen nicht Wasser predigen und Wein trinken. Das geht nur mit Augenmaß, ist nicht immer leicht, aber es geht – und unser Küster ist pfiffig, der findet Lösungen.“

Dem Pfarrer ist es eine Herzenssache, dass nicht nur der ökofaire Gedanke der Weltverantwortung, sondern auch die gelebte Beteiligung der Menschen am und im Gemeindeleben erhalten bleibt. Einen Nachfolger für seine Pfarrstelle gebe es noch nicht. Schledorn selbst strebt die Ausbildung in der Landeskirche zum Gemeindeberater an, um sein Wissen mit anderen Gemeinden zu teilen, die Unterstützung bei der Leitbilderstellung oder in Konflikten benötigen.

Die Verabschiedung findet am Sonntag, 19. Juni, ab 10 Uhr in der Pauluskirche, An den drei Eichen 2 in Sankt Augustin-Ort, statt.

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