GA-Serie "Mobil in der Region" Versuche mit dem Velomobil

Sankt Augustin · Alexander Asteroth beschäftigt sich an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit effizienter Mobilität. Er experimentiert mit Velomobilen - futuristischen Liegerädern mit Vollverkleidung.

Er liebt nicht unbedingt den großen Auftritt, aber er bekommt ihn trotzdem. Ungewollt, aber auch unvermeidlich. Und das liegt an seinem strahlend weißen Gefährt, das an eine überdimensionierte rollende Zigarre erinnert und das ihn allmorgendlich die gut 18 Kilometer aus seinem Heimatort Hennef-Söven zur Arbeit nach Sankt Augustin bringt.

Alexander Asteroth hat eine Professur für Informatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und ist leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Genauer gesagt schlägt sein Herz für Velomobile. Er ist damit einer von wenigen Hundert in Deutschland, die sich für die futuristischen Liegerräder mit Vollverkleidung begeistern.

Velomobile beschäftigen Asteroth auch beruflich. In verschiedenen Forschungsprojekten gehen Asteroth und Kollegen der Fragestellung nach effizienter Mobilität nach. „Um von effizienter Mobilität sprechen zu können, reicht es nicht, Autos mit Elektromotoren auszustatten“, sagt Asteroth. Um Effizienz zu erreichen, müssen alle Komponenten des Fahrzeugs daraufhin optimiert werden.

Dazu sei eine auf den Nutzer abgestimmte energieeffiziente Steuerung der Fahrzeuge nötig. In seinen Experimenten greift Asteroth auf Velomobile zurück. Diese leichtgewichtigen, aerodynamischen Fahrzeuge werden hierzu mit einem Elektromotor ausgestattet und dienen als Testplattform für vielfältig übertragbare Konzepte.

Zigarettenschachtelgroße Steuerung

Die Steuerung des Fahrzeugs ist zigarettenschachtelgroß und auf dem Fahrzeugboden mit zahlreichen Sensoren verkabelt. Die winzige Recheneinheit steuert den Elektromotor und gleicht verschiedene Daten, wie etwa die Position des Fahrzeugs mit geomorphologischen Fakten ab.

Gleichzeitig berücksichtigt der Minicomputer die Leistungsfähigkeit seines Fahrers, so dass dieser einen Trainingseffekt erzielt, wenn er in die Pedalen tritt. „So sieht sicherlich noch nicht die Mobilität der Zukunft aus, aber die Suche nach einer energieeffizienten Lösung wird eine entscheidende Rolle spielen“, ist Asteroth überzeugt. Ein (fast) vollwertiges Gefährt für die Stadt aber ist Asteroths Velomobil schon jetzt, auch wenn der Informatiker nur mehr oder minder großes Handgepäck mitnehmen kann.

Ein Mitschwimmen im Stadtverkehr ist aber problemlos möglich. „Ich kann über längere Zeit durchschnittlich 40 Stundenkilometer aus reiner Muskelkraft fahren. Wenn man bedenkt, dass Autos im Stadtverkehr durchschnittlich nur 30 Stundenkilometer erreichen, reicht das vollkommen aus.“ Mit einem E-Bike schafft der Fahrer gerade einmal 25 Stundenkilometer. Möglich machen diese Fahreigenschaften ein geringes Gewicht und eine sehr gute Aerodynamik.

Energieeffizienter Hingucker

In Zahlen ausgedrückt: Das Velomobil ist federleicht. Das in rund einem Monat in Hand gefertigte Karbonfaser-Velomobil bringt gerade 26 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Weniger ist in diesem Fall nicht nur mehr, es kostet auch mehr – zumindest als ein handelsüblicher Drahtesel. Rund 8000 Euro muss berappen, wer in dem energieeffizienten Hingucker unterwegs sein will.

Energieeffizientes Fahren mit klassischen Automobilen hält der Informatiker für beinahe ausgeschlossen: „Automobile sind zu schwer. Wir werden uns bei der Fortbewegung auf Veränderungen einstellen müssen. Das betrifft zwangsläufig auch die Themen Sicherheit, Ausstattung und Maximalgeschwindigkeit.“

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