Hilfsarchivar So sieht ein Bundesfreiwilligendienst im Sankt Augustiner Stadtarchiv aus

Sankt Augustin · Elyes Ben Chihi leistet ein Jahr Bundesfreiwilligendienst ab. Der „Hilfsarchivar“ betont, dass die Arbeit im Archiv nichts mehr mit der weit verbreiteten Vorstellung zu tun hat, den gesamten Tag zwischen verstaubten Akten und Büchern zu verbringen.

 Die Erfassung der Plakate ist die Aufgabe von Elyes Ben Chihi (Mitte). Ali Dogan und Michael Korn freuen sich über das Engagement des ersten Bufdis im Stadtarchiv.

Die Erfassung der Plakate ist die Aufgabe von Elyes Ben Chihi (Mitte). Ali Dogan und Michael Korn freuen sich über das Engagement des ersten Bufdis im Stadtarchiv.

Foto: Martina Welt

„Mein Projekt ist die Plakaterfassung“, meint Elyes Ben Chihi bei der Vorstellung seines Verantwortungsbereichs im Stadtarchiv. Ben Chihi ist der erste sogenannte Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) im Stadtarchiv und ist sich schon jetzt sicher, dass die Entscheidung richtig war, nach dem Abitur ein Jahr lang nochmal in Arbeitsabläufe und neue Themen reinzuschnuppern.

„Ich wusste vor einem Jahr noch nicht so genau, was ich machen wollte“, erinnert er sich. Da er schon als Praktikant in der Schulverwaltung des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG) ausgeholfen hatte, konnte er sich eine Arbeit in der Stadtverwaltung durchaus vorstellen. Als er schließlich die Homepage der Stadt durchforstete, entdeckte er die Bufdi-Stelle im Archiv und bewarb sich, nachdem ihm auch die RSG-Rektorin Birgit Fels bestätigte, dass die Aufgabe für ihn passen könnte. „Die Referenzen waren bestens“, erinnert sich der Leiter des Stadtarchivs, Michael Korn, an die durchweg positiven Einschätzungen der Schule. Da fiel es ihm nicht schwer, sich unter den acht Bewerbern für Ben Chihi zu entscheiden.

Dass die Arbeit im Archiv nichts mehr mit der weit verbreiteten Vorstellung, den gesamten Tag zwischen verstaubten Akten und Büchern zu verbringen, zu tun hat, das betont der „Hilfsarchivar“ immer wieder. „Ich habe nicht nur die Abläufe im Stadtarchiv kennengelernt, sondern auch die Abläufe in der gesamten Verwaltung“, sagt der Abiturient mit tunesischen Wurzeln. E-Mail-Verkehr, Telefon, Mitarbeitertreffen, Tagesbesprechung, Benutzerbetreuung im Treffpunkt Stadtarchiv sowie die Mitwirkung bei der Öffentlichkeitsarbeit waren die Aufgaben des Archiv-Bufdis. Immer dann, wenn aktuell keine Termine anstanden, konnte sich Ben Chihi seiner Daueraufgabe, der Archivierung und Erfassung der Plakate zuwenden.

Hinter jedem archivierten Stück steht ein langer Arbeitsprozess

„Ich wusste nicht, wie umfangreich die Arbeit im Archiv ist“, sagt Ben Chihi. In jedem Fall garantiere nur ein langer Arbeitsprozess bei jedem archivierten Stück dafür, dass es am Ende auch gefunden werde. Leute, die viel über kommunale Geschichte und Verwaltungsprozesse erfahren wollten, für die sei ein Jahr Bundesfreiwilligendienst im Archiv genau das Richtige, findet der erste Bufdi im Stadtarchiv.

Sein freiwilliges Engagement sei jedoch keine Einbahnstraße, bestätigt Korn. „Wir haben jetzt einen digitalen Archivkalender, der auf Anregung Ben Chihis entstanden ist“, sagt er. Auch sei der Blickwinkel als 19-Jähriger anders, und so gebe es immer wieder Ideen und auch neue Kontakte, wie zum Beispiel die Bildungspartnerschaft zum RSG. „Natürlich gab es von ihm auch kritische Anmerkungen, aber die waren immer sehr konstruktiv“, sagt Korn.

Ben Chihi bedauert es sehr, dass er die neuen Fahrregal-Anlagen im neuen Technischen Rathaus und im Schulzentrum Niederpleis nicht mit einräumen kann, denn sein letzter Arbeitstag ist der 30. August. Danach möchte er an der Universität in Bonn Geografie und Informatik studieren, schließt aber nicht aus, möglicherweise später bei der Stadtverwaltung anzuheuern.

Die neuen Regale muss auf jeden Fall sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin bestücken, und es gibt noch viel mehr zu tun, denn viele Bestände im Archiv sind noch nicht erfasst. Wie zum Beispiel mehrere hundert Karnevalsorden oder Vereinsunterlagen.

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