Studierenden-Pfarrer Michael Pues Seine Gemeinde wechselt ständig

Sankt Augustin/Bonn · Kontakte knüpfen, Seelsorge, Gottesdienste und Projekte anstoßen: Michael Pues arbeitet seit sechs Jahren als Studierenden-Pfarrer an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

 Der Studierenden-Pfarrer Michael Pues und die Studenten der HBRS zu Gast beim Abendgebet in der Moschee.

Der Studierenden-Pfarrer Michael Pues und die Studenten der HBRS zu Gast beim Abendgebet in der Moschee.

Foto: Martina Welt

Mit einem freundlichen Lächeln empfängt Abdul-Karim Barakat seine Gäste im Eingangsbereich der noch jungen Al Muhajirin Moschee an der Brühler Straße in Bonn. Für ihn ist die bevorstehende 90-minütige Führung durch die Moschee quasi ein Heimspiel, denn seine Gäste – zehn Studentinnen und Studenten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (HBRS) zusammen mit dem Studierenden-Pfarrer Michael Pues und Christina Holthaus vom „International Office“ der Hochschule – kommen da her, wo er seinen Master Abschluss in Biomedical Science gemacht hat. Aktuell ist der Syrer Doktorand der Pharmazie an der Uni Bonn. Die Moschee-Führung wiederum ist ein Teil des Projektes „Zu Gast bei Religionen“, welches der evangelische Pfarrer gemeinsam mit Holthaus organisiert hat. Die Gruppe hat bereits eine Synagoge besucht und wird nach der Moschee-Besichtigung auch eine der vielen Kirchen in Bonn genauer unter die Lupe nehmen.

Abwechslungsreiche Aufgabe

„Die Idee des Projektes war es, Studenten, die nach Deutschland kommen, zu zeigen, wie Religion in Deutschland organisiert ist“, erläutert der Pfarrer den Hintergrund. In der Tat kommen die Studenten aus vielen unterschiedlichen Ländern und studieren derzeit an der Hochschule in Sankt Augustin oder Rheinbach. Die Moschee-Führung wird daher in englischer Sprache durchgeführt. Michael Pues ist zudem noch für die Universität Bonn und die Alanus Hochschule in Alfter als Pfarrer zuständig. Seit sechs Jahren arbeitet Pues als Studierenden-Pfarrer und genießt die vor allem abwechslungsreiche Arbeit, mit immer wieder neuen Studenten.

„Man hat nur eine temporäre Gemeinde“, meint er und seine Aufgabe sei es, die Interessen der Studenten aufzugreifen und in Angebote umzusetzen. „Dabei muss man sich ein Stück weit die Strukturen selbst schaffen“, sagt Pues, dessen Arbeit sich von der des katholischen Hochschulpfarrers in Bonn unterscheidet. „Ich übernehme im Gegensatz zum Hochschulpfarrer keine Lehrtätigkeit im wissenschaftlichen Sinne an der Hochschule.“

Zuvor war Pues sieben Jahre Gemeindepfarrer im schweizerischen Sankt Gallen. „Diese Arbeit ist völlig anders, als die mit den Studierenden“, sagt der 47-Jährige. Pues pflegt Kontakte an den Hochschulen, betreut das evangelische Studentenwohnheim mit rund 70 Studenten in Bonn, die in kleinen Wohngemeinschaften leben und das Familienhaus der evangelischen Studierendengemeinde für sechs Familien. Außerdem zählen die Seelsorge und Gottesdienste zu seinem äußeren Rahmen, den er in jedem Semester aufs Neue füllen muss. „Die Arbeit bedeutet viel Bewegung und Lebendigkeit.“ Programme und Projekte bereitet er mit den Studierenden vor. „Dazu treffen wir uns dann zum Beispiel am Wochenende und besprechen das weitere Vorgehen.“ So engagieren sich pro Semester rund 25 bis 30 Studenten aktiv in der Programmarbeit. Im weiteren Sinne arbeite er mit rund 50 bis 60 Studenten zusammen und es seien Hunderte, mit denen er pro Semester Kontakt habe, schätzt Pues.

Studenten erarbeiten Themenvorschläge

Das Projekt „Zu Gast bei Religionen“ hat in diesem Semester Premiere. Zudem gibt es den Chor mit 65 Studenten, der seine Konzerte in der Bonner Lutherkirche gibt. Zu den regelmäßigen Angeboten zählt auch das sogenannte Treff am Mittwochabend. „Dort werden sehr unterschiedliche Themen wie Dietrich Bonhoeffer, Blind sein, Diskussionen zu aktuellen Themen, Treffen mit Bundestagskandidaten oder aber Kooperationen mit Flüchtlingen besprochen“, sagt Pues.

Die Themenvorschläge zu diesen Abenden erarbeitet er mit den Studenten. „Da kommt immer was“, versichert der Pfarrer, der sehr schnell nach Antritt dieses Amtes festgestellt hat, dass er nur gemeinsam mit den Studierenden das Programm gestalten kann. Seine Stelle ist auf acht Jahre befristet und kann weitere vier Jahre verlängert werden. Konkrete Vorstellungen, wie es für ihn in Zukunft weitergehen soll, hat Pues noch nicht. „Wir haben drei Kinder und damit ist man zunächst ein Stück weit auch gebunden.“

Dass er noch einmal mit seiner Frau eine Pfarrstelle im Ausland annimmt, kann er sich grundsätzlich vorstellen. Nach seinem Theologiestudium in Erlangen und Bonn hat Pues ein Vikariat in der Bonner Lutherkirche gemacht und arbeitete mehr als drei Jahre in Köln als Notfallseelsorger. Danach nahm er sich eine Auszeit und betreute mit seiner Frau ein halbes Jahr lang ein Straßenkinderprojekt in Indien, bevor sie gemeinsam nach Asien und Australien reisten. Nach dieser einjährigen Auszeit bewarb sich der Pfarrer auf die Stelle in Sankt Gallen, und kehrte vor sechs Jahren mit seiner Familie nach Bonn zurück, um als Pfarrer für die Studierenden zu arbeiten.

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