Scheurer/Kowalski Sankt Augustiner Schauspieler-Ehepaar lädt zum Kaffeehaus-Abend

SANKT AUGUSTIN · Der Mann hat ein Gesicht, das man so schnell nicht vergisst. Als "Kommissar Stolberg" im ZDF ist er vielen präsent, auch wenn die Produktion der Serie inzwischen eingestellt wurde. Lange Zeit verkörperte er den Lebensgefährten von "Bella Block" (alias Hannelore Hoger), in elf "Tatort"-Filmen stand er vor der Kamera.

Darüber hinaus mimte er im Brandt-Guillaume-Drama "Im Schatten der Macht" Egon Bahr, in mehreren Folgen der legendären Fernsehreihe "Loriot" war er an der Seite des komödiantischen Großmeisters zu sehen. Und dennoch hätten wir uns am vereinbarten Treffpunkt, einem Straßencafé auf dem Bonner Marktplatz, beinahe verpasst.

Denn Schauspieler Rudolf Kowalski, gewöhnlich stets glattrasiert, trägt neuerdings Vollbart. "Nur für eine neue Rolle", versichert er. "Danach kommt der aber wieder weg", ergänzt vorsorglich seine Frau, die Schweizer Schauspielerin Eva Scheurer, in "Stolberg" als Gerichtsmedizinerin Hannah Voskort zu sehen. Seit 22 Jahren schon lebt das Ehepaar in Sankt Augustin.

"Wir suchten damals ein Haus im Rheinland, mit großem Garten für unsere kleine Tochter." Rudolf Kowalski telefonierte mit einem alten Bekannten aus jener Zeit, als er in den frühen 70er Jahren Mitglied des Bonner Schauspiel-Ensembles war, und fragte ihn, ob er zufällig eine passende Immobilie wüsste. "Ja", antwortete der. "Gleich neben meinem Haus." So landete die Familie in Sankt Augustin. Auch wenn sich der ursprüngliche Grund - der große Garten für die kleine Tochter - inzwischen erledigt hat, weil die Tochter inzwischen 23 ist und Szenische Künste an der Universität Hildesheim studiert, will das Schauspieler-Ehepaar nicht mehr weg: "Die Nähe zu Köln, zum Flughafen, zum ICE-Bahnhof, das ist schon ideal."

Mehr noch: Eva Scheurer und Rudolf Kowalski haben längst auch kulturell Wurzeln geschlagen. Und das hat vor allem mit dem von ihnen hoch geschätzten Sankt Augustiner Kulturamtsleiter Bert Stroß zu tun, der das prominente Paar ein ums andere Mal verpflichten konnte. Das jüngste Projekt: Am Samstag, 11. Mai, gestalten Eva Scheurer und Rudolf Kowalski gemeinsam mit dem Salon-Orchester Petersberg einen Abend im Schloss Birlinghoven, der an die legendäre Zeit der Wiener Kaffeehäuser zwischen den beiden Weltkriegen erinnert.

Dafür hat Eva Scheurer Texte des von den Nazis verfemten und verfolgten und daher heute weithin vergessenen Dichters Alfred Polgar ausgewählt und zusammengestellt. Polgar, der das Wiener Café Central zu seinem zweiten Wohnzimmer erkor, war ein schreiberisches Genie, von Kurt Tucholsky verehrt und bewundert, ein scharfsinniger Beobachter seiner Zeit, dessen Sprache aber stets von einer großen Liebe zu den Menschen zeugte.

"Die Texte, die meine Frau ausgewählt hat, sind stark dialogisch und handeln vornehmlich von der Beziehung Mann und Frau", schwärmt Kowalski. Und gibt gleich eine kleine Original-Polgar-Kostprobe: "Wenn eine Frau schweigt, hört man das." Privates und Berufliches ohne Beziehungsstress miteinander zu verbinden, ist zumindest für das Team Scheurer/Kowalski kein Problem. Auf die Frage, wie das denn so war, gemeinsam in der ZDF-Serie "Stolberg" zu spielen, antworten beide unisono und wie aus der Pistole geschossen: "Super!"

Info: Samstag, 11. Mai, 20 Uhr, Schloss Birlinghoven, Konrad-Adenauer-Straße, Karten kosten 23,80 Euro (inklusive Gebühren) und sind in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen erhältlich.

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