Zum Geburtstag von Yrsa von Leistner Sankt Augustiner Künstlerin Yrsa von Leistner wäre jetzt 100 Jahre alt

Sankt Augustin · Die 2008 verstorbene international renommierte Künstlerin hat lange Jahre in Sankt Augustin auf dem Gelände der Steyler Missionare gelebt und gewirkt. In ihrem Haus leben heute Flüchtlinge.

 Yrsa von Leistner und der damalige Bürgermeister Karl Gatzweiler bei der Übergabe des Augustinus 1982.

Yrsa von Leistner und der damalige Bürgermeister Karl Gatzweiler bei der Übergabe des Augustinus 1982.

Foto: Stadt Sankt Augustin

Wer sich auf dem Marktplatz in Sankt Augustin genauer umsieht, entdeckt schnell die Skulptur „Augustinus“. Aus Bronze gegossen steht der Heilige Augustinus vor einem massiven Granitstein, die Hand des Heiligen bricht durch den Stein und weist einen Weg. Die Skulptur bedient ein geliebtes und wichtiges Thema seiner Erstellerin, der Künstlerin Yrsa von Leistner: Sie stellt die Hoffnung dar, die Hoffnung, dass Augustinus den Weg in eine gute Zukunft weisen kann. Die 2008 verstorbene Künstlerin hat lange Jahre in Sankt Augustin gewirkt und gelebt, sie würde am 18. Juli ihren 100. Geburtstag feiern.

Einen Überblick über das Leben und das Werk der international renommierten Künstlerin gab jüngst der ehemalige Leiter des Kulturamtes Sankt Augustin, Bert Stroß, bei einer Führung in der Stadtbücherei. Dort sind Werke von Yrsa von Leistner aus einer Privatsammlung ausgestellt, die der Stadt geschenkt wurden. Bert Stroß hat von Leistner noch persönlich kennengelernt: „Ich war sofort fasziniert und eingenommen von ihrer Persönlichkeit.“

Von Leistner wurde 1917 in München geboren. Mit 16 Jahren ging sie auf die Kunstakademie in München. Einer ihrer ersten Aufträge war die Anfertigung einer Porträt-Büste vom Mediziner Ferdinand Sauerbruch. Als sie zu ihm in die Berliner Charité reiste wurde sie mit einem der prägendsten Situationen ihres Lebens konfrontiert: Hunderte verletzte, elend aussehende und leidende Menschen sah sie im Berliner Krankenhaus zu Kriegsende. In einer Reportage des WDR aus den 80er Jahren erzählt sie von dem Erlebnis: „Manche wurden ohne Narkose operiert, weil die Narkosemittel knapp waren. Ich flüsterte ihnen immer den Namen ihres Liebsten ins Ohr, und sie begannen trotz Elend zu lächeln.“ 1955 wurde von Leistner nach Bonn gerufen, um eine Büste von Konrad Adenauer anzufertigen.

Auch Konrad Adenauer stand ihr Modell

Weitere Aufträge hielten sie im Rheinland, und 1970 zog sie nach Sankt Augustin, wo sie sich auf dem Gelände der Steyler Missionare ein Schwedenhaus baute, in dem sie bis zu ihrem Tod lebte. Bundeskanzler Adenauer wurde zu einem engen Vertrauten der Künstlerin. Er wirkte auf sie wie ein Leitwolf, der das Schicksal der Menschen mit Ruhe aufnahm, sagte sie in der Reportage. Adenauer war nicht die einzige große Persönlichkeit, mit der von Leistner vertraut war. 1963 erstellte sie eine Büste von Papst Paul VI. und lernte ihn persönlich kennen. Sie beschreibt ihn als einen Menschen voller Güte und Liebe.

Bei den Steyler Missionaren lernte sie den Dalai Lama kennen, der sie zu sich nach Indien einlud. In Indien lernte sie auch Mutter Teresa kennen und ging mit ihr durch Kalkutta, um den Leprakranken zu helfen.

Werk kreist um die großen Themen des Lebens

Das Werk Yrsa von Leistners kreist um die Themen der Gottes- und Nächstenliebe, Leid, Tod und Erlösung. Sie stellt in ihren Plastiken zwar Leid und Tod anschaulich dar, gibt jedoch immer den Hinweis auf Hoffnung, indem viele ihre Figuren in den Himmel schauen. Ihre Kunst solle die Menschen trösten, sagte sie selbst.

Die Nächstenliebe war der gläubigen Künstlerin auch immer wichtig in Bezug auf die anderen Weltreligionen. Eine Plastik mit dem Titel „Weltreligionen“, die in Salzburg steht, verdeutlicht dies: Verschiedene Figuren stellen den Islam, das Judentum, den Buddhismus, den Hinduismus und das Christentum dar. Die Figuren stehen friedlich nebeneinander und tragen die Inschrift: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ Reproduktionen von zweien dieser Figuren stehen auch in Sankt Augustin an der B 56, der „Wiederkehrende Christus“ und die „Indische Weisheit“. Die Werke der Künstlerin sind auf der ganzen Welt verteilt.

Yrsa von Leistner starb 2008. Sie wurde auf dem Friedhof der Steyler Missionare begraben. Ihr Schwedenhaus wurde von den Steylern restauriert. Heute sind dort Flüchtlinge untergebracht.

„Das würde Yrsa von Leistner sehr freuen. Sie war dem Menschen immer zugewandt und half, wo es ging“, so Bert Stroß.

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