Tod von Karl Lennartz Sankt Augustin trauert um Kommunalpolitiker

SANKT AUGUSTIN · Sankt Augustin trauert um Karl Lennartz. Über Jahrzehnte hat sich der Sozialdemokrat im Stadtrat und darüber hinaus leidenschaftlich und mit viel Herz für das Wohl der Bürger engagiert. Nun hat sein angegriffenes Herz aufgehört zu schlagen.

Bücher und das Schreiben: Karl Lennartz in seiner Bibliothek unter dem Dach seines Hauses in Schmerbroich bei seiner Lieblingsbeschäftigung.

Bücher und das Schreiben: Karl Lennartz in seiner Bibliothek unter dem Dach seines Hauses in Schmerbroich bei seiner Lieblingsbeschäftigung.

Foto: Michael Lehnberg

Am vergangenen Freitag ist Karl Lennartz im Alter 74 Jahren in der Herz-Klinik in Bad Oeynhausen gestorben. "Die SPD Sankt Augustin verliert einen herausragenden Sozialdemokraten", sagte Ortsvereins-Vorsitzender Denis Waldästl. "Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren."

Er war ein Mann der ersten Stunde in der noch jungen Stadt. Mehr als 300 Ratssitzungen hat er beigewohnt. Von allen Kommunalpolitikern in Sankt Augustin hat er am längsten im Stadtrat und dessen Gremien gesessen, 40 Jahre - Rekord. Doch um Rekorde ging es dem Sportsmann Karl Lennartz nicht, er hatte immer das Wohl der Bürger, seiner Studenten und der Benachteiligten in der Gesellschaft im Blick. Er war vieles: Marathonmann, Sozialpolitiker, Bürgermeisterkandidat und ein international angesehener Sporthistoriker und Experte für Olympische Geschichte.

Von 2004 bis 2012 war der langjährige Direktor des Carl-und-Liselotte-Diem-Archivs (1989 bis 2005) an der Sporthochschule in Köln Präsident der "International Society for Olympic Historians" und bis zuletzt Mitherausgeber der Zeitschrift "Journal of Olympic History". Auch in verschiedenen Arbeitsgruppen des Internationalen Olympischen Komitees hat er mitgewirkt. Da versteht es sich von selbst, dass er regelmäßiger Gast bei Olympischen Spielen war, ob in Sydney, Peking, Lausanne, Katar, Kopenhagen, Athen oder zuletzt in London. Auch auf dem internationalen Parkett hat Karl Lennartz Maßstäbe gesetzt.

Noch im vergangenen Jahr hat ihm NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Sportplakette des Landes überreicht. Sich bewegen, etwas bewegen, laufen: Bewegung war seine Leidenschaft, der Sport und die Olympischen Spiele sein Steckenpferd. Kommunalpolitiker war er mit Leib und Seele. Zig Marathons (Bestzeit 2:42,20 Stunden) ist er gelaufen, gut 50 Bücher und unzählige Artikel hat er geschrieben, darunter auch in der Reihe "Beiträge zur Sankt Augustiner Geschichte".

Das letzte Buch über die Geschichte Schmerbroichs, wo der Vater dreier Kinder mit seiner Familie lebte, hat er nicht mehr fertigstellen können. Karl Lennartz hat sich engagiert, wo er konnte, war stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Ausschusses für Freizeit. Kultur und Sport. Er hat kritisiert, moderiert, gelobt, Anstöße und Impulse gegeben und mit seinem großen Sachverstand wichtige Ideen für die städtischen Projekte eingebracht.

Er hat gerne kontrovers diskutiert, gerne auch gestritten, war aber immer an konstruktiven Lösungen orientiert. Das verschaffte ihm über Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen. "Ich bin stolz und glücklich darüber, einen so verdienten Mitbürger in unserer Heimatstadt zu wissen", hatte Bürgermeister Klaus Schumacher (CDU) bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahr 2006 gesagt.

Aus Lennartz' Initiative heraus ist der Stadtsportverband gegründet worden, den er mit seinem Freund Heinz-John Cordes aufgebaut und von 2004 bis 2012 geführt hat, ehe sein Parteifreund Heinz-Willi Schäfer den Posten übernahm. "Er wird uns fehlen mit seinem großen Engagement, seiner Aktivität und seinem Wissen", sagte Schäfer. Karl Lennartz sei immer da gewesen, wenn man seine Hilfe gebraucht hätte.

Von 1971 bis 1977 war Lennartz auch SPD-Vorsitzender in Sankt Augustin, 1975 sogar einmal Bürgermeisterkandidat. Von Anfang an hat der Schmerbroicher mitgeholfen, Sankt Augustin nach der kommunalen Neuordnung 1969 mit aufzubauen und auf die Beine zu stellen. Auch dank ihm hat die junge Stadt das Laufen gelernt.

Bis ins Jahr 2009 hatte er ein Stadtratsmandat für die SPD inne. Er war es, der den Bau der neuen Kunstrasenplätze forcierte, die Sportkommission mit ins Leben rief und 10 000 Euro mit dem Stadtsportverband sammelte, damit bedürftige OGS-Kinder, deren Eltern nicht bezahlen konnten, ein tägliches Mittagessen bekamen. Einen großen Traum hatte er noch in seinem ausgefüllten Leben: Mit seiner Frau wollte er im Wohnmobil von Alaska bis Feuerland reisen. Er hat so vieles geschafft. Doch sein großer Traum ist ein Traum geblieben.

Die Trauerfeier für Karl Lennartz ist am Montag, 12. Mai, 11 Uhr im Haus Buisdorf, Oberdorfstraße.

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