17-Jährige in Sankt Augustin getötet Polizei befragt Freunde des Opfers

Sankt Augustin/Bonn · Zwei Tage nach dem Fund der Leiche einer 17-Jährigen in Sankt Augustin hat die Polizei am Dienstag erste Zeugen vernommen. Der 19-jährige Tatverdächtige schweigt mittlerweile zu den Vorwürfen. Vor vier Jahren wurde bereits gegen den Mann ermittelt, vorbestraft ist er aber nicht.

Nach dem Fund einer toten 17-Jährigen in Sankt Augustin versucht die Polizei durch Gespräche mit Zeugen, die Stunden vor der Tat zu rekonstruieren. "Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck", sagte der Bonner Oberstaatsanwaltschaft Robin Faßbender auf GA-Anfrage.

Mehrere Befragungen hätten bereits stattgefunden. Nach Angaben der Ermittler geht es unter anderem darum, die von dem Verdächtigen gelieferte Version zum Tathergang zu überprüfen. Nach seinem Termin beim Ermittlungsrichter mache der Verdächtige aber keine Angaben mehr zu dem Fall.

Die Polizei entdeckte die Leiche der jungen Frau am Sonntagabend in einer städtischen Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose in Menden. Der Verdächtige stritt die Tat nicht ab und gab zu, gewaltsam gegen die Jugendliche vorgegangen zu sein. Wegen Totschlags erließ ein Richter Haftbefehl gegen den 19-Jährigen, der die deutsche und die kenianische Staatsangehörigkeit besitzt und im Alter von zwei Jahren nach Deutschland kam. In der städtischen Einrichtung lebte er, weil er keinen festen Wohnsitz hatte. Bisher sei die 2016 errichtete Unterkunft in dem Mendener Gewerbegebiet polizeilich unauffällig gewesen, sagte Stefan Birk, Sprecher der Polizei im Rhein-Sieg-Kreis.

In seiner Vernehmung sagte der Mann, dass er das Mädchen am Freitagabend kennengelernt habe. Sie seien zusammen in eine Kneipe gegangen, dann sei die junge Frau mit ihm in die Unterkunft gekommen. Dort sei es zu einem Streit gekommen. Wie genau die 17-Jährige ums Leben kam, ist noch nicht bekannt. Eine Waffe soll nicht im Spiel gewesen sein. Zum Ergebnis der mittlerweile abgeschlossenen Obduktion machten die Ermittler zunächst keine Angaben.

17-Jährige soll nach Streit gestorben sein

Wie Polizeisprecher Robert Scholten bestätigte, untersucht die Mordkommission in mehreren Teams mit etwa zehn Beamten die schreckliche Tat von Sankt Augustin. "Wir müssen die Tatversion genau nachvollziehen und durch Zeugenaussagen und die Spurenlage absichern", so Scholten. Am Dienstag wurden demnach fünf Zeugen aus dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis des Opfers vernommen. Es gebe zurzeit nichts Neues zu vermelden, weil man zum jetzigen Zeitpunkt kein Täterwissen preisgeben wolle.

Wie berichtet gibt es keine Anhaltspunkte für ein Sexualdelikt, vielmehr sagte der 19-jährige Tatverdächtige, es habe in seiner Wohnung einen Streit mit der 17-Jährigen gegeben, in dessen Verlauf das Mädchen ums Leben gekommen sei. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann anschließend persönliche Gegenstände des Opfers in einem Gebüsch am rund 400 Meter entfernten See entsorgt habe. Dabei waren auch Dokumente, die es der Polizei ermöglichten, die Verbindung zu dem Vermisstenfall in Unkel herzustellen.

Tatverdächtiger ist nicht vorbestraft

Passanten hatten die Sachen gefunden und die Beamten informiert. Als die Polizei nach Auswertung des Handys des Mädchens die Spur in die Unterkunft in Menden gefunden hatte und dort den 19-Jährigen aufsuchen wollte, war der zunächst nicht da, kam aber später zurück und lief den Ermittlern in die Arme. Er führte die Polizisten zum Opfer in seinem Zimmer. "Die Arbeiten am Tatort sind erst einmal abgeschlossen", so Scholten. Es könne aber immer mal sein, dass die Polizei nach Zeugenaussagen bestimmte Sachverhalte noch einmal vor Ort überprüfe. Unterdessen war durchgesickert, dass der mutmaßliche Täter kein unbeschriebenes Blatt ist. Gegen ihn hatte die Polizei bereits vor vier und fünf Jahren ermittelt. Es ging um Diebstahl und sexuellen Missbrauch. Vorbestraft ist er nach GA-Informationen nicht.

Am Tag nach Bekanntwerden des schrecklichen Gewaltverbrechens von Sankt Augustin ist die Tat im Wohnort des Mädchens, Unkel, weiter Gesprächsthema Nummer eins. Spürbar wird dabei insbesondere das Mitgefühl mit der Familie. Im Kondolenzbuch im Rathaus drücken viele ihre Trauer aus, und es werden bereits Spenden für die Angehörigen gesammelt.

"In aufrichtigem Mitgefühl ... die Liebe bleibt ... die Erinnerung bleibt ...", lautet ein Eintrag. "Unser aller Beileid", hat ein anderer geschrieben. Auch in sozialen Netzwerken wird die Tat diskutiert und den Angehörigen Anteilnahme ausgedrückt.

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