Zeichen für Verständigung zwischen Religionen Kunstprojekt "Engel der Kulturen" in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Seit rund zehn Jahren sind die Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich aus Burscheid mit dem Projekt „Engel der Kulturen“ in Deutschland unterwegs, nun möchten sie nach Siegburg auch in Sankt Augustin Station machen.

 Mit Schülern des Siegburger Anno-Gymnasiums platzierten Gregor Merten und Carmen Dietrich im September die Bodenintarsie. ARCHIVFOTO: ARNDT

Mit Schülern des Siegburger Anno-Gymnasiums platzierten Gregor Merten und Carmen Dietrich im September die Bodenintarsie. ARCHIVFOTO: ARNDT

Foto: Holger Arndt

Sie wollen die Verständigung zwischen den Religionen fördern und haben dazu das Projekt „Engel der Kulturen“ ins Lebens gerufen: Seit rund zehn Jahren sind die Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich aus Burscheid damit in Deutschland unterwegs, nun möchten sie auch in Sankt Augustin Station machen.

„Wir haben mit Blick auf die Spannungen und Verwerfungen in der Gesellschaft das Projekt entwickelt“, sagt Merten. Mit der Aktion soll der Dialog zwischen den Religionen gefördert werden – und zwar auch auf sinnliche, visuelle Weise. Dafür haben sie ein großes Metallrad geschaffen, in dem sie die Zeichen des Christentums, des Judentums und des Islams – das Kreuz, den Stern und die Mondsichel – zueinander in Beziehung gesetzt haben. Im Inneren entstand dadurch eine Engelsfigur. Daher der Name „Engel der Kulturen“.

Bei der Kunstaktion wird das Rad in den einzelnen Städten zu Fuß zu verschiedenen Orten geführt, wo es als Schablone für einen temporären Sandabdruck dient. Als dauerhaftes Symbol der Aktion erstellen die Künstler zudem eine Bodenintarsie aus Metall und Beton in Form des Engels. Dabei sollen sich laut Merten und Dietrich möglichst Vertreter vieler verschiedener Religionsgemeinschaften, Vereine sowie von Stadt und Politik und vor allem Kinder und Jugendliche beteiligen. Besonders wertvoll sei für die Menschen vor Ort die Zeit vor der Aktion, wenn sie sich gemeinsam verständigen würden, so Merten. Ganz wichtig sei zudem, dass auch in den Schulen vor Ort dazu Projekte liefen. Wie etwa in Siegburg im September. Dort hatte sich das Anno-Gymnasium für die Kampagne eingesetzt. Insgesamt fand die Aktion bereits in mehr als 100 Städten statt.

Kosten seien überschaubar

Ende 2017 haben die Künstler ihr Projekt deshalb erstmals im Kulturausschuss der Stadt vorgestellt – und waren bei den Kommunalpolitikern auf offene Ohren gestoßen. Dabei kam auch die Frage auf, inwieweit die Stadt das Projekt unterstützen könne. Die Aktion federführend umzusetzen, dazu sieht sich die Verwaltung laut Stadtsprecherin Eva Stocksiefen derzeit aber weder finanziell noch personell in der Lage. Das hat sie den Künstlern und Fraktionen inzwischen mitgeteilt. Bereits in der Sitzung hatte der Beigeordnete Ali Dogan auf die Haushaltslage der Stadt verwiesen. „Wenn sich aber genug Institutionen finden, die es unter eigener Federführung machen wollen, dann würden wir versuchen, es als Stadt zu unterstützen“, sagt Stocksiefen.

Für die Künstler klingt das nach eigener Aussage zunächst wie eine Absage. Zu den Kosten und dem vollen Terminplan als Argumente sagt Merten: Die Kosten seien überschaubar, und es gebe Fördermöglichkeiten. Außerdem müsse die Stadt den Termin nicht selbst koordinieren. Er hofft nun, den „Engel der Kulturen“ über Vereine und andere Beteiligte nach Sankt Augustin zu bringen. „Das haben wir der Stadt auch mitgeteilt“, so Merten.

Der Verein „LebensRaum Kirche“, der im neuen Huma-Einkaufspark künftig einen Raum für Begegnungen, Gebete und Gespräche anbietet, hat den Künstlern gegenüber bereits Interesse bekundet. „Wir würden die Aktion in Sankt Augustin begrüßen und auch unterstützen“, sagt Vorstandsmitglied Friedhelm Freyberg dem GA. Es müssten sich aber weitere Vereine und Beteiligte der Religionsgemeinschaften zusammenfinden. Die Künstler können sich vorstellen, das Projekt noch in diesem Jahr in Sankt Augustin umzusetzen. Gregor Merten: „Wir gehen ganz zuversichtlich auf die Menschen zu und hoffen auf genauso viele offene Menschen wie in den anderen Städten.“

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