Tierschutz in der Region Katzenfutter hilft Igeln in Sankt Augustin durch den Winter

Sankt Augustin · Familie Debruyn aus Sankt Augustin hat drei zu spät geborene Igeljunge aufgenommen. Die Tiere waren zu leicht, um den Winter alleine zu überstehen.

 Gerade noch mal Glück gehabt: Die drei Igel Elfi, Walfred und Mike sind gerettet.

Gerade noch mal Glück gehabt: Die drei Igel Elfi, Walfred und Mike sind gerettet.

Foto: Norbert Debruyn

Wahrscheinlich wäre Elfis, Walfreds und Mikes erster Winter gleichzeitig auch ihr letzter geworden, hätte sich das Ehepaar Debruyn aus Sankt Augustin nicht ein Herz gefasst. Igel sollten draußen jetzt eigentlich nicht mehr anzutreffen sein. Und doch machten Angela und Norbert Debruyn vor einigen Tagen eine ziemlich stachelige Entdeckung: Beim Gassigehen erschnüffelte Hund Djema vier kleine Jungtiere. Weniger als 300 Gramm brachte jedes einzelne Tier auf die Waage – zu wenig, um den Winter in der Sankt Augustiner „Wildnis“ zu überstehen.

„Wir haben uns erst einmal informiert, was zu tun ist, bevor wir zurück gegangen sind und die Igel zu uns geholt haben“, berichtet Norbert Debruyn. Drei der vier Igel – der vierte war nicht mehr zu finden – hat das Ehepaar anschließend bei sich Zuhause aufgenommen. Dort wurden Elfi, Walfred und Mike, wie die Familie die drei getauft hat, erst einmal aufgepäppelt. „Genau richtig gemacht“, sagt Karin Bügel, die eine Igelauffangstation in Windeck unterhält. Die Tiere finden laut der Expertin jetzt keine Nahrung mehr. Igel bekämen teilweise viel zu spät im Jahr Junge.

„Ich selbst habe schon eine Paarung Anfang September beobachtet“, so Bügel. Die Jungen hätten dann kaum Chancen das nötige Gewicht und das „Aufwachfett“, das ihnen im April und Mai Energie liefert, anzusetzen. Ob auch der Klimawandel den Jahresrhythmus der Tiere stört, sei bislang nicht klar. „Igel, die jetzt noch aufgefunden werden, sind meist ausgehungert oder krank“, erklärt Bügel.

Expertin gibt Tipps für Igelretter

Die Expertin, die sich derzeit um 13 Igel kümmert, empfiehlt, aufgefundene Igel einem Tierarzt oder einem Igelexperten zu zeigen, bevor man sie ins Haus holt. In jedem Fall sollten sich Igelretter, zum Beispiel im Internet, schlau machen, wie die Säuger unterzubringen sind. Unterernährte Tiere müssen warm gehalten werden, erklärt Bügel.

Andernfalls fressen sie nicht. Als Nahrung eigne sich Katzenfutter, Rührei, oder auch angedünstetes Hackfleisch, zum Trinken ausschließlich Wasser, niemals Milch. Haben die Igel die Marke von 500 Gramm Gewicht überschritten, dürfen sie Winterschlaf halten. Bügel empfiehlt, den Raum, in dem sich das Igelquartier befindet, langsam herunterzukühlen. Danach können die Tiere dann in ein Gartenhaus oder auf den Balkon umziehen. Weniger als 10 Grad Umgebungstemperatur sollte das Winterlager haben. In einer Kiste, vorzugsweise aus Holz, vollgestopft mit Stroh oder Zeitungspapier können die Igel dann auf das Frühjahr warten.

Die drei Gäste der Familie Debruyn haben es sich bislang in einem ungenutzten Zimmer der Tochter auf alten Ausgaben des General-Anzeigers gemütlich gemacht. 100 Gramm haben sie sich seitdem angefressen – Katzenfutter sei Dank. Das vierte Jungtier aber, das zunächst nicht mehr aufzufinden war, streift vielleicht immer noch durch Sankt Augustin. „Wir würden uns freuen, wenn jemand den Igel aufnehmen würde. Gerne helfen wir bei der Suche“, sagte Norbert Debruyn. Interessenten können sich per E-Mail an norbert@debruyn.de melden.

Rat bei der Unterbringung von Igeln gibt Karin Bügel unter der Rufnummer 022 92/959640.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort