Model-Fotograf aus Sankt Augustin 46-Jähriger erneut wegen Kindesmissbrauchs angeklagt

Sankt Augustin · Wie viele Kinder sind dem Modelfotografen aus Sankt Augustin tatsächlich ins Netz gegangen? Im Juni verurteilte das Bonner Landgericht den 46-Jährigen wegen schweren sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern zu viereinhalb Jahren Haft und fünfjährigem Fotografierverbot für Models unter 21 Jahren.

Nun hat ihn die Staatsanwaltschaft im Fall eines weiteren Mädchens angeklagt. Die heute 18-Jährige hatte sich erst getraut, ihn anzuzeigen, als sie 2012 von seiner Verhaftung erfuhr.

Was ihr laut Anklage passierte, ist identisch mit dem, was die anderen Opfer geschildert hatten: Auch sie träumte von einer Karriere und einem Leben als Model. Und als sie 2008 auf das Angebot des 46-Jährigen stieß, wollte auch sie in seine angebliche Model-WG.

Sie war damals gerade 13 Jahre alt geworden, und der Angeklagte lebte zu der Zeit noch in Cochem an der Mosel. Sie bewarb sich, er lud sie ein, und gemeinsam mit ihren Eltern reiste die 13-Jährige laut Anklage im Februar 2008 zu ihm. Drei Mal begleiteten die Eltern ihr Kind dorthin, bevor sie so viel Vertrauen zu dem Mann hatten, dass sie die Tochter Pfingsten 2008 allein zu ihm fahren ließen.

Laut Anklage forderte er sie da schon auf, sich auszuziehen, weil er Nacktaufnahmen von ihr machen wolle. Und obwohl es dem Kind unangenehm war, gab es ihm nach. Bereits bei ihrem nächsten mehrtägigen Aufenthalt im Juni soll er dann den Geschlechtsverkehr mit ihr vollzogen haben.

Immer wieder fuhr sie zu ihm, verbrachte laut Anklage Wochen der Schulferien bei dem Mann, fuhr mit ihm in ein Ferienhaus in Holland und in die Schweiz. Immer wieder soll er mit ihr geschlafen haben. Und das auch gefilmt haben. Insgesamt wirft ihm die Anklage 26 Fälle sexueller Handlungen vor, 21 Mal davon soll er mit dem Mädchen Geschlechtsverkehr gehabt haben.

Und in 20 Fällen soll er Fotos und Videos mit kinderpornografischem Inhalt angefertigt und im Netz verbreitet haben. Laut Anklage sind ihr die dort entdeckten Bilder eindeutig zuzuordnen. Im Herbst 2011 hatte das Mädchen sich der Mutter anvertraut, wollte jedoch keine Anzeige erstatten aus Angst, dass man ihr nicht glaube.

Im Prozess vor dem Bonner Landgericht hatte sich der 46-Jährige vergeblich damit verteidigt, dass sexuelle Kontakte zwischen Models und Fotografen "branchenüblich" seien. Im Urteil hatte Richter Volker Kunkel erklärt: "Es ist erstaunlich, was junge Mädchen bereit sind, für ihren Modeltraum zu tun, und wie weit Eltern gehen, um sie zu unterstützen."

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