Deutscher Kinderschutzbund Sankt Augustin 11.223 Anrufe am Kinder- und Jugendtelefon

Sankt Augustin · Das Jahr 2012 war für den Deutschen Kinderschutzbund Sankt Augustin ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr. Am Donnerstag gab die Vorsitzende Sibylle Friedhofen einen Rück- und Ausblick auf die Arbeit der zehn Hauptamtlichen und mehr als 60 ehrenamtlichen Kinderschützer.

Der Kinderschutzbund sei ein Teil eines engmaschigen Netzwerkes rund um das Thema des Kindeswohls, sagte Friedhofen: Von der Anlauf- und Beratungsstellen über Ernährungskurse, das Eltern-Kind-Café "Skippy" in Niederpleis, das Integrationsprojekt Startbahn sowie Beratung für Eltern, Kinder, Lehrer und Ärzte reicht allein das Angebot des Ortsverbands Sankt Augustin.

Allein 11.223 Anrufe habe das Kinder- und Jugendtelefon verbucht, resümierte Roswitha Zoll: "Wir bieten täglich sechs Zeitstunden Beratung an und das Limit ist mit rund 12.000 Anrufen im Jahr erreicht. Mehr ist in der Zeit nicht zu leisten." Rund 3500 bis 4000 ernsthafte Beratungen blieben unterm Strich jedes Jahr.

Besonders ärgerlich: Immer wieder gehe viel Zeit beim Abwimmeln von Sex-Anrufern verloren, sagt Zoll. Dabei sei der Faktor Zeit bei der Beratung immer wichtiger geworden, ergänzt Anja Brückner-Dürr. Die Diplom-Sozialpädagogin betreut die Anlauf- und Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung.

Hinter dem sperrigen Namen verstecken sich schwere Schicksale und familiäre Krisen: 115 Beratungsfälle allein im Jahr 2012, dazu noch etliche Fälle aus den Vorjahren, zählte die Einrichtung, so Anja Brückner-Dürr: "Rund 80 Prozent davon sind Fälle sexuellen Missbrauchs, dazu kommt häusliche Gewalt, aber auch Vernachlässigung. Wir denken, dass die Fallzahlen stabil sind. Aber wir haben das Gefühl, dass wir mehr arbeiten, weil die Fälle intensiver werden."

Eine ganz andere Baustelle hat derweil der Kinderschutzbund mit der U3-Betreuung: Die Vorkindergartengruppe wird zum Sommer durch die U 3-Betreuung "casa lu" ersetzt: Ab dem 5. August werden zehn Kinder im Alter von sechs Monaten bis zum dritten Lebensjahr von 7.30 bis 14.30 Uhr an der Bonner Straße betreut werden.

Dafür müssen die verschiedenen Angebote an der Bonner Straße noch enger als bislang zusammenrücken. Schon jetzt fehle Platz an allen Ecken, sagt die Vorsitzende, so dass an eine Anschlussbetreuung der Überdreijährigen derzeit nicht zu denken sei. "Wir hoffen auf ein Wunder", sagte Friedhofen, "oder auf einen Investor, der mit Landesfördermitteln einen neuen, größeren Standort baut."

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