Großteil der Pflegekräfte infiziert Malteser unterstützen im CBT-Wohnhaus St. Monika

Rhein-Sieg-Kreis · Weil im CBT-Wohnhaus St. Monika in Sankt Augustin der Pflegebetrieb infolge des Coronavirus nicht mehr aufrechterhalten werden kann, bittet die Stadt um Hilfe. Am Donnerstagabend unterstützten Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes das Altenheim.

Am Donnerstagabend fanden sich Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes am CBT-Wohnhaus St. Monika ein.

Am Donnerstagabend fanden sich Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes am CBT-Wohnhaus St. Monika ein.

Foto: Ulrich Felsmann

Insgesamt zeigte sich Landrat Sebastian Schuster zufrieden mit dem Verlauf der Neuinfizierten. „Die Zahl stagniert, in einigen Kommunen ist sie sogar rückläufig. Das zeigt, dass die Maßnahmen der Kontaktsperre erste Erfolge zeigten“, sagte Schuster am Donnerstag. Mit Stand von Donnerstagabend gebe es im Rhein-Sieg-Kreis 909 bestätigte Coronafälle. Mehr als 3500 Menschen befinden sich Schuster zufolge in häuslicher Absonderung. 375 Menschen sind wieder gesund. Tote zählt der Kreis bislang 18.

Starke Anstiege von neuinfizierten Fällen zeigten indes „ausschließlich Alten- und Pflegeeinrichtungen“. Dies sei aber ein Phänomen, das nicht kreisspezifisch, sondern bundesweit zu beobachten sei. „Das ist eine neue und zusätzliche Herausforderung für unser Gesundheitsamt und die Einrichtungen selbst.“

Für die rund 200 Einrichtungen im Rhein-Sieg-Kreis, von denen etwa 80 ambulante sind, sei das eine „sehr schwer lösbare Situation“, so Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamts, der angesichts der erfreulichen kreisweiten Absolutzahlen keine Entwarnung gibt – nicht nur, weil es gibt es immer noch einen starken Zuwachs von Neuinfizierten gebe, sondern weil andernfalls die Kontaktpersonenverfolgung wieder erschwert und die Lage „nicht mehr beherrschbar wird“.

Am Donnerstagabend fanden sich Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes am CBT-Wohnhaus St. Monika ein.

Am Donnerstagabend fanden sich Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes am CBT-Wohnhaus St. Monika ein.

Foto: Ulrich Felsmann

Kontaktketten in den Altenheimen unbedingt unterbrechen

Jetzt gelte es, unbedingt die Kontaktketten aus den betroffenen Altenheimen zu unterbrechen. 700 Abstriche seien aktuell veranlasst worden. In einem Haus sei die Lage derart dramatisch, weil fast alle Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. „Da schaltet man jetzt auf Krisenmodus. Wir sind im Gespräch mit der Heimleitung, wie das Haus noch arbeitsfähig bleiben kann“, sagte Meilicke ohne den Namen der Einrichtung zu nennen.

Wie CBT-Sprecherin Anette Zang am späten Donnerstagabend mitteilte, liegt Bei 40 Bewohnern des Alten- und Pflegeheims und sieben Mietern aus dem Betreuten Wohnen in Sankt Augustin ein positives Testergebnis vor. Vier Bewohner werden derzeit stationär im Krankenhaus behandelt. Seit Ausbruch der Pandemie sind sieben am Coronavirus erkrankte Senioren verstorben. Im CBT-Wohnhaus St. Monika in Sankt Augustin leben 145 Senioren: 94 Bewohner im Alten- und Pflegeheim, 51 Mieter im Betreuten Wohnen. Die CBT beschäftigt im Haus insgesamt rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da ein großer Teil der Pflegemitarbeiter (36 von 100) positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden sei, stehen diese aufgrund behördlicher Quarantänevorgaben vorerst nicht zur Verfügung und können nicht ausschließlich aus eigenen CBT-Reihen kompensiert werden, um den Pflegebetrieb im Seniorenheim aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund erfolgte am Abend ein Aufruf nach Spontanhelfern. Auch aus anderen Häusern der CBT können keine weiteren Mitarbeiter mehr dort eingesetzt werden, hieß es.

Sankt Augustin: Stadt sucht nach Spontanhelfern im Altenheim
Foto: Ulrich Felsmann

In der Nacht waren Einheiten des Katastrophenschutzes im Haus St. Monika in Sankt Augustin eingesetzt. Diese sind noch bis 14 Uhr im Einsatz. Zur Stunde tagt der Krisenstab im Augustiner Rathaus unter Leitung des Sozialdezernenten Ali Dogan, an dem auch Landrat Sebastian Schuster teilnimmt. „Wir beraten gerade, wie es in dem Heim weitergehen kann“, sagte Dogan dem GA am Rande der Sitzung.

Unter Umständen könnten auch Pflegekräfte eingesetzt werden, die zwar als Kontaktpersonen 1 unter Quarantäne stünden, aber symptomfrei seien. „In diesem Fall lässt es die Verordnung zu, diese Personen unter Vollschutz ein zusetzen“, so Dogan. Das Problem sei, dass man für jeden Einzelnen eine Befreiung durch das zuständige Ordnungsamt bekommen müsste. Deshalb sei man zurzeit dabei, die Adressen zu eruieren und die Ordnungsämter sowie die betroffenen Mitarbeiter zu kontaktieren.

Für das CBT-Wohnhaus St. Monika werden Pflegefachkräfte (Krankenschwester/Gesundheit- und Krankenpfleger, Altenpfleger/-in) und Mitarbeiter in der Pflege (teilqualifiziertes Pflegepersonal) gesucht. Spontanhelfer können sich ab sofort melden beim Wohnhaus St. Monika bei Vera Druckrey, E-Mail: v.druckrey@cbt-gmbh.de oder Tel. 0173-7180645.

Sankt Augustin: Stadt sucht nach Spontanhelfern im Altenheim
Foto: Ulrich Felsmann

Mitarbeiter und Bewohner im Seniorenhaus St. Angela atmen auf

Erleichterung dagegen im Cellitinnen-Seniorenhaus St. Angela in Bornheim-Hersel. „Alle getesteten Mitarbeiter haben negative Ergebnisse bekommen“, sagte Heimleiter Daniel Hinkel auf GA-Anfrage. In Quarantäne befänden sich demnach zwei Mitarbeiter. Und auch von den Heimbewohnern müsse derzeit niemand intensivmedizinisch betreut werden.

Unterdessen räumten Meilicke und Schuster ein, dass es schwierig sei, älteren Menschen, insbesondere, wenn diese dement seien, von den Notwendigkeiten einer Kontaktsperre oder gar einer häuslichen Absonderung zu überzeugen. Schuster berichtete, dass es sogar Fälle gegeben habe, in denen Angehörige die Kreispolizeibehörde gerufen hätten, um mit polizeilicher Unterstützung die Besuchsverbote zu umgehen. Kein Verständnis habe er auch für jene in einigen Einrichtungen, die ungeachtet der Situation „Kaffeekränze veranstalteten“. Das sei vor allem in jenen Bereichen der Fall, die Betreutes Wohnen anbieten. In den betreuten Wohnanlagen bestünden Situationen wie in einem „normalen Mietshaus“, sagten Hausleiter dem GA auf Anfrage. „Da können Sie als Vermieter auch nicht kontrollieren, wer das rein- und herauskommt. Das liegt nicht in unserer Hand.“

Eine gute Nachricht hatte unterdessen Rainer Dahm, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz: Dem Kreis sei es gelungen, weitere 10.000 FFP2-Masken zu kaufen. Diese seien am Donnerstagnachmittag unter den Pflegeheimen verteilt worden. Am Dienstag erwarte man eine weitere Lieferung, die dann an die ambulanten Einrichtungen gehen soll.

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