Familienprojekt Nabu-Auffangstation für Wildtiere füttert rund um die Uhr

Rhein-Sieg-Kreis · Die Biologin Manuela Giannetti unterhält die Auffangstation des Nabu Rhein-Sieg. Sie päppelt verletzte oder kranke Wildtiere und verlassene Tierbabys auf und entlässt sie später wieder in die Freiheit. Die ganze Familie hilft mit.

 Franziska (rechts) und Felicitas füttern die Wildkaninchen viermal täglich. Sie helfen in der Auffangstation.

Franziska (rechts) und Felicitas füttern die Wildkaninchen viermal täglich. Sie helfen in der Auffangstation.

Foto: Inga Sprünken

Sie klettern munter durch das Gehege, während unter ihnen ein Wachtelpärchen nach Körnern pickt. Die beiden Eichhörnchen-Jungen fühlen sich in der kleinen Wildtierauffangstation von Manuela Giannetti offensichtlich wohl.

Ebenso die beiden Wildkaninchen, die gerade abgestillt werden, wie die 64-Jährige erzählt. Darum erhalten sie neben der Aufzucht-Milch auch Haferflocken und Löwenzahnbrei, serviert in einer Keks-Backform. Im Haus der früheren Umweltbeauftragten der Stadt Lohmar und früheren Leiterin der Naturschule Aggerbogen gibt es ständig etwas zu tun. Die Tierfreundin kümmert sich für den Naturschutzbund (Nabu) Rhein-Sieg um verletzte, hilflose oder kranke Tiere.

Enkelinnen füttern kleine Wildkaninchen

In der Auffang- und Pflegestation für Säugetiere helfen auch die 13-jährige Felicitas und ihre neunjährige Schwester Franziska, Giannettis Enkelinnen. Sie füttern auch die beiden jungen Wildkaninchen, die viermal täglich ihre Ration brauchen.

Als sie gefunden wurden, waren sie nur fingergroß und mussten rund um die Uhr alle zwei Stunden Milch und Fencheltee mit der Pipette erhalten, während sie auf einer Wärmflasche lagen. „Sie müssen immer warm gehalten werden“, erklärt Giannetti, für die diese Zeit sehr anstrengend war.

Fuchs, Marder und Bilche aufgenommen

„Ursprünglich waren es drei, aber eins ist gestorben“, berichtet die Biologin. Sie freut sich, dass sie zwei Tiere des Wurfs durchbekommen hat. Die Minis hatte ein Vater mit seinem Sohn gefunden. Ein Hund hatte das Nest ausgebuddelt und vermutlich die Mutter getötet.

Zu den Schützlingen, die Giannetti in diesem Frühjahr schon aufgepäppelt hat, gehörten ein kleiner Fuchs, ein Marderjunges und ein Wurf Bilche. „Den Fuchs musste ich ins Tierheim bringen, da er intensive tierärztliche Betreuung benötigte“, erzählt sie.

Seit vielen Jahren ist die Tierfreundin aktiv

Schon in ihrer aktiven Zeit in der Naturschule hatte die Pädagogin die dort abgegebenen Igel, Eichhörnchen und Nager mit nach Hause genommen, um sie gesund zu pflegen oder aufzuziehen. Die Tierarztkosten übernimmt sie.

Ihr Mann hatte eigens dafür Volieren im großen Garten in Sankt Augustin gebaut. Im vergangenen Jahr ging die Tierschützerin in den Ruhestand, engagiert sich aber weiterhin ehrenamtlich für Wildtiere.

Familie hält Katzen, Ponys und Frettchen

Die meisten wildert sie wieder aus, wenn sie kräftig genug sind, und auch die Eichhörnchen werden demnächst ihr Gehege verlassen können. Nur die Kaninchen sind zu zahm geworden.

„Meine Tochter übernimmt sie“, erzählt Giannetti, die mit der Familie ihrer zweiten Tochter in einem Mehrgenerationenhaus lebt.

Zur Familie gehören auch Katzen, Ponys und zwei Frettchen. „Die haben wir angeschafft, als ein zahm gewordenes Eichhörnchen im Alter von drei Jahren plötzlich gestorben ist“, erzählt sie. Enkelin Felicitas präsentiert sogleich ihre beiden Lieblinge. Kaum hat sie das Gehege geöffnet, stürmt das Frettchenpaar auf die 13-Jährige zu, lässt sich auf den Arm nehmen und kraulen.

„Jeden Tag ruft einer an. Ich nehme alles, was man mir bringt“, sagt Giannetti – mit einer Einschränkung. „Jung-Vögel nehme ich nicht.“ Für Vögel gibt es im Kreis spezielle Auffangstationen.

Neben der Naturschule Aggerbogen, die sie als Mitarbeiterin der Stadt Lohmar zu einem beliebten außerschulischen Lernort entwickelt hat, unterstützt sie auch den Naturschutz in den schottischen Highlands.

„Dort kann man ein Stückchen Land erwerben, um die Naturschutzgebiete zu finanzieren, und erhält im Gegenzug den Titel Lord oder Lady.“ Sie führt diesen Zusatz nur aus einem Grund in ihrem Namen: „Ich möchte die Leute neugierig machen und für die Idee begeistern.“

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