Post in Niederkassel-Rheidt Seit 40 Jahren als Postbote auf Tour

Niederkassel · Leo Keppler erinnert sich nicht mehr an den allerersten Brief, den er als Postbote zugestellt hat. „Nein, wirklich nicht“, sagt der 56-Jährige. Es ist einfach zu lange her. Seit mittlerweile 41 Jahren trägt Keppler Briefe aus, zwischenzeitlich in Porz, seit 2007 in Niederkassel.

 Viel Betrieb herrscht morgens am Zustellstützpunkt Niederkassel.

Viel Betrieb herrscht morgens am Zustellstützpunkt Niederkassel.

Foto: Foto: Martina Welt

Es habe sich viel geändert in den vielen Jahren, erzählt Keppler. „Früher hatte man mehr Zeit als heute. Es ist heute kein Zuckerschlecken mehr“, sagt er.

Seinen ersten zugestellten Brief hat Keppler zwar vergessen, an den ersten Arbeitstag erinnert er sich allerdings noch ganz genau. Es ist der 1. September 1975. An diesem Tag erhält er in Bensberg seine Dienstkleidung, danach erlernt er sein Handwerk im Blockunterricht. Mit dem Briefeaustragen beginnt er 1976.

Heute geht sein Arbeitstag meist gegen 7.15 Uhr los, dann holt der Langeler sein tägliches Arbeitsmaterial im Zustellstützpunkt an der Poststraße in Niederkassel ab. Das „Langholz“, das ist die Din-A4-Post, hat er schon nach Bezirken und Gangfolge sortiert. Die Kurzbriefe fehlen ihm noch. Die kommen bereits fertig sortiert vom Zustellstützpunkt Troisdorf. Zuletzt lädt der Postbote die Päckchen und Pakete in sein Auto, die er zuvor gescannt hat.

Seit 40 Jahren auf Tour
8 Bilder

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Sie kommen aus Köln vom Stützpunkt Eifeltor. Jetzt muss Keppler nur noch zwei Zählabschnitte aus seinem Bezirk durchzählen, die Menge notieren und dann kann es losgehen. „Das sind immer andere Abschnitte und einmal im Jahr wird geprüft, ob die ausgetragene Menge der Arbeitszeit von 38,5 Stunden noch entspricht oder ob nachgebessert werden muss“, sagt Achim Gahr, Pressesprecher der Deutschen Post am Standort Düsseldorf.

Wenn Keppler dann gegen 9.30 Uhr in sein Fahrzeug steigt, hat er rund 1500 Briefe und 50 bis 100 Pakete an Bord. Sobald er die Autotüren schließt, ist er sein eigener Herr. Keppler trägt die Post in Rheidt aus und ist ein so genannter Verbundzusteller.

Das bedeutet: Er trägt nicht nur Briefe und Werbepost, sondern auch Päckchen und Pakete bis zu einem Gewicht von 31,5 Kilogramm bis zur Haustür. Seine Route beginnt an der Erdbeerplantage, Marktstraße 1, und endet an der Deutzer Straße 66. Betreut werden von dem Postboten vor allem Einzelhäuser und sehr viel Hinterhausbebauung mit Seiteneingängen. Keppler kennt seine Klientel und weiß grundsätzlich sogar, wann wer zu Hause ist. „Wenn ich ein Paket nicht zustellen kann und mir denke, dass ich den Empfänger wahrscheinlich später antreffe, fahre ich lieber nach der Tour nochmal hin, als einen Zettel einzuwerfen.“

Natürlich weiß Keppler auch, welche Nachbarn die Post entgegennehmen oder wo er Päckchen und Pakete deponieren darf. Für ihn ist es wichtig, möglichst wenig Pakete wieder mit zurückzunehmen. „Das macht immer mehr Arbeit als alles andere“, sagt Keppler. Gerade lädt er ein sperriges Paket in sein Fahrzeug und erläutert: „Das sind Bienenkörbe, die ich einem Hobby-Imker vorbeibringe, der garantiert schon darauf wartet und auch weiß, dass ich heute komme.“ Das sei ja heutzutage mit Hilfe der Sendungsverfolgung durch den Computer möglich. Sie teilt dem Kunden mit, dass das Paket verladen wurde, sobald Keppler es mit seinem Scanner erfasst hat.

Es ist nicht die einzige Änderung zu früher: Mittlerweile nennt sich der Postbote nach seiner Ausbildung Fachkraft für Brief- und Kurierdienstleistungen. „Wir suchen Leute und bilden aus, auch in Troisdorf“, sagt Gahr.

Die Zukunft in diesem Beruf gehört den Paketzustellern, denn mit der Online-Auktionsplattform Ebay begann auch der Internethandel. Es wurde alles bestellt und gerne auch wieder zurückgeschickt. „Ob Kaminholz oder Windeln, wir stellen alles zu“, sagt Gahr. „Das ist die größte Veränderung zu früher: die vielen Pakete aus dem Internet“, sagt Keppler.

Mit dem Fahrzeug ist er gut fünf Stunden unterwegs, samstags auch mal länger, hat feste Stellplätze, um die er dann zu Fuß kreist und die Post austrägt. Keppler ist die letzte Instanz vor dem Einwerfen der Briefe. Er ist davon überzeugt, dass der Brief trotz E-Mail nicht aussterben wird. Weil er so persönlich sei.

Mit seiner Berufswahl ist er auch heute noch zufrieden. „Nur Büroarbeit zu machen, dazu hätte ich auch heute keine Lust. Ich bin viel draußen, das ist gut. Die letzte Grippe ist bestimmt zehn Jahre her“, sagt er.

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