Expertin für Edelpilze aus Niederkassel Sabine Hörnicke sucht mit Jule nach Trüffeln

Niederkassel · Schnüffeln, buddeln, Trüffel gefunden: Mit ihrer kleinen Mischlingshündin Jule hat Sabine Hörnicke aus Niederkassel schon mehr als 50 verschiedene Arten der Edelpilze im Wald entdeckt.

 Bereit für die Trüffelsuche sind Mischlingshündin Jule und Sabine Hörnicke.

Bereit für die Trüffelsuche sind Mischlingshündin Jule und Sabine Hörnicke.

Foto: Martina Welt

Wenn Jule (Borderterrier-Pekinesen-Mix) mit Sabine Hörnicke spazieren geht, bleiben die beiden nicht lange auf dem Weg. Schnell zieht es sie in die benachbarten Waldstücke, denn nur dort gibt es das, womit sich beide bestens auskennen: die Trüffel. Jule ist eine kleine, zierliche Mischlingshündin aus Gran Canaria und hat mittlerweile mehr als 50 verschiedene Trüffelarten erschnüffelt.

Damit sei sie einer der besten Trüffelsuchhunde in Deutschland, sagt Hörnicke, die in Niederkassel lebt. Mit diesem Hobby, das inzwischen zum Beruf wurde, wird für sie jeder Spaziergang zum Abenteuer. „Der Trüffel lebt davon, gefunden zu werden, denn nur so kann er an anderer Stelle wieder wachsen.“ Genau das machen die beiden. Die Trüffelsuche hat Hund und Halterin schon so zusammengeschweißt, dass Kaninchen oder Mäuse für Jule zur Nebensache wurden.

Ausschlaggebend für das ungewöhnliche Hobby war die niedliche inzwischen fast elf Jahre alte Hündin. „Ich suchte vor rund acht Jahren nach einer gemeinsamen Aufgabe mit Hund“, erinnert sich Hörnicke. Ihre Straßenhündin Jule hatte nämlich einen ausgeprägten Jagdtrieb, und keine Maßnahme von diversen Hundeschulen fruchtete. „Um Rettungshund zu werden war Jule zu klein, für den Drogen- oder Polizeidienst damals schon zu alt“, erinnert sich Hörnicke. Schließlich sei sie auf die etwas exotischere Variante der Beschäftigung gestoßen, und dabei sei es geblieben. Die gebürtige Gelsenkirchenerin ist überzeugt, dass alle Hunde für die Trüffelsuche geeignet sind. Für Jule war die Ausbildung quasi der Weg in die Freiheit, denn ohne diese eigenständige und eigenverantwortliche Aufgabe hätte sie wohl nicht abgeleint werden können, ist sich die Halterin sicher. Inzwischen dauert es meist nicht lange und Jule beginnt zu buddeln.

Auch in dem Waldstück hinter dem Niederkasseler Deich wird Jule nach wenigen Minuten fündig. Sie buddelt, schaut nach ihrem Frauchen und kassiert eine Belohnung, denn sie hat einen „Hymenogaster“ gefunden. Zu welcher Sorte der unscheinbare graue Trüffel genau gehört, das wird Sabine Hörnicke später unter dem Mikroskop bestimmen. Was Jule in Niederkassel gefunden hat, ist kulinarisch ohnehin nicht wertvoll. „Es gibt sogar Arten, die im rohen Zustand zu Magenschmerzen führen“, sagt die Pilzexpertin, die seien jedoch nicht im Handel. Dennoch werden alle Trüffelfunde von der ersten diplomierten Trüffel-Beraterin Deutschlands katalogisiert und kartiert. „Wenn ich eine neue Art finde, bleibt davon ein Fruchtkörper in meiner Sammlung und einer wird nach Münster, in die zentrale Pilzsammelstelle geschickt“, beschreibt die Trüffelexpertin die Kartierung der vielen unterschiedlichen Arten, an der sie und Jule beteiligt sind.

Mit den Tuber-Arten aus Frankreich oder Italien wie den Alba-Trüffeln oder dem Périgord-Trüffel haben die Niederkasseler Funde wenig zu tun. Sie dienen den im Wald leben den Tieren als Futter von der Schnecke über Eichhörnchen und Kaninchen bis hin zum Wildschwein. „Alle Tuber-Arten sind streng geschützt und dürfen nur mit offizieller Genehmigung zu wissenschaftlichen Zwecken gesammelt werden“, erläutert sie.

Was für sie zählt, neben der Kartierung neuer Sorten, ist das gemeinsame Erlebnis mit ihrer Hündin. Zu Beginn konnte es auch mal Stunden dauern, bis sich Jule statt für Kaninchen endlich für die Trüffelsuche entschied, erinnert sich Hörnicke an erste Trüffel-Spaziergänge. Inzwischen sei das kein Thema mehr, Jule hat nur noch ein Interesse, und das sind die kleinen unscheinbaren Pilze an den Baumwurzeln, von denen es Exemplare gibt, die pro Kilogramm über 2100 Euro kosten, wie zum Beispiel besagter Périgord-Trüffel, den Jule auch bereits gefunden hat.

Aus dem gemeinsamen Hobby hat die 45-jährige Trüffelexpertin inzwischen einen Beruf gemacht. Dazu zählt auch die Ausbildung von Mensch und Hund zum Trüffelsuch-Team.

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