"Wir sind kein Auslaufmodel" Realschule Mondorf kämpft für den Erhalt

Niederkassel · Schuldebatte in Niederkassel: Lehrer, Schüler und Elternvertreter stellen klar, dass die Realschule Mondorf bleiben muss. SPD hat die Schließung wegen zurückgehender Anmeldezahlen zur Diskussion gestellt.

 Werben für ihre Realschule: (von links) Markus Driesch, Berkant Baglama, Heiner Spilker, Mirko Klüser, Bettina Poller, Nicole Schulze, Heinrich Heister und Günter Haas.

Werben für ihre Realschule: (von links) Markus Driesch, Berkant Baglama, Heiner Spilker, Mirko Klüser, Bettina Poller, Nicole Schulze, Heinrich Heister und Günter Haas.

Foto: Martina Welt

Die Alfred-Delp-Realschule wird bestehen bleiben. Das ist den Vertretern von Eltern, Lehrern und Schülern an der Mondorfer Realschule ganz wichtig, denn vor allem die verunsicherten Eltern und Schüler seien es, die die Anmeldezahlen sinken lassen, glaubt Schulleiterin Nicole Schulze. „Die aktuelle politische Debatte bringt sehr viel Unruhe rein“, sagt die Rektorin. Diese Frage habe sich schon einmal vor einigen Jahren mit der Neugründung der Gesamtschule gestellt. Damals habe es ein klares Votum für eine mindestens zweizügig fortgeführte Realschule gegeben, damit die Vielfalt der Schullandschaft in Niederkassel gewährt bleibe. Jetzt wird die Realschule mit drei Zügen geführt, einzige Ausnahme war das vergangene Schuljahr, als die Anmeldezahlen nur für zwei Parallelklassen ausreichten. „Gerade erst hatten wir das Gefühl, dass Ruhe eingekehrt ist, und dann gab es die Schlagzeilen aus dem politischen Raum“, kritisiert Schulze die aktuelle Debatte.

Wie berichtet, hatte die SPD auf Basis der Zahlen des Schulentwicklungsplanes gefolgert, dass die Realschule ein Auslaufmodell ist, zugunsten der im Aufbau befindlichen Gesamtschule, die trotz Vierzügigkeit für das kommende Schuljahr Kinder ablehnen musste. CDU und FDP reagierten prompt und machten sich für den Erhalt der Realschule stark. Die Grünen hielten sich bisher in der öffentlichen Debatte zurück.

Heinrich Heister, Mitglied im Arbeitskreis Eltern, Lehrer und Schüler, ist sich sicher: „Wir sind kein Auslaufmodell.“ Gerade die Mondorfer Schule biete bilingualen Unterricht und sei Europaschule. Auch Inklusion geschehe in der Schule lautlos. „Wenn die kleine Schule für Kinder so animierend sein kann, dann muss man das auch mal wertschätzen“, fordert er. Der zweite Konrektor Heiner Spilker glaubt sogar, dass die Abschaffung der Realschule schulpolitisch unklug wäre. „Wir fangen vieles auf, was andere abgeben, und erfahren als Schulform dafür nicht die Wertschätzung, die wir verdienen“, ärgert er sich.

Dass gerade die Alfred-Delp-Realschule toll ist, darüber geraten die beiden Schülersprecher Berkant Baglama und Mirko Klüser schon fast ins Schwärmen. Berkant besucht die neunte Klasse. „Die Schule ist einzigartig, und wir gehören irgendwie alle zusammen“, sprudelt es aus ihm heraus. Es gehe nicht darum, dass Lehrer und Schüler gegeneinander arbeiteten, sondern „alle kommen miteinander gut klar“. Mirko geht es ähnlich. „Ich komme hierhin mit einem Grinsen auf der Backe, die Schule ist mein zweites Zuhause.“ Besonders viel Lob hat der Zehntklässler für den Berufswahlkoordinator Markus Driesch parat. Er hat seinen Ausbildungsvertrag zum Einzelhandelskaufmann schon in der Tasche. Driesch habe ihn sehr gut auf die Berufswahl vorbereitet. Für jeden Schüler gebe es Gespräche und Hilfestellungen, und er kenne auch keinen Schüler, der an der Alfred-Delp-Realschule nicht gerne mit den Lehrern zusammenarbeite.

Günter Haas kann das als Mitglied im Lehrerrat aus Lehrersicht bestätigen. „Die Realschule ist eine sehr familiäre Schule, die Kollegen arbeiten sehr eng zusammen, und Probleme werden sofort angegangen“, sagt er. Das Resultat sei eine pädagogisch sehr geschlossene Arbeit in der Schule, fasst Haas zusammen. Für die Schulpflegschaftsvorsitzende Bettina Poller gab es vor allem einen Grund, ihre vier Kinder in die Mondorfer Realschule zu schicken. „Die Schule verbreitet ein heimeliges Gefühl, und die Kinder können in einem relativ behüteten Rahmen lernen.“ Auch die Tatsache, dass die Kinder mittags nach Hause kommen dürfen, war für sie ein Argument für die Realschule. Inzwischen bietet die Schule jedoch auf freiwilliger Basis auch unterschiedliche Nachmittagsangebote an, als Entlastung für berufstätige Eltern. „Wie lange gibt es die Schule denn noch?“ Denn diese Frage stellt sich für sie alle im Moment nicht.

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