Jugendmodellfliegen in Niederkassel Modellflieger trotzen dem Nachwuchsmangel

Niederkassel · Sechs Vereine aus der Region wollen sich verjüngen und organisieren ein Jugendmodellfliegen in Niederkassel.

 Nur fliegen ist schöner: Die neunjährige Elektra Hauptmann.

Nur fliegen ist schöner: Die neunjährige Elektra Hauptmann.

Foto: Holger Arndt

Um zwei Tische auf dem Flugplatz des Aero Clubs Rheidt in Niederkassel tümmeln sich an diesem Samstag 16 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Vor ihnen liegen Sekundenkleber, Schleifklötze und Einzelteile eines kleinen Segelfliegers aus Balsaholz. Sie beweisen ihr handwerkliches Geschick und bauen die Einzelteile zu einem Flugzeug zusammen. „Kleine Piloten, großer Spaß“, heißt das Motto des Jugendtages von sechs Modellflug-Vereinen der Region, an dem die Nachwuchspiloten dieses Wochenende teilnehmen.

„Ich interessiere mich sehr für Flugzeuge, vor allem auf das Fliegen freue ich mich“, sagt der achtjährige Nils, der gerade das Balsaholz verklebt. Die neunjährige Elektra weiß noch nicht genau, ob sie Modellflug mag, will es aber herausfinden. Genau das sei das Ziel der Veranstaltung, meint Sascha Wilhelms. Das Jugendmodellfliegen war seine Idee: „Ich habe festgestellt, dass unser Aero Club Rheidt fast nur Mitglieder im Alter von 35 bis 55 Jahren hat.“ Gemeinsam mit dem Deutschen Modellflieger-Verband habe der Verein deshalb beschlossen, die Jugend zu fördern, erklärt Wilhelms, der seit 2002 Mitglied im Niederkassler Verein ist.

Ihren Höhepunkt findet diese Förderung nun in dem Jugendtag, an dem sich auch die Modellflugvereine aus Siegburg, Porz, dem Vorgebirge, Eudenbach und dem Siebengebirge beteiligen. Insgesamt 29 Kinder führen die Vereinsmitglieder an diesem Wochenende in die Grundlagen des Modellflugs ein. Michael Schlipköther, Vereinsvorsitzender des Flugmodelsportclubs Siegburg, betreut die Kinder an den Basteltischen. „An den kleinen Modellen wollen wir die Kinder handwerklich schulen und ihnen zeigen, wie man mit Bauanleitungen umgeht“, sagt er.

In der Hütte auf dem Flugplatz erklärt Marcus Tegtmeyer der anderen Kindergruppe, wie ein Flugzeug funktioniert. Der 22-Jährige ist schon seit neun Jahren Mitglied der Aero Kids, der Jugendgruppe des Aero Clubs Rheidt. „Das Hobby bringt einfach Spaß und hilft beim Erwachsenwerden. Es hat mir viel Verantwortungsgefühl gegeben“, sagt Tegtmeyer. Vor allem kämen die Jugendlichen damit von den Bildschirmen weg.

Dieses Thema ist auch dem zweiten Vorsitzenden des Clubs, Günther Hünten, wichtig: „Die Jugend wird von den Medien überflutet. Es gibt kaum noch Hobbys, die so viel zusammenbringen wie der Modellflug.“ Damit meint er nicht nur das Handwerk des Modellbaus. Das Hobby beinhalte auch Physik und Technik.

Die erste physikalische Lektion lernt auch Elektra, der als Erster mit seinem kleinen Segelflieger fertig ist. Eifrig wirft er ihn in die Luft, doch mit einer ungeraden Flugbahn landet das Modell schnell wieder auf dem Boden. Mit einem kleinen Gewicht aus Blei wird das Gleichgewicht seines Fliegers verbessert. Nun heißt es üben: Immer wieder wirft er den Flieger mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die Luft, rennt ihm hinterher und versucht es nach einer holprigen Landung gleich noch einmal.

Diese Begeisterung kann Hans Josef Job von der Modellfluggemeinschaft Siebengebirge nur zu gut nach vollziehen. Schon seit 68 Jahren geht der 74-jährige seinem Hobby nach: „Wenn man einmal damit angefangen hat, lässt es einen nicht mehr los.“

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