Schulen in Niederkassel Mehr Raum für Eigeninitiative

Niederkassel · Zehn Lehrkräfte und 108 Kinder der Gesamtschule zogen vor einem Jahr in die frisch gestrichenen Räume in einen Teil der Hauptschule. Nach geglücktem Start hat die neue Schule das Laufen gelernt. Zum kommenden Schuljahr verdoppelt sich die Zahl der Schüler.

 Sportstunde mit Schulhündin Tequilla: An der Gesamtschule Niederkassel ist manches ganz besonders.

Sportstunde mit Schulhündin Tequilla: An der Gesamtschule Niederkassel ist manches ganz besonders.

Foto: Foto: Martina Welt

Es waren zehn Lehrkräfte und 108 Kinder, die vor einem Jahr in die frisch gestrichenen Räume in einen Teil der Hauptschule einzogen.

„Wir hatten neue Räume, neue Möbel, neues Material und die Stadt, die uns unterstützte, aber vor allem hatten wir große Motivation und viele Ideen“, erinnert sich die damals noch kommissarische Schulleiterin Catrin Albrecht an den Start der ersten Gesamtschule in Niederkassel. Und noch eines sei sehr wichtig gewesen: der Mut der Eltern, ihre Kinder in einer Schule anzumelden, die es noch gar nicht gab.

Inzwischen hat der erste Jahrgang die Feuertaufe mit Bravour bestanden. Viel Lob bestätige die Arbeit der Kollegen, und auch die Eltern seien eng in den Schulalltag eingebunden, so Albrecht.

Sie selbst und Karin Theunissen-Kramer als ihre Stellvertreterin leiten die neue Gesamtschule im Schulzentrum Nord und freuen sich schon jetzt auf die Verdopplung sowohl der Zahl der Kinder als auch der der Lehrer, die nach den Sommerferien ansteht. Ihr Resümee bis heute: „Es war anstrengend und wunderbar zugleich“.

Auch für Albrecht, die früher die Alfred-Delp-Realschule leitete, war es neues Terrain das sie betrat, denn in der Gesamtschule gibt es bis zur neunten Klasse kein Sitzenbleiben. Die drei Langtage in der Woche sorgten dafür, dass viel Druck von den Familien ferngehalten werde.

Grundsätzlich sollen in der neuen Gesamtschule die Bedingungen dazu dienen, den Kindern Freude am Lernen zu vermitteln. Den Lehrern stehe es frei, in den 90 Minuten einer Unterrichtseinheit die Pausen zu bestimmen. Ganz besonders wichtig sei auch der gemeinsame Anfang in der Schule.

„Die Schüler treffen sich von 7.55 bis 8.15 Uhr und haben während eines gemeinsamen Frühstücks Zeit, anzukommen, Fragen zu besprechen und mit Freunden zu plaudern“, sagt Albrecht. Bis 8.15 Uhr seien dann alle wichtigen Dinge geklärt. „Das ist enorm wichtig und tut uns allen sehr gut.“ Spannung und Stress seien abgebaut, fasst Albrecht die vielen Vorteile des gemeinsamen Schulbeginns zusammen.

Auf dem Stundenplan der Gesamtschule stehen neben Mathematik, Deutsch und Englisch auch Gesellschaftslehre, Naturwissenschaften oder Arbeitslehre mit Technik und Hauswirtschaftslehre. Ebenso werden Musik, Sport, Kunst sowie Religion und Praktische Philosophie angeboten. Ein Fächerspektrum, das sich über die Jahre und mit dem Wachstum der Schule ohnehin noch erweitern wird. Schon im kommenden Jahr sollen weitere Fremdsprachen aber auch der Bereich Informatik hinzukommen.

Eigeninitiative der Kinder im Vordergrund

Durch die Ganztagsbetreuung an drei Tagen wird die Schule zum Lebensraum für die Kinder und muss somit auch unterschiedliche Angebote zur Erholung wie zur Bewegung bereithalten. Im Vordergrund stehe dabei die Eigeninitiative der Kinder, die ihre Schule im wahrsten Sinne des Wortes aufbauen und mitgestalten.

„Die Kinder können sich ausprobieren, werden wahrgenommen und positiv bestärkt“, versucht Albrecht die pädagogischen Ansätze zu erläutern. Schließlich gebe es kein Kind, das sich für gar nichts interessiere.

Die Eltern werden zum Beispiel bei den Qualitäts- und Zeugnisgesprächen einbezogen. Dann sitzen Eltern, Schüler und Tutoren – letztere sind die Klassenlehrer – an einem Tisch. Die Kinder schätzen sich selbst ein, setzen sich Ziele und sagen sowohl den Eltern als auch den Tutoren, wo sie gerne noch Hilfe und Unterstützung hätten.

Ein besonderes „Abenteuer“ sei es für das gesamte Kollegium gewesen, nur mit Fünftklässlern zu arbeiten. „Die Kinder haben so viele Ideen, und man bekommt prompt eine Rückmeldung, falls man mal etwas nicht so gut erklärt hat“, meint Theunnissen-Kramer.

Ganz wichtig war im vergangenen Schuljahr das soziale Lernen. Miteinander zu spielen, zu sprechen oder den Klassenrat abzuhalten, das sei alles geübt worden, und „es klappt immer besser“. Letztlich sei eine Schule – unabhängig von der Schulform – immer nur so gut, wie sie es schaffe, eine Atmosphäre des kooperativen Miteinanders zu kreieren, auch für die jeweils acht Kinder pro Jahrgang mit Förderbedarf, die gemeinsam mit den übrigen Kindern lernen“, sagt Albrecht.

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