Hilfe in Niederkassel und Sankt Augustin Initiativen unterstützen Nachbarn in der Corona-Krise

Niederkassel · Initiativen im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis unterstützen ältere Menschen, die vom Coronavirus besonders bedroht sind. Ein Überblick über Aktionen in Sankt Augustin und Niederkassel.

Gemeinsam wollen sie helfen (v.l.):Stefan Krengel, Rosi Schlimbach, Petra Burggraf, Ralf Burggraf-Winkler und Alexandra Scheufler möchten Senioren mit Brötchen versorgen.

Gemeinsam wollen sie helfen (v.l.):Stefan Krengel, Rosi Schlimbach, Petra Burggraf, Ralf Burggraf-Winkler und Alexandra Scheufler möchten Senioren mit Brötchen versorgen.

Foto: Stefan Krengel

Denis Rath ist schon aktiv geworden. Er hat vor rund einer Woche in Niederkassel eine Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Und zwar mit dem Ziel, Menschen zu helfen, die an Covid-19 erkrankt oder vom Coronavirus bedroht sind. Gemeinsam mit Rath, der in Lülsdorf aufgewachsen ist und 1997 am Kopernikus-Gymnasium das Abitur machte, ist Corinna Bärenz für das Projekt verantwortlich. Die 33-Jährige wohnte bis vor kurzem in Mannheim. Über alte Freundschaften erfuhr sie von einer derartigen Hilfsaktion in Mannheim, war sofort von Denis‘ Projekt begeistert und machte mit.

Die beiden starteten einen Facebookaufruf, dem mittlerweile mehr als 700 Niederkasselerinnen und Niederkasseler gefolgt sind. Angeboten wird von Einkäufen über das Gassi gehen mit dem Hund bis zum Rezept abholen und einlösen eine breite Palette für Menschen, die zur Risikogruppe für das Coronavirus gehören.

Aktuell werden Flyer verteilt, die auf die Hilfsangebote hinweisen. Das Niederkasseler Team bietet seine Hilfe an, damit die Risiko behafteten Menschen ihre Ansteckungsgefahr verringern können. „Falls Sie sich in nächster Zeit in Quarantäne begeben müssen, können wir Ihnen auch helfen“, so heißt es in dem Flyer. Aber es gibt auch Dinge, die nicht übernommen werden. So zum Beispiel die Kinderbetreuung. „Das lehnen wir wegen der Ansteckungsgefahr ab, denn auch wir wollen die sozialen Kontakte so gering wie möglich halten. Die Helfer sollen Handschuhe tragen, wenn sie mit den Risikomenschen in Kontakt treten, Einkäufe können an die Haustür gehängt werden, Rezepte oder Medikamente in den Briefkasten geworfen werden“, erklärt Bärenz. Die Flyer wurden von der Stadt Niederkassel zur Verfügung gestellt.

Koordiniert wird das gesamte Projekt über die „Coronavirus Nachbarschaftshilfe“. Denis Rath und Corinna Bärenz haben ihre Mobilrufnummern im Flyer veröffentlicht, über die man dann per WhatsApp oder SMS Nachrichten senden kann. Zudem wurde eine E-Mail-Adresse eingerichtet, die jederzeit empfangsbereit ist.

Auch finanzielle Unterstützung ist bereits zugesagt. So springt das Stadtmarketing Niederkassel mit einem dreistelligen Betrag in die Bresche. „Wir bieten finanzielle Hilfe in Höhe von 500 Euro für die Anschaffung von Einmalhandschuhen, Desinfektionsmitteln oder Parkgebühren an, damit die freiwilligen ehrenamtlichen Helfer nicht auch noch selbst in die Tasche greifen müssen“, so Irmgard Bracker vom Vorstand des Stadtmarketings. Corinna Bärenz hatte zuvor Bürgermeister Stefan Vehreschild angesprochen und den Wunsch nach Unterstützung geäußert. Der hatte die Bitte an Stadtmarketing-Geschäftsführer Sebastian Fischer weitergeleitet, der wiederum direkt das „Go“ vom Vorstand erhielt.

Natürlich gebe es auch Ablehnung, so Bärenz. Manche glaubten, dass überall, wo Bedarf ist, auch gleichzeitig ein großer Freundes-, Bekannten oder Familienkreis vorhanden sei, und man sich deshalb eine solche Hilfsgruppe sparen könne. „Aber das ist eben nicht so. Oftmals sind Familien auseinandergerissen, die älteren Menschen wohnen vielfach alleine und weit weg von Kindern oder Enkelkindern.“ Sie selbst ist Disponentin in einem Eisenbahnunternehmen, arbeitet im Schichtdienst und kann daher mitunter Zeiten abdecken, zu denen andere meist arbeiten. Denis Rath ist selbstständig als Makler für Immobilien und Finanzierungen tätig und freut sich über die Welle der Hilfsbereitschaft, die er durch die Gründung der Gruppe erzeugt hat.

Gemeinsam mit der Nachbarschaftshilfe und der der evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel stellt auch der Biomarkt Niederkassel ein neues Angebot bereit. Kunden können ihren Einkaufzettel per WhatsApp, SMS oder E-Mail schicken und die Lebensmittel dann zu einer vereinbarten Zeit abholen. Wem letzteres nicht möglich ist, für den können die Nachbarschaftshilfe und die Kirchengemeinde die Lieferung übernehmen.

Etwas tun wollte auch der Betreiber des Boxclubs Rheidt. Den Boxclub musste Stefan Krengel wegen der Ausbreitung des Coronavirus bis auf Weiteres schließen. So kam ihm der Gedanke, alten und besonders vom Coronavirus gefährdeten Menschen am Sonntagmorgen eine Tüte Brötchen vor die Tür zu legen. „Menschen, die nicht mehr raus dürfen oder aus Sicherheitsgründen nicht mehr raus wollen, sollen nicht auf ihre Sonntagsbrötchen verzichten müssen“, so der Boxlehrer. Die Idee sei ihm gekommen, als er auf der Couch gesessen habe, erzählt Krengel. „Der Club ist geschlossen, ich habe viel Zeit. Die kann und will ich sinnvoll nutzen“, ergänzt er.

In Ralf Burggraf-Winkler, Inhaber der Konditorei Schell, fand Krengel schnell einen Mitstreiter, der ihm die Brötchen zu einem Sonderpreis zur Verfügung stellen will. „Der persönliche finanzielle Einsatz ist es wert. In solchen Zeiten müssen wir alle ein wenig mehr für andere da sein“, so der Boxer.

Wer das Angebot in Anspruch nehmen möchte oder einen älteren Menschen kennt, der aufgrund des Virus nicht mehr vor die Türe möchte oder darf, kann sich an Stefan Krengel wenden – entweder über Facebook-Nachricht, telefonisch unter 01 76/41 00 86 14 oder per E-Mail an Boxclub-Rheidt@gmx.de. Bedingung: die Menschen müssen in Niederkassel wohnen. Mehrere Boxschüler unterschiedlichen Alters wollen dann gemeinsam mit ihm und seiner Frau Alexandra Scheufler am frühen Sonntagmorgen die Brötchen bei der Konditorei Schell abholen, in Tüten packen und in die einzelnen Niederkasseler Stadtteile verteilen.

In Sankt Augustin-Meindorf bietet der Bürgerverein älteren Menschen Unterstützung an. Ortsvorsteher Peter Kespohl hatte dem Bürgerverein Meindorf vorgeschlagen, einen Einkaufsservice für ältere Meindorfer anzubieten. Stefan Rosenbach, Vorstandsmitglied des Bürgervereins: „Das tun wir sehr gerne. Wir versuchen festzustellen, ob es in Meindorf Betroffene gibt, die aufgrund der aktuellen Situation besondere Unterstützung zum Beispiel beim Einkaufen benötigen“. Hinweise und Anfragen nimmt der Bürgerverein per Mail unter Buergerverein-meindorf@web.de gerne entgegen.

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