Serie "Niederkasseler Köpfe" Helmut Otto macht Läufern aus Niederkassel Beine

Niederkassel · Der 77-jährige Gründer des Lauftreffs lief weltweit bei 22 Marathons mit. Läufer spendeten mit ihrem Weihnachtslauf in 23 Jahren 123.000 Euro für krebskranke Kinder in der Sankt Augustiner Kinderklinik.

Mit seinen 1,98 Meter Körpergröße und einer Schuhgröße 49 kann man den Rheidter Helmut Otto nicht übersehen. Sportlich, schlank und gut trainiert ist er der beste Beweis, dass Laufen jung und gesund hält. Immerhin feiert der auch heute noch sportlich aktive Gründer des Niederkasseler Lauftreffs in diesem Jahr seinen 77. Geburtstag. Läuferisch ist Helmut Otto seit 32 Jahren unterwegs.

Der Kölner, der von 1964 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2004 im Rechnungswesen bei der Hauptverwaltung der Deutschen Lufthansa tätig war, zog mit seiner Frau Elke und den beiden Kindern 1973 nach Rheidt. „Wir wollten wegen der Hektik der Kölner Innenstadt entfliehen und suchten auch wegen der Kinder auf dem Land nach einem Haus. Hier gefiel es uns so gut, dass wir 1978 ein Haus bauten, in dem auch meine Mutter wohnen konnte“, so Otto.

Die Geschichte des weit über Niederkassels Grenzen hinaus bekannten Lauftreffs begann acht Jahre nach dem Hausbau. „Ans Laufen gekommen bin ich 1986 durch Zufall. Wir hatten Besuch und der Bekannte fragte, ob ich nicht Lust hätte, eine Runde mitzulaufen.“ Er hatte sich bis dahin zwar mit Tennis und Schwimmen fit gehalten, aber das Laufen war doch eine neue und große Herausforderung. „Ich bin so erstmals fünf Kilometer mit Unterbrechungen gelaufen und war nach einigen Wochen stolz, diese Strecke durchgelaufen zu sein.“

Auf seinen Laufrunden durch die Felder traf er immer auf den Sportlehrer am Kopernikus-Gymnasium, Ulf Bockheiser. Gemeinsam spielten sie beim Wassersportverein (WSV) Blau-Weiß Rheidt Tennis und überlegten, wie man mehr Menschen für den Laufsport begeistern könnte. „Ich habe immer den Kontakt zu meinen Mitmenschen gesucht. Daher war die Idee zu einem Lauftreff für mich naheliegend“, so Otto. Es erfolgte die Anmeldung beim Leichtathletikverband als Lauftreff Blau-Weiß Rheidt, und aus versicherungsrechtlichen Gründen schloss man sich dem WSV an. Auch wenn viele dem Lauftreff keine lange Lebensdauer einräumten, so begrüßten Elke und Helmut Otto am 28. April 1987, einem Dienstag, um 18.30 Uhr erstmals Laufenthusiasten auf dem Rheindamm oberhalb des WSV-Clubhauses.

Mit Frau auf dem Kilimandscharo

Gelaufen wurde damals wie heute in verschieden starken Gruppen. Nach zehn Jahren gab es dann ein Problem. „Wir sollten alle Mitglieder des WSV werden, was wir aber nicht wollten. Da habe ich mich mit Walter Probst, dem damaligen Vorsitzenden des TuS Mondorf, in Verbindung gesetzt“, so Otto. Probst holte den Lauftreff zum TuS, der damit seine brachliegende Leichtathletikabteilung wieder in Schwung brachte. Da aus Mondorf der größte Aktivenanteil des Lauftreffs kam, passte der Lauftreff genau in das Konzept des TuS. Mit dem neuen Namen „Lauf- und Walkingtreff TuS Mondorf“ wurden als neue Abteilung die Walker integriert, die nun auch schon seit einundzwanzig Jahren dabei sind. Im Sommerhalbjahr 2003 erweiterte der Lauftreff sein Angebot um einen Jugendlauftreff.

Zu diesem sportlichen Vereinstrio gesellte sich dann der Nordic-Walking-Treff, den Helmut Otto 2005 gründete. Neben der Breitensportarbeit im Lauftreff liegt Helmut Otto die Jugendarbeit besonders am Herzen. Leider, so sein Fazit, werde der Anteil der Schüler durch die Ganztagsschulen immer weniger. Ganz eng mit dem Lauftreff verbunden ist der Mondorfer Weihnachtslauf, der seit 1997 in Eigenregie organisiert wird. Dort treffen sich Anfang Dezember in jedem Jahr laufbegeisterte Sportler zu einem Lauf durchs Dorf. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die Zahl der Teilnehmer und damit auch der Einnahmen. Im Jahr 2017 waren es 1706 Anmeldungen, ein neuer Teilnehmerrekord.

Der Reinerlös – im vergangenen Jahr waren es 12 400 Euro – kommt über die Elterninitiative krebskranker Kinder Sankt Augustin der onkologischen Station der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin zugute. Der Betrag wird in jedem Jahr am zweiten Samstag im Januar laufend und walkend überbracht. So kamen in einem Zeitraum von 23 Jahren rund 123 000 Euro zusammen.

Helmut Otto hat die Verantwortung für den Lauftreff inzwischen in jüngere Hände abgegeben, ist dem Lauftreff aber immer noch sehr verbunden. Zweiundzwanzig Marathons wie den Medoc und den New York-Marathon hat Helmut Otto gemeinsam mit Ehefrau Elke und anderen Lauftreffmitgliedern weltweit absolviert. Aus gesundheitlichen Gründen ist er seit einigen Jahren vom Laufen zum Walken gewechselt. „Laufen ist zwar mein Lebenselixier, aber ich liebe auch das Wandern und bin begeisterter Bergsteiger.

Mit meiner Frau war ich auf dem Kilimandscharo in Tansania, dem Ararat in der Türkei sowie dem Großglockner und Großvenediger in Österreich“. Jedes Jahr geht es im Urlaub nach Osttirol zum Wandern und dort feierte man gemeinsam mit der Familie im vergangenen Jahr Goldhochzeit. Er hat auch weniger sportliche Hobbys: ein gutes Buch lesen und Opernmusik hören, besonders gerne hört er Verdis Oper „La Traviata“.

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