Bauen in Lülsdorf Hausumbau verärgert Nachbarn

Niederkassel · Stadt genehmigt veränderte Architektur eines Wohnhauses in Lülsdorf. Gewerbliche Nutzung eines Kellers als Tantra-Tempel ist laut Bürgermeister unzulässig.

 Verunsichert sind Claudia und Lars Hanke über die Kritik einiger Nachbarn. Für ihre Kinder Juliana (links) , Josephine und Marc bauen sie ihr Haus in Lülsdorf um und verändern damit die Architektur.

Verunsichert sind Claudia und Lars Hanke über die Kritik einiger Nachbarn. Für ihre Kinder Juliana (links) , Josephine und Marc bauen sie ihr Haus in Lülsdorf um und verändern damit die Architektur.

Foto: Foto: Martina Welt

Keine Frage, die Architektur der Häuserensembles an der Nordstraße ist ausgefallen. Die Häuser aus den 80er Jahren sind im Halbkreis angeordnet und die Dachgiebel verlaufen trapezförmig in den Himmel. Das dürfte es so nur in Lülsdorf geben und genau deshalb sind die Bewohner des Viertels verärgert, dass am Haus an der Nordstraße 60 umfassende Erweiterungsbauten durchgeführt werden.

Sie haben sich an den SPD Ratsherren Friedrich Reusch gewandt, der selbst 16 Jahre lang in einem dieser ungewöhnlichen Häuser gelebt hat. Am Dienstag, 13. September, wird eine entsprechende Anfrage zu den geplanten Veränderungen Thema im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss sein. In der Anfrage wird die Verwaltung Antworten zum dort existierenden Bebauungsplan, der Geschossflächen- und Grundflächenzahl sowie zur Sicherung der vier Hausgruppen als Gesamtbild für die Zukunft beantworten. Und noch ein Thema interessiert die SPD: Sie will wissen, ob der Betrieb eines Tantra-Tempels im Keller des Hauses zulässig ist.

Letzteres beantwortet Bürgermeister Stephan Vehreschild schon im Vorfeld mit einem „Nein“. Der Verwaltung sei jedoch bis heute nicht bekannt, dass es eine gewerbliche Nutzung im Keller gegeben habe. Ein Nutzungsänderungsantrag liege der Verwaltung ebenfalls nicht vor. „Der Gewerbebetrieb im Keller war ohnehin nicht Gegenstand des Genehmigungsverfahrens“, ergänzt der Technische Beigeordnete Helmut Esch. Aus den Bauunterlagen gehe hervor, dass nun eine Praxis, Wohnräume und Lagerräume gebaut würden. „Der Anbau in den Garten hinein wurde von der Bauaufsicht genehmigt“.

Dass ihr Erweiterungsbau nun zum Politikum wird, trifft Claudia und Lars Hanke völlig unerwartet, wie sie versichern. „Zwei unserer drei Kinder kommen nächstes Jahr in die Schule und brauchen mehr Platz, denn im Moment schlafen die Zwillinge Juliana und Josephine (5) sowie ihr Bruder Marc (4) in einem zwölf Quadratmeter großen Zimmer. Dass sie rund zehn Jahre lang ihren Tantra-Tempel im Keller des Hauses untergebracht hatten, bestreiten die Eltern nicht. Derzeit ist jedoch der Keller komplett geräumt und gleicht ebenfalls einer Baustelle. „Es war nie geplant, den Tempel kommerziell zu führen“, beteuert Claudia Hanke. Erst 2006, als der Zuspruch durch Mundpropaganda stieg, habe man ein Gewerbe angemeldet. Von der Notwendigkeit, einen Nutzungsänderungsantrag zu stellen, erfuhren die beiden erst von ihrer Architektin Britta Marchand, die den aktuellen Anbau an plant und begleitet. „Wir hätten diese Genehmigung ohnehin nicht bekommen, weil die Kellerdecken zu niedrig sind“, sagt Claudia Hanke.

Ihr Mann Lars, der eigentlich promovierter Physiker ist, will nun im Erdgeschoss eine Praxis eröffnen, in der er auch die asiatischen Körperarbeit anbietet. Das sei aber alles auch schon beantragt und genehmigt, versichern die beiden. „Wir wüssten gerne, warum wir von einigen Nachbarn angefeindet werden“, sagt das Ehepaar, das immer zu Gesprächen bereit sei. Der Giebel, der 1,30 Meter höher ist als der alte, sei so genehmigt worden, und auf eine Dachterrasse habe man mit Rücksicht auf die Nachbarn verzichtet.

Zu den verärgerten Nachbarn zählt zum Beispiel Rolf Wintersig, der nun befürchtet, dass alle Nachbarn ihre Häuser erweitern und damit der Gesamteindruck des Ensembles zerstört wird. Über den Tantra Tempel habe er sich eher amüsiert, als dass es ihn gestört habe. Auch Anita Etter bedauert den Anbau: „Ich wohne seit 33 Jahren hier und habe die Architektur der Häuser als Einheit und Besonderheit empfunden. Wenn jetzt jeder an- oder umbaut, ist das verloren“. Walter Shettler wohnt gegenüber und ist selbst Architekt. Er glaubt, dass das Haus durch den hohen Giebel nun schon dreigeschossig ist, und das sei nicht erlaubt. Auch fürchtet er Parkplatznot, wenn in dem reinen Wohngebiet eine Praxis aufgemacht werden soll.

Die Sitzung des Planungsausschusses beginnt am Dienstag, 13. September, um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses.

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