Container als Lösung Bewohner aus dem „Haus am Deich“ können wieder Besuch empfangen

Niederkassel · Wochenlang konnten die Bewohner der Alten- und Behinderteneinrichtung „Haus am Deich“ in Rheidt keine Angehörigen treffen. Jetzt ermöglicht eine neue Lösung deren Besuch unter Corona-Schutzauflagen: Ein Container mit Sprechanlage und Glasscheibe.

 Besuchsraum am Haken: Ein Kran hievt den Container an seinen Standort.

Besuchsraum am Haken: Ein Kran hievt den Container an seinen Standort.

Foto: Dieter Hombach

Pünktlich um acht am Mittwochmorgen schwenkte Kranführer Guido Bennerscheid den zweieinhalb Tonnen schweren Container an seinen Platz im Garten des Hauses am Deich in Niederkassel-Rheidt. Innerhalb weniger Minuten war das Wohnhaus für Menschen mit geistiger Behinderung um einen Besucherraum reicher – ein Raum, in dem Bewohnern und Gäste sich nach sieben Wochen Lockdown gefahrlos wieder begegnen können.

Groß waren Freude und Erleichterung bei Helene Müller-Speer, Fachbereichsleiterin der Caritas für Menschen mit geistiger Behinderung, und Erika Berchem vom Förderverein der Einrichtung, der das Projekt vorfinanziert hat. Seit sieben Wochen besteht ein striktes Betretungs- und Besuchsverbot in der Alten- und Behinderteneinrichtung.

Idee stammt aus den Niederlanden

Da das Besuchsverbot nun gelockert wurde, das Betretungsverbot aber bestehen bleibt und die Abstandsregeln auch noch lange Bestand haben werden, suchte man nach einer Lösung, die Hausbewohner aus ihrer Isolierung zu holen.

Besuche in Pflegeheimen sind jedoch nur in separaten Räumen oder im Außenbereich erlaubt. Inspirieren ließ man sich von den Niederlanden, wo das Container-Konzept erfolgreich eingesetzt wird.

Das Mietcontainer-Modul der Bornheimer Firma Baumann überzeugte Helene Müller-Speer. Es entspricht allen Hygienevorschriften und Corona-Schutzauflagen und den Brandschutzvorschriften.

Zwei Räume mit getrennten Zugängen

Der sechs mal 2,50 Meter große helle Raum besteht aus zwei getrennten Einheiten mit barrierefreien Zugängen, Glasabtrennung und Sprechanlage. „Seit Wochen leiden unsere Bewohner sehr darunter, dass sie weder Eltern noch andere Angehörige sehen können und keinen Besuch empfangen dürfen“, so Müller-Speer.

„Trotz des sehr engagierten Personals der Caritas kann dieses Defizit nicht aufgefangen werden. Isolation und Einsamkeit bleiben nicht aus“, sagte Erika Berchem. Die Kosten für Logistik, Ausstattung und Miete trägt der Förderverein, der aber auf Unterstützung und Spenden hofft.

Laut Vertriebsmitarbeiter Vincent Arentz stellt die Firma Baumann fünf weitere Container an ähnlichen Standorten wie in Niederkassel auf. „Wir möchten uns mit diesem Projekt als Familienunternehmen in der vierten Generation präsentieren. Wir haben die Miete so gestaltet, dass lediglich unsere Ausgaben gedeckt sind“, so Arentz.

Der Dank des Heimträgers und des Fördervereins Integratives Wohnen galt nicht nur der Firma Baumann, sondern auch der Stadt Niederkassel, die die Baugenehmigung schnell erteilt habe. Vizebürgermeisterin Hildegard Seemayer verfolgte am Mittwochmorgen die Installation des Containers und erlebte die Freude der Heimbewohner darüber mit.

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