GA-Serie "Was steckt eigentlich hinter..." Gebetsstätte der frommen Agnes Clostermann in Uckendorf

NIEDERKASSEL · Die Lourdes-Grotte im Niederkasseler Ortsteil Uckendorf ist typisch für die Zeit um 1900. Ihre Entstehung hängt eng mit dem Neubau der Kirche zusammen.

 Versteckt liegt die Lourdes-Grotte mitten in Uckendorf.

Versteckt liegt die Lourdes-Grotte mitten in Uckendorf.

Foto: Dieter Hombach

Die Marienfigur ist unter dichtem Efeu verborgen, die steinerne Grotte im Vorbeifahren kaum zu erkennen. Doch das religiöse Kunstwerk im Niederkassler Ortsteil Uckendorf lädt dazu ein, genauer hinzuschauen. Dahinter steckt nämlich eine interessante Geschichte über den Kirchneubau und über Agnes Clostermann, ohne die es die Lourdes-Grotte im Ort nicht gäbe.

Das Ensemble ist der Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich nachempfunden. Dort soll im Jahre 1858 der heiligen Bernadette die Muttergottes erschienen sein. „Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdes-Grotten an Kirchen, am Feldrand oder im Wald errichtet“, weiß der Heimatforscher und Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Niederkassel, Josef Schnabel zu berichten. Private Grotten entstanden häufig aufgrund persönlicher Gelübde, oft in Verbindung mit einer Wallfahrt nach Lourdes und erfolgter Heilung von Krankheit, aber auch als Dank für unbeschadete Heimkehr aus dem Krieg oder Rettung aus Gefahr.

In Uckendorf wurde das kirchliche Leben nicht unerheblich von den drei Clostermann-Schwestern bestimmt. Die Frömmigkeit der unverheirateten Frauen war sehr ausgeprägt, aber besonders Agnes Clostermann setzte sich für den Bau einer neuen, größeren Kapelle ein, weil die alte bei den Gottesdiensten überfüllt war. Zudem war es in dem kleinen Gotteshaus feucht und es roch durch den nebenan liegenden Löschteich immer etwas modrig.

Kapellbauverein gegründet

1905 gründete sich in Uckendorf ein Kapellbauverein und Agnes Clostermann wollte den Bau der Kapelle mit ihrem Erbanteil, das sie sich von den Geschwistern auszahlen ließ, unterstützen. Anonym spendete sie 5000 Mark und stellte nach dem Bekanntwerden ihrer Spende nochmals eine Schenkung von 25.000 Mark in Aussicht. Querelen um die Größe der Kirche, das richtige Baugrundstück und einen neuen Architekten hätten das Bauwerk fast verhindert.

Erst 1910 wurde die Pfarrkirche „Zu den sieben Schmerzen Mariens“ eingeweiht. Agnes Clostermann hatte schon beim Bau der Pfarrkirche großen Wert darauf gelegt, das ein Kirchenfenster mit einer Darstellung der Lourdes-Grotte eingebaut wurde. Dorthin ging sie, auch außerhalb der Gottesdienste, durch einen gesonderten Eingang häufig zum Beten.

Während der Bauphase erwarb sie 1907 unbemerkt einen Gartenwinkel oberhalb der ehemaligen Kapelle. Dort ließ sie eine Grotte mit den bis heute erhaltenen Figuren der Muttergottes und der Bernadette Soubirous errichten. Während über den Bau der Uckendorfer Pfarrkirche dank einer Festschrift von Michael Käufer jedes Detail bekannt ist, gibt es über den Bau der Grotte keine Aufzeichnungen. „Selbst in der Schulchronik der Volksschule Uckendorf findet sich kein Hinweis“, so Josef Schnabel.

Bei einer Restaurierung im Jahr 2004 konnte der Restaurator das Material nicht eindeutig definieren. „Die Figuren hat man aus einer gipsähnlichen Masse hergestellt und dann bemalt. Dass die Grotte zeitweise als kitschig erachtet wurde, entsprach wohl dem Zeitgeist“, sagte Schnabel. Seit 2003 steht die Grotte unter Denkmalschutz, im Jahr 2009 nahm die Stadt Niederkassel sie in den Kulturpfad auf und versah sie mit einer erklärenden Stele. Der Pfarrverband Niederkassel Nord hat die Pflege der Begrünung übernommen.

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