Die letzte Ruhe in Richtung Mekka Ein Friedhof für Muslime in Niederkassel

Niederkassel · Niederkassels Integrationsrat begutachtet das neue muslimische Gräberfeld auf dem Nordfriedhof in Ranzel. 100 Erwachsene und 18 Kinder könnten dort künftig bestattet werden.

 Nur sechs Gräber gibt es aktuell auf dem Nordfriedhof. Man kann sie kaum von den übrigen Gräbern unterscheiden.

Nur sechs Gräber gibt es aktuell auf dem Nordfriedhof. Man kann sie kaum von den übrigen Gräbern unterscheiden.

Foto: Martina Welt

Seit Jahrzehnten kämpft die türkisch-islamische Gemeinde in Niederkassel um eine Fläche, wo sie ihre Mitglieder gemäß der Riten ihres Glaubens beisetzen können. Jetzt hat sie ihr Ziel erreicht. Auf dem Nordfriedhof in Ranzel gibt es eine riesige Fläche, wo in Zukunft die Gräber Richtung Mekka ausgerichtet sein werden. 100 Erwachsene und 18 Kinder können dort ihre letzte Ruhe finden. Allerdings ist diese Ruhe derzeit noch nicht so „ewig“, wie es manche Muslime gerne hätten.

„Wir haben dort Wahlgräber für die Erdbestattung mit einer Liegezeit von 30 Jahren vorgesehen“, sagte der Beigeordnete Sebastian Sanders bei einem Friedhofsbesuch des Integrationsrates. Die Muslime bestatten ihre Verstorbenen nicht nur mit Blick in Richtung Mekka, sie werden auch nur in einem Leintuch in die Erde gelassen, damit der Körper möglichst schnell wieder zu Staub zerfällt, so wie es auch in der christlichen Religion heißt, so der Imam der Gemeinde, Feyzulla Senay. Er nahm gemeinsam mit dem Vorsitzenden Orhan Kangöz und dessen Stellvertreter Sasan Balkozak am Ortstermin teil.

Schmuck ähnelt dem christlicher Gräber

Der Schmuck auf dem Grab ähnelt durchaus dem der christlichen Gräber. Die bereits bestehenden sechs Gräber der Lülsdorfer Muslime unterscheiden sich kaum von den übrigen auf dem Friedhof, und man muss schon sehr genau hinsehen, um das muslimische Grabfeld auszumachen. Es gibt einen Grabstein, frische Blumen, Blumengestecke, wie sie an Allerheiligen aufgestellt werden, und auch Engelchen schmücken so manches Grab.

„Das ist durchaus auch bei uns so üblich“, meint Kangöz. Die Gräber in der Türkei seien höher als hier, als Schmuck würden jedoch neben dem Grabstein auch frische Blumen aufgestellt. In Saudi Arabien hingegen gebe es nur einen Stein oder ein Säule, das sei sehr unterschiedlich bei den Menschen muslimischen Glaubens.

„Den Antrag auf eine weiteres Gräberfeld haben wir erneut vor fünf Jahren gestellt, und es wird in der Gemeinde sehr positiv aufgenommen, dass es nun endlich geklappt hat“, sagt der Gemeindevorsitzende. Dass derzeit nur sehr wenige Bestattungen in Lülsdorf stattfinden, liege sicher zum einen an der „ewigen Ruhe“, die in der Türkei möglich sei und festlege, dass die Grabstelle nicht für andere Bestattungen verwendet werde, auch nicht nach 30 Jahren. Zudem übernehme die Gemeinde in der Regel die Kosten. „Ich bin hier geboren und meine Kinder werden mich nicht in der Türkei bestatten“, sagt Kangöz und ist sich sicher, dass es anderen türkischen Familien in der zweiten und dritten Generation genauso ergehen wird. Bisher seien Lülsdorfer Familien auch auf den Friedhof in Köln-Ossendorf ausgewichen, wo muslimische Grabfelder ausgewiesen seien.

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