Katastrophen-Hilfe Doktor Brinkmann hilft Erdbeben-Opfern in Mexiko

Niederkassel · Der Niederkasseler Arzt Michael Brinkmann reiste der Allgemeinmediziner zur Katastrophenhilfe nach Mittelamerika. Für die süddeutsche Hilfsorganisation Humedica absolvierte Brinkmann seinen 16. internationalen Hilfseinsatz.

 Michael Brinkmann horcht einem Jungen in Jojutla den Rücken ab. Viele Kinder sind stark erkältet. FOTO: PRIVAT

Michael Brinkmann horcht einem Jungen in Jojutla den Rücken ab. Viele Kinder sind stark erkältet. FOTO: PRIVAT

Foto: Michael Brinkmann

Eine Kamera zur Verkehrsüberwachung hatte die dramatischen Momente hautnah eingefangen. Gerade einmal zwei Stunden, nachdem in Mexiko am 32. Jahrestag nach dem schweren Erdbeben von 1985 der Katastrophenfall geübt wurde, trat eben der wieder ein. Bei dem schwersten von drei Erdstößen innerhalb von drei Wochen mit einer Stärke von 7,1 auf der Richter-Skala kamen am 19. September 369 Menschen in und um Mexiko Stadt ums Leben.

Auch Michael Brinkmann hat die bewegenden Bilder im heimischen Wohnzimmer in Niederkassel gesehen. Zwei Wochen später reiste der Allgemeinmediziner zur Katastrophenhilfe nach Mittelamerika. Für die süddeutsche Hilfsorganisation Humedica absolvierte Brinkmann seinen 16. internationalen Hilfseinsatz.

Drei Tage nach seiner Rückkehr ist der 58-Jährige noch voller Eindrücke. „Die mediale Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf die Millionenmetropole Mexiko Stadt. Aber auch auf dem Land war die Zerstörung groß und die Versorgung praktisch zusammengebrochen“, berichtet er. So seien alle Ärzte und Schwestern in die Hauptstadt abgezogen worden, die Versorgungszentren eingestürzt.

Zusammen mit zwei Kollegen, einer Schwester und einem Pfleger sowie zwei Koordinatoren war Brinkmann eine gute Woche lang südwestlich der Hauptstadt im Einsatz. Auch in Orten wie Jojutla stand in vielen Straßen kein Haus mehr sicher. „Zudem hat es viel geregnet und war sehr kalt. Außerdem ist ein Staudamm gebrochen und hat viel zerstört“, berichtet Brinkmann. In der Bevölkerung des von Korruption und Gewalt geprägten Landes habe es zudem ein großes Misstrauen gegenüber der Regierung gegeben. „Es war abgesehen von der Medizin für die Menschen auf dem Land schon ein unerwartetes Zeichen, dass ihnen jemand zu Hilfe kam“, sagt er.

Doktor Brinkmann kennt sich mit Krisen aus

Zwischen 80 und 100 Patienten stellten sich den Deutschen jeden Tag vor. Da waren Wunden zu versorgen und Fäden zu ziehen. Brinkmann kümmerte sich auch um die sechs Monate alte Raquel, die durch Kälte und fehlendes Obdach an einer schweren Lungenentzündung erkrankt war. Menschen wie ihr unbürokratisch medizinisch helfen zu können, sei auch für ihn persönlich eine große Genugtuung, erklärt Brinkmann. Ein Team aus Israel hat die Deutschen inzwischen abgelöst und wird bleiben, bis die Mexikaner die Aufgaben wieder selbst übernehmen.

Mit seinem langjährigen Engagement hat der Niederkasseler schon viele humanitäre Konflikte und Krisen aus nächster Nähe gesehen. Angefangen mit dem Golfkrieg 1991 war er beim Bürgerkrieg in Ruanda und auch nach dem Erdbeben in Pakistan im Einsatz. Anders als in früheren Fällen sei die Koordination in diesem Fall übersichtlicher gelaufen.

Brinkmann musste nicht binnen 24 Stunden zum Flughafen eilen. Dennoch ist er froh, dass seine Kollegin in der Gemeinschaftspraxis sowie seine Frau und die beiden Kinder die Einsätze wohlwollend unterstützen. Schon mancher Familienurlaub fiel dafür ins Wasser. Im Gegenzug erwuchsen daraus einige Freundschaften über Kulturen hinweg.

Zu seiner Dolmetscherin während des Golf-Krieges 1991 hat Brinkmann noch immer Kontakt. Nachdem sie in Gefangenschaft geraten und gefoltert worden war, holte er sie auf verschlungenen Wegen nach Deutschland. Aktuell habilitiert sie an der Universität Bonn.

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