Christian Beien hegt eine Leidenschaft für Autos Benzin im Blut

NIEDERKASSEL · Die moderne Halle von Christian Beien ist ein Paradies für Oldtimer-Freunde: Dort begrüßen einen viele Schätzchen der Vergangenheit. Trotz ihres teils hohen Alters sind alle Fahrzeuge fahrtüchtig - und die Karosserie blinkt wie am ersten Tag.

 Herr über die Oldtimer: Standesgemäß untergebracht hat Christian Beien seine Oldtimer und die seines Sohnes in der neuen Halle.

Herr über die Oldtimer: Standesgemäß untergebracht hat Christian Beien seine Oldtimer und die seines Sohnes in der neuen Halle.

Foto: Martina Welt

Dass neben Blut auch Benzin in Beiens Adern zu fließen scheint, zeigte sich schon in frühester Kindheit. Die verbrachte er nämlich fast ausschließlich der Werkstatt seines Vaters, der eine Spedition leitete. "Ich war immer in der Werkstatt zwischen den Lastern zu finden und habe dort noch vor Schuleintritt die Benzininfusion bekommen", sagt der heute 71-Jährige.

So sollte ihn dann auch sein Beruf in die Werkstätten des Landes führen. Einen Arbeitsalltag mit Benzingeruch und brummenden Motoren stellte Beien sich vor, aber es kam anders: Nach seinem Abschluss an der Ingenieursschule in Köln entschied er sich nach dem frühen Tod seines Vaters, Geld zu verdienen. Dynamit Nobel, die Firma Linde oder Ford kamen in seine engere Wahl.

Seine Entscheidung fiel auf Ford und auf die Aussicht, dort numerisch gesteuerte Maschinen zu bedienen und zu kontrollieren. Stattdessen landete er jedoch im Finanz-Controlling, konzipierte Fahrzeugprogramme oder entwickelte Marketingstrategien. Zuletzt war er für den Aufbau des Vertriebsnetzes in der DDR und die Netzplanung für Ford Deutschland verantwortlich, bevor er 2003 in den Ruhestand ging. "Ich hatte kein Geld, keine Zeit, aber den Hang zur Technik, der mir in meinem Beruf gefehlt hat", erinnert sich Beien an den Wunsch, sich einen oder mehrere Oldtimer anzuschaffen.

Warum er für die alten Autos schwärmt, begründet er vor allem mit dem Design und der Liebe zu Details, die es heute nicht mehr gibt. "Es stecken viel Herzblut, viel Engagement und enorme Designelemente in den alten Autos", verweist er auf Flugzeuge als Kühlerfigur oder Raketenantriebe zwischen den Scheinwerfern sowie auf die Erdkugel auf der Motorhaube. "Wenn ich früher gesagt habe, dass ich einen Oldtimer will, hat meine Frau gleich gesagt, dass sie sich dann zwei Haflinger kaufen wird, damit war das Thema erledigt."

Erst sein Sohn Christian legte den Grundstein für seinen inzwischen beachtlichen nostalgischen Fuhrpark in Niederkassel. Mitte der 1990er Jahre habe sein Sohn Christian den Wunsch geäußert, sich einen Oldtimer anzuschaffen und bat seinen Vater um Unterstützung. "Wir suchten einen Granada, kauften jedoch am Ende den Ford Costume Line, der in sehr gutem Zustand war", erzählt Beien. Für das Fahrzeug von 1953 zahlte er damals rund 7000 Mark.

Die Werte seiner inzwischen unschätzbar wertvollen Sammlung will Beien nicht beziffern. "Darum geht es überhaupt nicht", meint er und verweist auf die Seele der Autos in seiner Halle. Nachdem der Anfang gemacht war, war es sogar seine Gattin, die ihn auf ein "schönes rotes Auto" hinwies, das sie in Köln-Wahn gesehen habe. Es war an Adler Trumpf Junior Cabrio aus dem Jahr 1936, der ebenfalls Teil der Sammlung in Beiens Halle ist.

Bis zur Entwicklung der "Tin Lizzy", die im Quattro Cycle in Anlehnung an die amerikanische Fleischfabrikation über das Fließband lief, waren Autos nur etwas für Wohlbetuchte. Das wollte Henry Ford ändern. 1908 liefen die ersten T-Modelle vom Band, gleichzeitig gab er seinen Mitarbeitern höhere Löhne und eröffnete die Ford Kreditbank, damit sich auch ein Autobauer dieses Fahrzeug leisten konnte.

Das billigste Modell gab es in der Endphase gegen 1927 für nur noch 260 US Dollar, berichtet Beien. Das älteste und auch historische wertvollste Stück ist das T-Modell. Beiens "Tin Lizzy" wurde 1926 gebaut. Die Geschichten hinter dem Erfolgsmodell sind Beien ebenso wichtig wie technische Details und die originale Ausstattung.

15,3 Millionen Mal lief die "Tin Lizzy" vom Band, bevor sie 1927 vom A-Modell abgelöst wurde. Kritik an seinem Erfolgsmodell bezüglich schwacher Bremsen ließ Ford damals nicht gelten. "Das Auto ist zum Fahren und nicht zum Bremsen da", konterte er.

Es gab einiges zu tun, bevor die "Tin Lizzy" startete. Die Kurbel drehen, beim Anlassen die Handbremse ziehen und Gas geben, gleich am Lenkrad. Bis zu 70 Stundenkilometer schaffte der Volkswagen von Henry Ford. Diese Erfolgsgeschichte wurde erst 1972 vom VW Käfer überflügelt, was die Verkaufszahlen anbelangte. Das Nachfolgemodell A steht bei Beien in der grünen Lkw-Variante.

Eigentlich ist die schöne neue Halle in Niederkassel, die der Maschinenbauingenieur zu seinem 68. Geburtstag, am 29. September 2012 eingeweiht hat, voll belegt. "Mir wurde der Ford Eifel als Cabrio angeboten", überlegt der Autonarr dennoch, ob er nicht doch noch ein Plätzchen frei hat, für ein weiteres Stück Geschichte auf vier Rädern.

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