Unterbringung in Niederkassel Unterkünfte für Flüchtlinge mit privater Wohnatmosphäre

Niederkassel · 250 Plätze dienen als Puffer für neue Flüchtlings-Zuweisungen. Der angespannte Wohnungsmarkt lässt die Stadt Niederkassel aktiv werden.

 Die Bodenplatten für die beiden neuen Unterkünfte an der Eifelstraße sind bereits fertig. FOTO: MARTINA WELT

Die Bodenplatten für die beiden neuen Unterkünfte an der Eifelstraße sind bereits fertig. FOTO: MARTINA WELT

Foto: Martina Welt

Das Wohnraumkonzept für Migranten zählt zu den ersten Amtshandlungen des neuen Sozialamtsleiters Armin Wallraff. Im jüngsten Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Soziales verteilte er das neue Konzept an die Ausschuss-Mitglieder. Das Fazit: Die Stadt wird in der Lage sein, alle anerkannten Flüchtlinge im Bestand unterzubringen. Trotz vieler Unwägbarkeiten lässt sich Wallraff auf diese Prognose ein, denn für neu zugewiesene Flüchtlinge in der Zukunft gibt es bis zu 250 Plätze, die die Stadt als Puffer vorhält.

Wallraff ging bei seinen Berechnungen von 515 Migranten aus, die in Niederkasel beherbergt werden. Davon sind 312 Personen anerkannte Flüchtlinge oder Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive sowie rund hundert Personen, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, man jedoch mit einem positiven Ausgang rechnet. Von diesem Personenkreis konnten 81 Menschen in von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht werden. 239 Personen leben in Übergangsheimen. Dort allerdings in abgeschlossenen Wohneinheiten oder in Wohngemeinschaften mit eigenem Zimmer. 30 anerkannten Flüchtlingen ist es gelungen, auf dem privaten Wohnungsmarkt eine Wohnung anzumieten.

Stadt will aktiv werden

Weil dies wegen des ausgesprochen angespannten Wohnungsmarktes in Niederkassel ein schwieriges Unterfangen ist, will die Stadt aktiv werden, und bei den derzeitigen Vermietern von Wohnungen dafür werben, die Mietverträge nicht mehr mit der Stadt, sondern mit den Migranten selbst abzuschließen. Wallraff verweist auch auf die neue Wohnsitz-Auflage, nach der die Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung mindestens drei Jahre in Niederkassel bleiben müssen, bevor sie sich frei für einen endgültigen Aufenthaltsort entscheiden können.

„Es ist uns wichtig, dass wir für die dauerhaft anerkannten Menschen die Übergangssituation beenden und sie in einer privaten Wohnatmosphäre unterbringen“, erläuterte der Beigeordnete Sebastian Sanders im Ausschuss. Nur bei wenigen komme ein privates Mietverhältnis zustande, deshalb möchte die Stadt ihre Unterkünfte entsprechend gestalten. So etwa die derzeit im Bau befindlichen beiden Häuser an der Eifelstraße und das geplante Haus am Gladiolenweg. In diesen drei neuen Gebäuden können dann schon bald insgesamt 95 Personen wohnen. Der Wohnraum für Familien soll abgeschlossen sein. Auch Wohneinheiten mit geschützten Etagen für alleinerziehende Frauen und andere besonders schutzbedürftige Personen sind dort geplant. Weitere Übergangsheime für anerkannte Flüchtlinge mit abgeschlossenem Wohnraum gibt es am Wolfspfädchen (30 Personen), an der Waldstraße (22 Personen), an der Kopernikusstraße (19 Personen), an der Pastor Grimm Straße (33 Personen) sowie an der Litauer Straße und am Kabelweg für jeweils 20 Personen.

Trotz der grundsätzlich guten Bilanz gab es auch kritische Anmerkungen. Matthias Großgarten (SPD) merkte an, dass sich das Konzept auf bestehende Unterkünfte beschränke. „Damit verdrängen wir möglicherweise Geringverdiener in die umliegenden Kommunen, weil sie keine preisgünstige Wohnung mehr finden“, konstatierte er. Ähnlich argumentierte Sascha Essig von den Grünen. Sich bei der langfristigen Unterbringung von Flüchtlingen nur auf den privaten Wohnungsmarkt zu verlassen, sei zu kurz gedacht, forderte er mehr öffentlich geförderte Wohnungen.

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