Neue Rheinquerung Niederkasseler haben Angst vor Südvariante der Rheinbrücke

Niederkassel · Eine Niederkasseler Bürgerinitiative fühlt sich nicht ausreichend über die geplante neue Rheinquerung informiert. Sie will sich jetzt für das Dialogforum des Landesbetriebs Straßen NRW zu dem Großprojekt bewerben.

Die großzügigen Gärten reichen bis zum Rheinufer, die Schiffe tuckern langsam vorbei. Die rauchenden Schornsteine der gegenüberliegenden Schell AG bilden eine Skyline, die irgendwie auch ins Bild passt, selbst wenn der Blick von viel Grün geprägt ist. Eine Autobahnbrücke, die in direkter Nachbarschaft den Rhein überquert, ist eine Vorstellung, vor der es Christian Rörig und Maria Heinz graust. Dennoch glauben die Niederkasseler seit Ende vergangenen Jahres, dass dieser Albtraum durchaus Realität werden könnte.

Deshalb haben sie gemeinsam mit einigen Nachbarn eine Bürgerinitiative gegen eine sogenannte Rheinspange zwischen Lülsdorf und Niederkassel gegründet. Die Vehemenz der Ablehnung einer Brücke unterscheidet sich bei den inzwischen 20 Mitgliedern durchaus. Einig sind sich jedoch alle in einem Punkt: „Wir wollen uns für das Bürgerbeteiligungsverfahren bewerben, um in den Arbeitskreisen mitarbeiten zu können“, sagt Rörig, Vorsitzender der zweiten Niederkasseler Bürgerinitiative zur Rheinspange.

Er erfuhr eher zufällig von der Möglichkeit, dass die Trasse der beabsichtigten neuen Rheinquerung direkt vor der Haustür seines Elternhauses durchaus auch eine Option sein könnte. Es wäre eine Alternative zu einer möglichen Querung von Wesseling aus über den Rhein, die dann zwischen Lülsdorf und Langel verlaufen würde. Beruhigen kann ihn nicht wirklich, wenn die verantwortlichen Planer des Landesbetriebs Straßen NRW um Projektleiter Rüdiger Däumer versichern, dass es noch überhaupt keine Trassenvorgaben gebe.

Bürgerversammlung in Urfeld

Peter und Friedlinde Rörig sind die Eltern von Christian Rörig, und sie haben in den 1970er Jahren die Gelegenheit beim Schopf gepackt, als man die Rheingrundstücke, wo es früher nur Gärten mit vielen Obstbäumen gab, erwerben konnte. Seitdem wohnt die Familie an der Rathausstraße und genießt einen ganz besonderen Ausblick.

Als dann der Flyer von Hinrich Doering, Abteilungsleiter Gewässer beim Erftverband und Mitglied beim Nabu Rhein-Erft, im Briefkasten lag, wurde die gesamte Familie hellhörig. Doering lud im Dezember vergangenen Jahres zu einer Bürgerversammlung nach Urfeld ein, und Christian Rörig fuhr hin. „Dort wurde, für uns das erste Mal, von einer sogenannten Südvariante gesprochen“, sagt Rörig.

„Wir fühlen uns im Moment nicht gut informiert“, ergänzt Maria Heinz. Dieses Gefühl sei der Auslöser gewesen, die Bürgerinitiative zu gründen. „Die Rheinanwohner in Niederkassel waren so erstaunt wie wir, als sie von dieser möglichen Variante erfuhren“, erzählt Rörig. „Es gab daraufhin auch Gespräche mit der Stadt, und man versicherte uns, dass die Stadt eine Nordvariante favorisiert, weil die südliche Trasse die Stadt durchschneiden würde.“

Rund zweijährige Entwurfsplanung

Auf Anregung der Bürgerinitiative habe nun auch die Stadt den Vertreter von Straßen NRW, Willi Kolks, in den Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss eingeladen, der allerdings erst am 12. Juni tagen wird. Bis Sonntag, 25. März, läuft die Frist, um sich als Teilnehmer für die Werkstätten zum Bürgerbeteiligungsverfahren zu bewerben. Rörig hofft, dass er mitwirken kann, denn nur so werde man umfassend informiert.

„Wir stellen fest, dass immer noch viele Menschen nicht daran glauben, dass die Rheinquerung, die ja nun schon Jahrzehnte im Gespräch ist, tatsächlich gebaut wird“, sagt Rörig. Dabei könnte es schneller gehen, als vielen der Anwohner vielleicht lieb sei. Die Vorplanung soll drei bis vier Jahre dauern, danach steht die rund zweijährige Entwurfsplanung an, die Genehmigungsplanung dauert mindestens ein Jahr, und die Ausführungsplanung und der Bau sollen dann bis 2030 erledigt sein. So steht es im aktuellen Flyer von Straßen NRW zur Rheinspange.

Verweis auf Möglichkeit einer Untertunnelung

Maria Heinz hat schon Angst davor, dass die Südvariante kommen könnte, denn sie wohnt im Holunderweg, nur etwas weiter entfernt von der möglichen Trasse. „Dann würden wir, wie der gesamte Stadtteil auch, den Lärm komplett mitbekommen, ganz zu schweigen von den Abgasen“, fürchtet sie. Natürlich wisse auch Heinz, dass eine zusätzliche Rheinquerung „viel für die Region tun würde“, aber sie müsse auch in die Infrastruktur passen.

Kategorisch ablehnen würde Rörig eine Querung des Rheins nicht und verweist auf die Möglichkeit einer Untertunnelung des Rheins. „Ich hoffe nicht, dass es schon einen Plan in der Schublade gibt und wünsche mir, dass die Anlieger und Eigentümer auch wirklich gehört und an den Entscheidungen beteiligt werden.“

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