DLRG-Übung auf dem Rhein Lebensretter proben den Ernstfall

Niederkassel · Rund 40 Rettungsschwimmer üben am Mondorfer Rheinufer. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft schaut zu. DLRG kritisiert, dass das Land die Übungsleitergelder für Schwimmkurse gestrichen hat.

 Mit den motorisierten Schlauchbooten können die Rettungsschwimmer gegen den Strom schnell den auf sie zutreibenden Hilfesuchenden erreichen.

Mit den motorisierten Schlauchbooten können die Rettungsschwimmer gegen den Strom schnell den auf sie zutreibenden Hilfesuchenden erreichen.

Foto: Martina Welt

Es wimmelte nur so von Rettungsschwimmern in voller Ausrüstung am Donnerstagnachmittag am Mondorfer Rheinufer. Rund 40 Schwimmer zwischen 16 und 55 Jahren tummelten sich zwischen den acht Einsatzfahrzeugen und den Rettungsbooten. Zehn der elf DLRG-Ortsgruppen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises waren vor Ort, denn eine Übung dieser Größenordnung im gefährlichsten Gewässer Deutschlands – das wollte sich keiner entgehen lassen.

„Mindestens zehn Mal im Jahr wird der Ernstfall geübt“, sagte Bezirksleiter Bruno Schöneberg. In dieser Größenordnung üben die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Bezirk Rhein-Sieg jedoch eher selten. Besonderer Gast an diesem Nachmittag war die NRW-Ministerpräsidentin und Schirmherrin über die DLRG-Landesverbände Hannelore Kraft. Nach der Besprechung mit Einsatzleiter Daniel Heuser gingen die DLRG-Schwimmer ins Wasser und simulierten den Ernstfall.

Wird ein Ertrinkender im Rhein gesichtet, werden die Einsatzkräfte über die Polizei informiert. „In den meisten Fällen ist es jedoch leider schon zu spät, wenn wir Menschen aus dem Wasser ziehen“, sagt der stellvertretende Bezirksleiter Christoph Kämper. „Bei der Strömung im Rhein können selbst beste Schwimmer nicht dagegen anschwimmen“, warnt er vor leichtsinnigen Badeversuchen im Rhein mit seinen gefährlichen Strömungen.

Aktuelles Thema auch bei der DLRG sind die Flüchtlinge, die sehr oft nicht schwimmen können. Allein im vergangenen Jahr seien über 500 Menschen in den Flüssen und Seen Deutschlands ertrunken, darunter 64 Flüchtlinge, zieht Kämper eine traurige Bilanz.

Damit möglichst viele Menschen sicher das Schwimmen erlernen, wollen die DLRG-Mitglieder möglichst viele Schwimmkurse anbieten. „Das ist allerdings momentan immer schwieriger, denn immer mehr Schwimmbäder schließen“, beklagt Schöneberg ein großes Problem im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Und noch etwas regt ihn richtig auf. Seit dem vergangenen Jahr wurden der DLRG die Übungsleitergelder vom Land gestrichen. „Uns fehlen deshalb rund 20.000 Euro allein im rechtsrheinischen Kreis“, ärgert sich der Bezirksleiter, und genau das gab er dem Gast Hannelore Kraft bei der Gelegenheit mit auf den Weg.

Völlig unverständlich sei seiner Meinung nach die Begründung des Landes NRW, dass bei der DLRG die Lebensrettung im Vordergrund stehe und nicht der Schwimmsport. „Lebensrettung ist unsere Kernaufgabe, aber der Schwimmsport ist die Voraussetzung dazu, und der beginnt beim Kinderschwimmen.“

Laura Hartung (20) ist den Weg zur Rettungsschwimmerin erst mit 13 Jahren gegangen. Inzwischen ist sie Ausbilderin und Strömungsretterin bei der DLRG. Leander Heller (23) hat schon im klassischen Seepferdchen-Alter mit fünf Jahren das Schwimmen gelernt und ist dann zur DLRG gewechselt. Beide fühlen sich gut aufgehoben, denn sie wissen, dass sie auch in schwierigen Situationen geschulte Ansprechpartner haben.

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