Rettung aus der Luft Kathrin Neidel ist erste Frau als Air Rescue Specialist

Niederkassel · Menschen im Hochwassereinsatz per Hubschrauber zu evakuieren, aus stehenden oder fließenden Gewässern zu retten und notfallmedizinisch zu betreuen, das sind die Aufgaben der Luftretter Wasserwacht (Air Rescue Specialis). Kathrin Neidel ist die erste Frau bei den Luftrettern.

 Der Hubschrauber der Bundespolizei hebt mit Windenbediener und Luftretter ab.

Der Hubschrauber der Bundespolizei hebt mit Windenbediener und Luftretter ab.

Foto: Dieter Hombach

Langsam hebt der Hubschrauber EC 155 von der Wiese am Rheinufer ab und gewinnt schnell an Höhe. Mit an Bord des Helicopters der Bundespolizei, Fliegergruppe Hangelar, sind neben dem Piloten, seinem Kopiloten und dem Windenbediener auch Mitglieder der Wasserwacht Niederkassel. Unter ihnen die Niederkasselerin Kathrin Neidel, die erste Frau Nordrhein-Westfalens, die zum Luftretter Wasserwacht (Air Rescue Specialist, ARS) ausgebildet wurde. Ihr Auftrag an diesem grauen und verregneten Morgen: Die Rettung einer im Rheinwasser treibenden Person aus der Luft.

Dazu schwebt der Hubschrauber rund 20 Meter über der Wasseroberfläche und der Windenbediener seilt Kathrin Neidel bis auf die Wasseroberfläche ab. Dort greift Neidel die zu rettende Person und legt ihr eine Rettungsschlinge um den Oberkörper. Dann werden beide vom Windenbediener nach oben in den Hubschrauber gezogen.

Dieses Szenario war zwar nur eine Übung, aber unter sehr realistischen Bedingungen. Bei der hubschraubergestützten Wasserrettung wird das Zusammenwirken von Bundespolizei, Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Wasserwacht Niederkassel und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im Katastrophenfall geübt. Unter anderem bestehen die Aufgaben darin, Personen im Hochwassereinsatz per Hubschrauber von Häusern zu evakuieren, aus stehenden oder fließenden Gewässern zu retten und notfallmedizinisch zu betreuen.

Frühes ehrenamtliches Engagement

Die 22-jährige Beamtin Kathrin Neidel hat nach ihrem Abitur an der Herseler Ursulinenschule ihr Duales Studium bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht fast abgeschlossen. Schon früh hatte sich ihr Weg für die ehrenamtliche Tätigkeit abgezeichnet: „Ich war gerne im Schwimmbecken und habe mich für den Schulsanitätsdienst gemeldet. Über eine Freundin, die beim DRK war, bin ich dann im Jahr 2014 zur Wasserwacht gekommen und habe mich zwei Jahre später zur Fließwasserretterin ausbilden lassen,“ erzählt sie. Der Höhepunkt ihrer bisherigen Ausbildung war dann die Ausbildung zum Luftretter Wasserwacht.

Mit Neidel wurden Kai Schmidt und Lars Linden, beide schon langjährige ARS, zu Multiplikatoren weitergebildet. Damit sind in der Wasserwacht Niederkassel alle drei Multiplikatoren des DRK-Landesverbands Nordrhein ansässig.

Die Luftretter, alle Mitglieder der Wasserwacht oder der DLRG, beginnen schon weit vor dem Lehrgang mit der umfangreichen Ausbildung. Neben sanitätsdienstlichen Kenntnissen und Erfahrungen sind alle Anwärter auch Fließwasserretter und verfügen für die anspruchsvolle Aufgabe als ARS über sehr gute körperliche Fitness und Höhentauglichkeit. Durch das gemeinsame Training verinnerlichen sich die Handlungsabläufe und es entstehen gewisse Automatismen, die im Ernstfall sofort abrufbar sind.

Nutz Übung auch um Piloten zu trainieren

Die Fliegerstaffel der Bundespolizei nutzt diese Übungen auch, um ihre Piloten für außergewöhnliche Situationen zu trainieren. So muss der Pilot je nach Windverhältnissen den Helikopter bei der Wasserrettung auch gezielt rückwärts fliegen können.

An diesem Tag sind fünf Piloten und drei Windenbediener im Einsatz. Joerg Bayer von der Bundespolizei und Lars Linden von der Wasserwacht betonen die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. So beginnt man schon acht Wochen vor der Einsatzübung gemeinsam mit den Personalplanungen, denn außer den Mitarbeitern der Bundespolizei sind alle anderen Beteiligten Ehrenamtliche. Das bedeutet, dass diese bei ihren Arbeitgebern Sonderurlaub beantragen oder sogar einige Tage von ihrem Jahresurlaub nehmen müssen, um an der Übung teilnehmen zu können.

Entstanden ist die koordinierte Zusammenarbeit auf Anweisung des Bundesinnenministeriums nach dem katastrophalen Elbhochwasser im Jahr 2002. Ziel ist es, bei sogenannten „Jahrhundertfluten“ Menschen aus Gefahrensituationen retten zu können.

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