Anlieger befürchten Wertverlust Bekommt Niederkassel die Stadtbahn?

Niederkassel · Welchen Weg eine Stadtbahn in Richtung Köln und Bonn nehmen könnte, ist noch mehr als ungewiss. Bürger sehen das Projekt kritisch und befürchten einen Wertverlust ihrer Häuser.

Christoph Groneck vom Referat Wirtschaftsförderung des Rhein-Sieg-Kreises und Christoph Lütz von der Vössing Ingenieurgesellschaft stellten am Donnerstagabend im Niederkasseler Rathaus die Ergebnisse der technischen Machbarkeitsstudie zum öffentlichen Nahverkehr Bonn-Niederkassel-Köln vor.

Helmut Esch, Erster Beigeordneter der Stadt Niederkassel, konnte gemeinsam mit dem Leiter für Bauaufsicht und Stadtplanung Arndt Lagemann fast 100 Besucher im überfüllten Ratssaal begrüßen. Schon bei der ersten Präsentation im Februar war die Resonanz der Bürger groß. Doch in der Zwischenzeit haben sich Planungen, Vermutungen und vermeintliches Wissen zu einer Gemengelage entwickelt, die bei den Betroffenen die Emotionen hochkochen lässt.

Welchen Weg eine Stadtbahn in Richtung Köln und Bonn nehmen könnte, ist noch mehr als ungewiss. Derzeit plant und untersucht man, die Gleise der RSVG zu nutzen und diese bis nach Bonn zu führen. In nördlicher Richtung möchte man die Strecke bis nach Zündorf verlängern. Über allen Planungen steht aber eine Nutzen-Kosten-Untersuchung, mit der nachgewiesen werden muss, das sich das Projekt volkswirtschaftlich rechnet.

„Zukunftsweisend, ökologisch und nachhaltig“

Die meisten Besucher befürworten die Stadtbahn. Gegner des Projekts sind direkte Anlieger, die einen Wertverlust ihrer Grundstücke befürchten. „Die Bahn fährt bei mir durch den Garten. Wie wollen sie den Wertverlust ausgleichen?,“ so ein Niederkasseler Bürger. „Wir wollen durch den Verkehr der Stadtbahn zukunftsweisend, ökologisch und nachhaltig sein. Wir haben die Trasse und brauchen nur wenig Grunderwerb. Auch ist kein Park-and-ride-System geplant,“ so Lagemann. Zudem sehe er keinen Wertverlust, sondern eine Wertsteigerung bei Grundstücken und Immobilien, da Niederkassel prognostisch bis 2040 die höchste Zuwachsrate des Rhein-Sieg-Kreises haben werde.

Eine Rheidter Bürgerin vermisst ein Schallschutzprogramm und befürchtet einen Kahlschlag bei der Gleiserweiterung. „Stadtbahn heißt, in der Stadt liegende Haltestellen. Da müssen wir durch die Orte durchfahren. Die Trasse ist ja da. Der Schallschutz muss den Vorgaben entsprechen. Bei einer reinen Stadtbahn gibt es weniger Lärm. Zudem können die Gleise begrünt und für gefällte Bäume andere neu gepflanzt werden. Durch den Einsatz eines Stadtbahnzuges mit 350 Personen bekommen wir rund 230 Auto von der Straße, die wesentlich mehr Lärm und Abgase erzeugen,“ sagte Lagemann.

Fragen über Fragen wurden an diesem Abend gestellt, wobei das Interesse der Fragensteller sehr unterschiedlich war. „Wir können bisher keine konkreten Aussagen, weder zur Linienführung noch zu einem Zeitrahmen machen, da das Verfahren noch völlig offen ist. Wir schweben im luftleeren Raum“, so Wirtschaftsförderer Groneck.

Herauszuhören war allerdings, dass man keinen Mischbetrieb mit Eisenbahngüterzügen und Stadtbahn möchte und eine Rheinquerung mit Schienenanbindung für dringend geboten hält. Nach gut zwei Stunden war die Veranstaltung zu Ende. Wie angekündigt, wurden keine Beschlüsse gefasst, sondern lediglich Anregungen aufgenommen, die in das Projekt einfließen könnten.

Die nächste Präsentation der Machbarkeitsstudie findet 2019 nach der ersten Ratssitzung statt. Dann werden schon neue Ergebnisse zur zukünftigen Verkehrsführung vorliegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort