Rheinbrücke bei Niederkassel „Bisher nur ein Strich in der Landschaft“

NIEDERKASSEL · Die SPD-Politiker Achim Tüttenberg und Sebastian Hartmann diskutieren in Lülsdorf mit den Bürgern über die geplante Brücke zwischen Wesseling und Niederkassel.

 So könnte die Rheinbrücke aussehen, die irgendwann einmal Niederkassel und Wesseling miteinander verbinden soll.

So könnte die Rheinbrücke aussehen, die irgendwann einmal Niederkassel und Wesseling miteinander verbinden soll.

Foto: GA-Archiv

„Zeit für Bürger“: So heißt das Format, mit dem der SPD-Bundestagsabgeordnete für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, Sebastian Hartmann, und der SPD-Landtagsabgeordnete Achim Tüttenberg aus Troisdorf mit Bürgern in Kontakt treten und mit ihnen diskutieren, aber auch informieren. So auch am Mittwochabend in der mit fast 300 Besuchern prall gefüllten Aula des Kopernikus-Gymnasiums in Niederkassel. Thema: Die im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) vorgesehene Rheinquerung zwischen Wesseling und Niederkassel. Das Thema bewegt die Bürger, und so bat Tüttenberg schon zu Beginn der Veranstaltung darum, „kein Feuerwerk der Emotionen“ abzubrennen.

Hartmann erläuterte überaus kenntnisreich, was es mit dem BVWP auf sich hat: Darin werde eine verkehrspolitische Gesamtstrategie formuliert, und für Planung und Bau jedes einzelnen Infrastrukturprojektes werden Priorisierungsvorschläge gemacht. „Wir stehen in unserer Region jeden Morgen im Stau, und wir brauchen ein funktionierendes Verkehrswegenetz“, sagte Hartmann und erklärte, dass viele Tausend Eingaben gemacht wurden, die letztlich dazu führten, dass diese Rheinquerung in den vordringlichen Bedarf eingestuft wurde.

„Wir leben in einer extrem mobilen Region, und keine Region bekommt so viele Mittel, wie die unsere“, verdeutlichte der Abgeordnete. Schließlich würden allein aus Niederkassel jeden Tag 14 000 Arbeitnehmer in andere Städte und Gemeinden auspendeln, was 74 Prozent aller Niederkasseler Arbeitnehmer ausmache.

So habe er sich auch für die Aufstufung einer Rheinquerung in den vordringlichen Bedarf eingesetzt. Und schließlich habe man erkannt, dass eine Rheinquerung in welcher Form auch immer (Brücke, Tunnel) nur in der Kombination mit der Schiene ihr volles Potenzial entfalten könne, wenn man die rechts- und linksrheinischen S-Bahnstrecken miteinander verbinde. Das führte in einer Ecke der Aula zu Gelächter.

„Der BVWP ist nur die Ermöglichung einer Planung“, stellte Hartmann fest. „Das, was auf Landkarten zu sehen ist, ist bisher nur ein Strich in der Landschaft“. Das führte zu Gemurre im Saal, „es existiert bislang keine Linienführung.“ Gleichwohl klagte ein Bürger: „Wo wohnen Sie denn, Herr Hartmann? Wahrscheinlich werden wir zwischen Lülsdorf und Ranzel nur noch Autobahn haben.“

„Alles ist offen“, sagte Hartmann, „kein geltendes Recht kann außer Kraft gesetzt werden.“ Wegen der zahlreichen Umwelt- und Naturschutzgesetze könne nicht einfach eine Trasse irgendwo durchgezogen werden. Allein die Linienfindung und die daraus folgende Linienbestimmung dauerten zwischen fünf und 30 Jahren. So könnte er auch die Sorgen einer Bürgerin gemildert haben, die befürchtet, dass eine Trasse 300 Meter vor ihrem Haus vorbei führen könnte.

Ein anderer Bürger sah Probleme auf die Autobahnen A 555 und A 59 zukommen. Die würden durch eine Rheinquerung mehr belastet. Zudem böte die Brücke nur Vorteile für bestimmte Industriebetriebe. Tüttenberg und Hartmann sollten doch nach Alternativen für eine Brücke suchen oder die Bürger gleich selbst planen lassen. Hartmann dazu: „Wir sind alle Bürger, und ich bin nicht gegen die Industrie, weil sie uns eine Menge Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe sichert.“ Schließlich aber könne es auch sein, dass das Projekt scheitere.

Das würde eine Bürgerin aus Rheidt nicht erfreuen. Sie habe erlebt, wie vor Jahrzehnten die Schnellstraße von Niederkassel nach Beuel gebaut wurde. „Das war ein Motor für die Region, ich wünsche mir diese Brücke.“

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