Berufskolleg im Kreis und in Bonn Neustrukturierung beschlossen - Elektrotechnik bleibt in Hennef

RHEIN-SIEG-KREIS · Die gewerblich-technischen Berufskollegs in der Region werden neu strukturiert. Der Ausschuss für Schule und Bildungskoordinierung des Rhein-Sieg-Kreises hat das Konzept beschlossen - inklusive einer Änderung zugunsten des Carl-Reuther-Berufskollegs: Die Fachschule für Technik mit der Fachrichtung Elektrotechnik darf vorerst in Hennef bleiben.

 Die Hennefer Elektrotechniker dürfen vorerst bleiben.

Die Hennefer Elektrotechniker dürfen vorerst bleiben.

Foto: Beekes

Zentralisierung und Profilierung sind die grundsätzlichen Ziele der neuen Struktur, die neben der Hennefer Schule das Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in Troisdorf und das Heinrich-Hertz-Europakolleg in Bonn betrifft. Gerade in der Region Bonn/Rhein-Sieg sei eine Bündelung sehr wichtig, sagt Dietmar Tendler (SPD): "Wir können nicht auf der einen Seite über Fachkräftemangel klagen, auf der anderen Seite aber keine Spezialisierung an den Berufsschulen ermöglichen."

Die schwierige Verkehrssituation durch die Sanierung der Bonner Brücken, die die Gegner der Neustrukturierung ins Feld geführt hatten, könne, so Tendler, "nicht Entscheidungskriterium für eine langfristige Weichenstellung sein". CDU und Grüne nahmen die Anpassung zugunsten Hennefs zufrieden auf: "Jede positive Entscheidung für das Berufskolleg Hennef ist praktizierte Wirtschaftsförderung für den östlichen Kreis", sagte Edgar Hauer, schulpolitischer Sprecher der Grünen.

Auch Günther Au, Leiter der Hennefer Berufsschule, ist zufrieden: "Wir können jetzt anfangen, das kommende Schuljahr zu planen", sagte er dem GA. Au, der Mitautor des Konzepts war, ist froh, dass für die Fachschule Elektrotechnik ein Aufschub erreicht worden ist: "Gerade in dieser Hinsicht hatte ich ja Vorbehalte", sagte er. Denn zur Elektrotechnik hätte das Berufskolleg "kein Gegenstück" gehabt: "Die neue Fachschule Mechatronik muss ja erst entstehen", erklärte er. Erst wenn das geschehen sei, müssten die Elektrotechniker, wie vorgesehen, nach Bonn wechseln.

Anders sieht es für die Maler und Lackierer aus, die in der Diskussion um die Neustrukturierung im Fokus standen, weil sich Lehrer, Schüler und Ausbilder gegen den Umzug von Hennef nach Bonn wehrten. Die Räte der Gemeinden Ruppichteroth und Neunkirchen-Seelscheid hatten sogar entsprechende Resolutionen beschlossen. Gebracht hat es nichts: Die 112 Maler und Lackierer aus Hennef müssen ab dem kommenden Schuljahr nach Bonn.

Für Günther Au ist der Weggang der Maler "ein Wermutstropfen, aber es muss eben Kompromisse geben". Zum einen bekäme Hennef die Tischler aus Bonn zum Ausgleich. Zum anderen würden dadurch "stabilere Verhältnisse" geschaffen: "Bisher dümpelten die Maler und Lackierer an beiden Standorten zwischen ein und zwei Klassen, jetzt können mindestens drei Parallelklassen eingerichtet werden."

Unzufrieden mit der Neustrukturierung sind nicht nur die Maler: Hans-Josef Moor sieht die angestrebte Zentralisierung für die industriellen Berufe aus dem Linksrheinischen nicht erreicht. Der Ausbildungsleiter der SGL Carbon GmbH aus Bonn hat 36 Auszubildende, die bislang auf das Heinrich-Hertz-Europakolleg der Stadt Bonn gehen. "Auf der rechten Rheinseite in Troisdorf und Hennef gibt es bald zwei Standorte für Metaller, der in Bonn wird gestrichen", sagt Moor. Die Entscheidung sei nicht nachvollziehbar. "Ich bin richtig geknickt, da ich keinen Vorteil für die Schüler finden kann. Die Bonner Seite wird komplett vernachlässigt", sagt er.

Gerhard Dohlen, Leiter des Bonner Europakollegs und ebenfalls beteiligt am Konzept, lässt die Kritik nicht gelten. "Für einige ist es zwar im ersten Moment schmerzhaft, aber auf lange Sicht wird der Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg deutlich gestärkt." So sei bei mehreren Parallelklassen auch eine Klasse möglich, in der die Auszubildenden die Fachhochschulreife erreichen könnten. "Wir sind glücklich darüber, dass unser Vorschlag im größtmöglichen Konsens umgesetzt wird", sagt Dohlen.

Kreis-Schuldezernent Thomas Wagner betonte, dass "Ad-hoc-Anpassungen" des Konzepts jederzeit möglich seien, "wenn es zum Verkehrschaos kommt". Wagner berichtete, dass nach der Sitzung des Bildungsausschusses im Dezember, in der Maler protestiert und mehrere Politiker Bedenken angemeldet hatten, Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden seien.

Auch Landrat Frithjof Kühn hatte sich eingeschaltet und unter anderem mit den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen Hennef, Eitorf, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth und Windeck konferiert. Die Bürgermeister hätten nunmehr "keine grundlegenden Bedenken mehr", sagte Wagner.

Neustrukturierung der gewerblich-technischen Berufskollegs

Um die "Zukunft und Konkurrenzfähigkeit" der drei gewerblich-technischen Berufskollegs im Kreis und in Bonn zu sichern, sollen diese umstrukturiert werden. Vor allem Bildungsgänge, bei denen die Klassenmindestgröße von 16 Schülern dauerhaft unterschritten wird, werden an einem Standort zentralisiert. Bisher dezentrale Bildungsgänge mit stark verwandter Fachrichtung werden ebenfalls zentralisiert. Dadurch soll eine Spezialisierung und bessere Profilierung der Berufsschulen in Konkurrenz vor allem zu Köln hergestellt werden. Die Umsetzung beginnt zum Schuljahr 2014/2015 . Spezielle Bildungsgänge für Schüler mit Förderbedarf sind von der Zentralisierung ausgeschlossen, um zusätzliche Hürden zu vermeiden.

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