Weinberg am Drachenfels Mobiler Schutz für Weinlese

SIEBENGEBIRGE · Mit Felsbeobachtung und einem mobilen Schutz für die Arbeiter wollen die Winzer die Lese unterhalb des Drachenfels in diesem Jahr retten. Von der Wirksamkeit dieser Maßnahme möchten sie in den kommenden Tagen auch die Bezirksregierung überzeugen.

Gestern Mittag im Haus Drachenloch: Hier betreibt die Winzerfamilie Pieper ein Hotel unmittelbar unterhalb des Weinbergs. Dort trafen sich Gutachter und Medienvertreter auf Einladung der Bad Honnefer Grünen.

Zuvor hatte Professor Johannes Feuerbach von Geo International (Mainz) den Weinberg bereits am Morgen mit Juniorchef Felix Pieper in Augenschein genommen. Um die Lese in diesem Jahr zu retten, empfahl Feuerbach ein einfaches Monitoring.

"Ein Geologe könnte die Felswand mit einem Fernrohr im Auge behalten", so Felix Pieper. Zudem könnten die Arbeiter im Weinberg durch einen beweglichen Baucontainer, der mit Sand oder Erde gefüllt ist, vor Steinschlag geschützt werden.

"Sobald wir eine schriftliche Auswertung haben, werden wir diese unseren Unterlagen für die Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln beifügen", sagte Pieper.

"Das würde in Köln sicher erheblich helfen", meinte Burkhard Hoffmeister von den Grünen. Er wusste, dass es bereits drei Tage nach der Anordnung der Bezirksregierung am 29. Juli ein Treffen von Vertretern vier Düsseldorfer Ministerien und der Bezirksregierung gegeben hatte, um auf eine schnelle Lösung hinzuarbeiten.

Er selbst habe gehofft, dass sich das Arbeitsministerium in Düsseldorf spätestens am Montag dieser Woche mit der Bezirksregierung verständigen würde, um einen Aufschub des Betretungsverbots zu erreichen. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

"Den Aufschub bekommen wir auch nur, wenn in Bad Honnef eine ernsthafte Lösung gesucht wird", so Hoffmeister. Voraussetzung sei auch, dass alle Beteiligten, also die Städte Bad Honnef und Königswinter, der Rhein-Sieg-Kreis und der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), an einem Strang ziehen.

Solange es bei der Anordnung der Bezirksregierung bleibe, sei es richtig, dass die Familie Pieper die bereits eingeleiteten rechtlichen Schritte weiterverfolge. Felix Pieper betonte, bisher stünden die Reben des Rieslings durch das einigermaßen glimpfliche Wetter der vorigen Tage ganz gut.

Er hofft auf eine Arbeitserlaubnis in den nächsten Tagen. "Dann ist es noch irgendwie zu managen, auch wenn es knapp wird." Der von den Grünen um eine Stellungnahme gebetene Physiker Arnd Kuhn machte deutlich, dass die Probleme durch Erosion in den Weinbergen durch häufigere Starkregenereignisse zunehmen werden.

Allerdings böten die Reben auch einen wirksameren Schutz gegen die Bodenabtragung als eine unbepflanzte Fläche.

BUND ist gegen Felssicherung

Der Bund für Umwelt - und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor der Zerstörung des Drachenfels durch Felssicherungsmaßnahmen zugunsten von Wanderwegen und Weinbauflächen. Er vermisst bei den verantwortlichen Behörden den Blick auf das Ganze und ein Gefühl für die Verhältnismäßigkeit der Mittel.

Seit Jahrhunderten bröckele der Berg. Felsstürze seien für die Jahre 1773, 1808, 1828 und ab 1967 belegt. Daraus seien Konsequenzen zu ziehen und gefährdete Nutzungen soweit zumutbar aufzugeben.

Anderenfalls werde der Drachenfels durch vermeintliche Schutzmaßnahmen zerstört und das Anliegen aufgegeben, den Berg als einzigartiges Naturereignis vor der Zerstörung durch den Menschen zu bewahren. "Die Kirche muss im Dorf bleiben", sagt Achim Baumgartner, der Sprecher des BUND im Rhein-Sieg-Kreis.

Der auseinanderblätternde Fels mit seinem Gewicht seit letztendlich nicht zu halten. Nach einem Felssturz seien 1971 zur Felssicherung 89 Felsanker und 250 Kubikmeter Stahlbeton eingebaut worden und doch sei der Fels 2011 oberhalb des Eselswegs wieder abgebrochen.

"Anstatt erneut massiv in die natürliche Felsstruktur einzugreifen, sollte man die gesperrte Trasse des Eselsweges und den Weinberg am Fuße des Siegfriedfelsens als Standorte für Maßnahmen zur Gefahrenabwehr nutzen", so Baumgartner. Langfristig sei dies die beste Lösung. Natürlich sei der Weinbaubetrieb zu entschädigen.

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