Bei Windeck Rinder stören Bahnverkehr im Siegtal

Windeck · Drei Stunden lang war am Samstagnachmittag der Bahnverkehr auf der Siegtalstrecke unterbrochen. Verursacht hatten die Störung drei Rinder, die am Vormittag von einer Weide in Windeck-Röcklingen ausgebüxt waren.

 Auch am Sonntag konnte das Rind Buecke noch nicht wieder eingefangen werden.

Auch am Sonntag konnte das Rind Buecke noch nicht wieder eingefangen werden.

Foto: BUND

Erst um 15.43 Uhr war die Strecke wieder eingleisig befahrbar. Zwei der Tiere mussten erschossen werden. Das dritte wurde trotz langer Suche bis Sonntagabend nicht gefunden. In der Frage, wer für die Kosten aufkommen muss, droht ein Rechtsstreit zwischen dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als Tierhalter und dem Transportunternehmen, das die Rinder nach Windeck gebracht hat.

Wie Achim Baumgartner, Kreisgruppensprecher des BUND Rhein-Sieg, sagte, sollten die drei Taurusrinder am Vormittag im Zuge eines Projekts zur Biotop-Pflege auf einer von der Bezirksregierung gepachteten Weide ausgesetzt werden. Ein Transporter hatte sie zuvor aus der Lippeaue nach Windeck gebracht. Beim Ausladen geschah dann aber ein Fehler: Ein 14 Jahre altes Rind und zwei vier Jahre alte Tiere sprangen von der Rampe. Die Tiere liefen davon und durchbrachen einen Zaun.

Anschließend verirrten sie sich in das Gleisbett der Siegtalstrecke, die gesperrt werden musste. Weil nach Polizeiangaben Einfangversuche scheiterten und die Tiere sich aggressiv zeigten, erschoss am Ende ein herbeigerufener Jäger zwei von ihnen. Ein Tierpfleger sei durch die Tiere zuvor leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Da eines der Rinder auf einem Gleis zu Boden fiel, ging im Bahnverkehr in der Folge nichts mehr. Über das andere Gleis konnten Züge der betroffenen Linien RE 9 und S 12 die Einsatzstelle später wenigstens wechselseitig, aber nur in äußerst langsamem Tempo passieren. Erst um 18.40 Uhr gab die Deutsche Bahn die Siegtalstrecke wieder komplett frei. Dem dritten Rind gelang die Flucht.

Trotz einer Suchaktion von Mitgliedern des BUND, der Feuerwehr und der Polizei, bei der auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera zum Einsatz kam, wurde es nicht gefunden. Zwischenzeitlich wurde das verstörte Tier zwar gesichtet, doch konnte es nicht eingefangen werden.

Für den BUND ist der Vorfall ein herber Rückschlag. Einige Anwohner hatten dem Projekt laut Baumgartner skeptisch gegenübergestanden. Mit der Wahl der Taurusrinder – eine seltene Rasse von kräftigem Körperbau, die unter anderem aus dem spanischen Lidia-Kampfrind gekreuzt wurde – waren sie nicht einverstanden gewesen. „Das Aggressionspotenzial ist bei dieser Rasse aber nicht größer als bei anderen auch. So etwas kann immer mal passieren“, versuchte Baumgartner die Entscheidung zu verteidigen. „Eine Kuh, die nicht will, hält nichts auf“, so der BUND-Sprecher. „Es war einfach ein Transportfehler.“ Gleichwohl werde man in Zukunft „bestimmt nicht noch mal Taurusrinder einkaufen. Die Sicherheit ist höher, wenn man mit einer kleineren Rasse arbeitet.“ Möglicherweise, so hoffte der BUND-Sprecher, könne das Projekt in ein paar Wochen mit anderen Tieren fortgesetzt werden.

Unklar ist noch, wer die Kosten für die Aktion tragen muss. Laut Baumgartner droht in dieser Frage ein Rechtsstreit mit dem Transporteur. „Ich gehe davon aus, dass die größte Rechnung von der Bahn kommt“, sagte er. Wie ein Unternehmenssprecher mitteilte, waren von der Streckensperrung insgesamt 22 Züge betroffen. Eine Fahrt musste komplett ausfallen, 17 Züge konnten nur bis Eitorf, Herchen oder Au fahren und wendeten dort. Dass die Strecke ab 15.43 Uhr nur eingleisig befahrbar war, führte dazu, dass die Bahnen im Schnitt 30 Minuten Verspätung hatten. Auch am Abend kam es noch zu Verzögerungen im Betriebsablauf. Ein Schienenersatzverkehr sei in der Kürze der Zeit nicht zu organisieren gewesen, so der Sprecher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Rezepte
Rezepte
Eckermeiers LieblingsgrillgerichteRezepte