Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" Lernpartnerschaften vertiefen Zusammenarbeit

RHEIN-SIEG-KREIS · Was ist ein Kidduschbecher? Welchen Zweck erfüllt die Besamimbüchse mit wohlriechenden Gewürzen am Sabbat? Was kann ein jüdischer Junge vom Sabbat erzählen?

Diesen und anderen Fragen gehen Schüler aus den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises bei gründlicher Recherche in der Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" in Windeck-Rosbach nach.

"Die Gedenkstätte ist in aller erster Linie Zukunftsarbeit. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, allenfalls aus ihr lernen, um es in Gegenwart und Zukunft besser zu machen", sagt Thomas Wagner, Schul- und Kulturdezernent des Rhein-Sieg-Kreises. 20 bis 30 Klassen kommen pro Jahr in die Gedenkstätte. "Früher wurden die Schüler durch die Räumlichkeiten geführt.

Mittlerweile wurde die pädagogische Arbeit auf aktives Lernen umgestellt", berichtet Claudia Maria Arndt, Kreisarchivarin und Geschäftsführerin der Gedenkstätte. Seit vergangenem Jahr kümmert sich eine pädagogische Fachkraft professionell eigens um diesen Teil der Arbeit in der Gedenkstätte. Finanziert wird die Stelle aus Haushaltsmitteln des Landes NRW, der Landeszentrale für politische Bildung.

"Aktives Lernen" in der Gedenkstätte und außerhalb, zum Beispiel am Ort der ehemaligen jüdischen Synagoge in Rosbach, umfasst Themen wie die Familiengeschichte Seligmann, die Veränderung im Verhalten der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit, das Novemberpogrom und seine Folgen, die Veränderung des Dorflebens, die Eskalation bis hin zur Schoah und die Auseinandersetzung mit den sogenannten Stolpersteinen.

Seit vergangenem Jahr gibt es einen "Materialkoffer zum Judentum". Er umfasst Alltagsgegenstände zum Sabbat, für einen Sedertisch an Pessach, den Synagogen-Gottesdienst sowie Ritualgegenstände für Alltag und Feste. Üblicherweise wird er beim Besuch von Schulklassen der Jahrgangsstufen vier bis sechs eingesetzt.

Auf spielerische Weise lernen die Kinder unterschiedliche Aspekte der jüdischen Kultur kennen. Der Materialkoffer kann auch von Lehrern für den Unterricht ausgeliehen werden. "Wir möchten die Zusammenarbeit mit den Schulen ausbauen, so dass die Themen, die in der Gedenkstätte anschaulich werden, auch im Unterricht oder in Arbeitsgruppen der Schule vertieft behandelt werden", erläutert Arndt.

So existieren bereits Lernpartnerschaften mit den Gesamtschulen in Hennef-Meiersheide und Sankt Augustin sowie dem Anno-Gymnasium in Siegburg. Die Lernpartnerschaft mit diesen Schulen schließt die Lehr- und Lernmöglichkeiten des Archivs sowie der Wissenschaftlichen Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit ein.

Führungen für Schulklassen sind kostenfrei, es wird lediglich ein Eintrittsgeld von einem Euro erhoben. Erwachsene - ausgenommen Mitglieder des Fördervereins der Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" - bezahlen zwei Euro Eintritt. Gruppenführungen mit mindestens zehn Personen kosten 25 Euro zuzüglich einem Euro pro Person.

Weitere Infos gibt es bei der Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" unter Tel. 02241 / 132928 oder per E-Mail an gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de.

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