Artenschutz Eine neue Wochenstube für die Fledermaus in Eitorf

Eitorf · In Eitorf braucht der Energieversorger Innogy ein altes Trafo-Häuschen nicht mehr. Es soll nun Fledermäusen als sommerliches Ausweichquartier dienen.

 Elisabeth Schlüter, Dr. Rüdiger Storch, Heidrun Brieskorn, Dr. Achim Baumgartner, Karl Heinz Sterzenbach und Norbert Daufenbach (v.l.) freuen sich über den gelungenen Beitrag zum Artenschutz. (Foto: Inga Sprünken).

Elisabeth Schlüter, Dr. Rüdiger Storch, Heidrun Brieskorn, Dr. Achim Baumgartner, Karl Heinz Sterzenbach und Norbert Daufenbach (v.l.) freuen sich über den gelungenen Beitrag zum Artenschutz. (Foto: Inga Sprünken).

Foto: Inga Sprünken

Sie ist 8,60 Meter hoch und steht leer. Damit ist die ehemalige elektrische Turmstation ein idealer Platz für eine Wochenstube des Großen Mausohrs. Dies hatten Achim Baumgartner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Eitorfer Feldermaus-Spezialistin Heidrun Brieskorn und der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach in einem ersten Sondierungsgespräch mit der Innogy-Kommunalbetreuerin Elisabeth Schlüter sofort erkannt. Und so nahm die Idee schnell Gestalt an, dass man das 1956 erbaute Elektrohäuschen an der Schoellerstraße für Fledermäuse umrüsten könnte. Denn die alte Turmstation, in der laut Westnetz-Pressesprecher Christoph Brombach bis April dieses Jahres die mit bis zu 11.000 Volt ankommende Mittelspannung in Niederspannung auf 380 Volt für Häuser umgewandelt wurde, hat ausgedient.

„Im April haben wir die Trafo-Station abgeklemmt“, so Netzplaner Norbert Daufenbach mit Hinweis auf das Neubaugebiet Blumenhof, wo eine neue Elektrostation für Erdkabel gebaut worden war. Die alte Turmstation hatte zuvor über eine Freileitung Haushalte und kleinere Gewerbebetriebe mit Strom versorgt, wie Bürgermeister Rüdiger Storch bei der Schlüsselübergabe an den BUND berichtete.

Da die im Stadtbild fest verwurzelten Stationen keine „seelenlosen Kästen sind“, wie Sterzenbach es formulierte, sondern sichtbare Zeitzeugen der Elektrifizierung, werden sie nicht einfach abgerissen. Zudem sind ausgediente Trafostationen laut Brombach bei den Bürgern sehr begehrt. In Hennef etwa nutzt ein Karnevalsverein eine solche Station, in einer anderen probt eine Musikerin.

Sommerliches Quartier für Tiere

„Wir freuen uns besonders über Ideen, die dem Artenschutz dienen“, betonte Schlüter. In Eitorf bot sich das besonders an, denn laut Sterzenbach gibt es bereits im alten evangelischen Pfarrhaus eine große Kolonie der größten heimischen Fledermausart. „Es sind rund 400 Weibchen“, bestätigte Expertin Brieskorn, die sich schon lange für die geflügelten Nachtjäger engagiert und bereits ein Großes Mausohr in ihrem Haus großgezogen hat. Darum soll das Trafo-Häuschen nun den Wöchnerinnen der seltenen Tiere als sommerliches Ausweichquartier dienen. Schon im Hanfbachtal sei dies mit einem alten Wasserturm gelungen, so Brieskorn.

Als Winterquartier eignet sich die Eitorfer Turmstation indes nicht, da Fledermäuse laut der Expertin eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent zum Überwintern benötigen, damit die zarte Haut ihrer Flügel nicht austrocknet.

BUND-Vertreter Baumgartner hofft, die Station bis zum nächsten Sommer für die neuen Bewohner, zu denen auch Arten wie das Braune Langohr oder die Zwergfledermaus gehören können, mit Hohlblocksteinen und Fledermauskästen ausgerüstet zu haben. Die BUND Naturschutzstiftung Düsseldorf finanziert dies aus eigenen Mitteln. Die Gemeinde wiederum hat ihren Beitrag in Form des Grundstücks geleistet. Wie Sterzenbach berichtete, habe er nach dem Besitzerwechsel zum 1. Juni die Umschreibung der Dienstbarkeit auf den BUND eingeleitet.

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