Lohmarer Wald Der BUND untersucht, ob die Europäische Wildkatze heimisch ist

RHEIN-SIEG-KREIS · Im Zuge seines bundesweiten Projekts "Wildkatzensprung" untersucht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) derzeit auch im Lohmarer Wald, ob dort schon Wildkatzen eingewandert sind und wie die Wanderwege der stark gefährdeten Art verlaufen.

Gefördert wird das Programm mit Mitteln des Bundes und des Landes NRW. Bereits 2012 erbrachte die gleiche Methode im Kottenforst bei Bonn den Nachweis der Wildkatze in überraschend hoher Zahl.

Unter der wissenschaftlichen Leitung der Biologin Christine Thiel vom BUND haben "Wildkatzenbotschafter" des Vereins sowie ehrenamtliche Mitarbeiter vom "Bündnis Heideterrasse" in den vergangenen Wochen im Waldgebiet zwischen Lohmar und Siegburg sogenannte Lockstöcke aufgestellt um herauszufinden, ob es auch dort schon wieder Exemplare gibt.

Landschaftlich sei der Lohmarer Wald durchaus geeignet für das Leben der scheuen Tiere, die "keine verwilderten Hauskatzen" sind, wie Holger Sticht, BUND-Landesvorsitzender NRW, beim gestrigen Ortstermin betonte. Daran nahm auch der parlamentarische Staatssekretär im Landesumweltministerium, Horst Becker, teil und stellte selbst einen solchen Lockstock direkt an einem Bach auf.

Den Platz hatte Thiel ausgesucht, weil die Katzen sich bei ihrer Wanderung an Bachläufen orientieren und dort aufhalten, wie sie berichtete. Die Nähe zur Straße sei kein größeres Problem, solange - wie im Lohmarer Wald - genügend Rückzugsraum für die Tiere bestehe. Sticht und Stephan Schütte, Leiter Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, erläuterten, was es mit diesen Stöcken, von denen 44 im Rechtsrheinischen - von Windeck bis Lohmar - in den Waldboden gerammt wurden, und dem Projekt auf sich hat.

Die rauen Holzstäbe werden mit Baldrian eingesprüht, ein Stoff, der magische Anziehungskraft auf Wildkatzen ausübt. Die reiben sich an dem Holz und hinterlassen Haare, anhand derer man später im Labor Art, Geschlecht und Verwandtschaft ermitteln kann. Die gewonnenen Daten geben auch Auskunft über Wanderkorridore und "Zerschneidungsfaktoren" wie Straßen oder Siedlungsräume.

Sinn des Ganzen ist es, der vom Aussterben bedrohten Wildkatze "wieder Lebensräume zu schaffen und so das Artensterben zu stoppen", so Becker. Dazu muss allerdings erst einmal geprüft werden, ob die Tiere es überhaupt bis in den Lohmarer Wald schaffen. "Nur wenn wir die Lebensräume und Wanderkorridore kennen, können wir die Wildkatze und mit ihr zahlreiche andere bedrohte Arten auf Dauer erfolgreich schützen", fuhr der Staatssekretär fort.

Becker war auch erfreut darüber, dass sich die jahrzehntelang vom Aussterben bedrohte Tierart wieder ausbreitet. Bundesweit leben etwa 7000 Exemplare, rund 1000 davon in der Eifel, von wo aus die Tiere über eine Waldvernetzung in ganz NRW einwandern sollen, ergänzte Thiel. Noch wisse man nicht, wie Wildkatzen beispielsweise über Autobahnen hinweg aus dem Westerwald und dem Siebengebirge, wo sie schon angesiedelt sind, in hiesige Wälder gelangen. Sie schloss aus, dass die Tiere direkt aus der Eifel kommen.

Gespannt warten jetzt alle Beteiligten auf Haarfunde und ihre gentechnische Auswertung. Voraussichtlich im Herbst kann der BUND sagen, ob die Wildkatze den Lohmarer Wald erreicht hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort