Nach dem Unwetter Das große Aufräumen im Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · "Land unter" - dieser Ausdruck beschreibt ganz gut, was der Region am Donnerstagmittag widerfahren ist. Extremer Niederschlag setzte binnen zwei Stunden Keller, Autos und komplette Straßenzüge unter Wasser.

Als der nasse Spuk am frühen Nachmittag gen Norden abgezogen war, begannen die Aufräumarbeiten. Lohmar ist besonders schlimm betroffen von den Wassermassen. Der Ortsteil Peisel gehört zu denen, die Freitagmittag immer noch über zwei Notstromaggregate versorgt wurden.

"Alle Trafos zwischen Bachmühle und der Umsteueranlage sind aus", bestätigte Ralf Odenthal von der Westnetz GmbH. Denn eine der Trafostationen stand 60 Zentimeter tief im Wasser. "Das löste einen Kurzschluss aus, das ganze Innenleben des Trafos ist verbrannt", erklärte er. Automatisch haben sich darauf die gekoppelten Stromverteiler abgeschaltet. "Der neue Trafo wurde aus Brauweiler geholt. Den haben wir am Abend angeschlossen."

Ebenfalls seit den frühen Morgenstunden waren Mitarbeiter des Lohmarer Bauhofs unterwegs. Sie räumten die Sandsäcke weg, mit denen die Fluten des Jabachs in Schach gehalten werde sollten, die für die Nacht angekündigt worden waren. "Dazu kam es zum Glück nicht", sagte Alexander Gehlen, Sprecher der Feuerwehr Lohmar. Die dort in der Nähe liegende Realschule und das Gymnasium Lohmar müssen aber infolge des Stromausfalls am Montag, 24. Juni, geschlossen bleiben.

Gehlens Bilanz: Mehr als 200 Mann waren am Donnerstag im Einsatz, neben den 100 der Feuerwehr Lohmar auch ein Löschzug aus Niederkassel, 70 Freiwillige des Technischen Hilfswerks aus Leverkusen und Köln, zahlreiche Helfer von Malteser Hilfsdienst und Deutschem Roten Kreuz.

Warum ein Löschzug aus Niederkassel in Lohmar unterwegs war, erklärte die Kreisleitstelle der Feuerwehren Rhein-Sieg, die insgesamt mehr als 400 Einsätze koordinierte: "Verfügbare Kräfte werden stets dorthin geschickt, wo sie aktuell gebraucht werden. Passiert währenddessen etwas im eigenen Beritt, werden andere freie Kräfte dorthin bestellt. Man zieht keine Helfer von einem laufenden Einsatz ab." So kam es auch, dass die Löschgruppe Söven in Königswinter half. Als es einige Zeit später in Hennef zu unwetterbedingten Schäden kam, rückten Kräfte der Feuerwehr Köln an.

Was die Wehrleute auch beschäftigte: Durch Stromausfälle schlugen automatische Feuermelder Alarm. So zum Beispiel am Donnerstagmittag im Kreishaus, wahrscheinlich ausgelöst durch Blitzeinschlag. Pausenlos ging es danach weiter: Die Wehrleute fuhren 90 Einsätze, pumpten 45 Keller leer. Nachdem der Mühlengraben am Wehr geschlossen werden konnte, floss kaum noch Wasser aus der Sieg in die Innenstadt. In Sankt Augustin gab es gut 150 Einsätze wegen Überflutung. Viele Kommunen haben für betroffene Bürger eigene Hotline-Nummern eingerichtet. Zudem fährt die RSAG in betroffenen Gebieten Sondertouren. Telefonisch können unter 02241/306306 Termine für die kommende Woche vereinbart werden, um unbrauchbar gewordenes Mobiliar und andere beschädigte Gegenstände abholen zu lassen. Die RSAG bittet, die Ordnungsämter zu informieren, wenn fahrende Händler Elektrogeräte aufladen oder die Sperrmüllhaufen "zerpflücken."

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