SPD für zweigleisigen Ausbau Bündnis entlang der Siegstrecke

RHEIN-SIEG-KREIS · Die "Korridorstudie Mittelrhein" hat die Diskussion um einen durchgängigen zweigleisigen Ausbau der Siegtalstrecke neu befeuert. CDU und Grüne im Kreis haben sich klar gegen den Vorschlag der vom Bund beauftragten Studie ausgesprochen - und sehen sich in ihrer Kritik durch das Land Hessen bestärkt.

Das Thema ist aber nicht neu, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Sebastian Hartmann am Dienstag am Bahnhof Windeck-Schladern betonte: "Seit Jahrzehnten kämpfen wir in der Region für diesen Ausbau, um den Personennahverkehr zwischen Köln und Siegen zu verbessern."

Die Aufregung über die Korridorstudie, nach der täglich etwa mehr Güterzüge über die Siegtalstrecke fahren könnten, verstehe er nicht: "Relevant ist nur, was die Bewertung des Bundesverkehrswegeplanes ergibt." Die steht Ende September auf der Tagesordnung des Verkehrsausschusses im Bundestag. Als eines von 2000 Projekten.

Die kreisen vornehmlich um Straßenbau, lediglich einige 100 befassen sich mit Schienenprojekten. Hartmann und sein Bundestagskollege Willi Brase (SPD) aus dem Nachbarkreis Siegen-Wittgenstein hoffen auf ein positives Urteil der Experten. "Der zweigleisige Ausbau muss irgendwie erreicht und vor allem finanziert werden", sagen sie.

Nur wenn es der Siegstreckenausbau in den Bundesverkehrswegeplan schaffe, flössen dafür Bundesmittel - allerdings nur für den Güterverkehr. "Ein reiner Ausbau für den Nahverkehr wäre Ländersache." Und der sei derzeit in weiter Ferne. "Südwestfalen ist ein Industriestandort, da ist der Güterverkehr immens wichtig", spricht Willi Brase für seine Heimat in Siegen-Wittgenstein.

Da die Straßen desolat seien, brauche man für Schwertransporte dringend die Schiene. Beide Bundestagsabgeordnete treten für ein regionales Bündnis entlang der Siegstrecke ein, über Parteigrenzen hinweg. Gemeinsam wolle man sich für den Ausbau der Strecke einsetzen.

Es gebe schon Gespräche mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel aus dem rheinland-pfälzischen Kreis Neuwied. Zudem wollen sie Industrie- und Handelskammern, Gewerkschaften und Kommunen mit ins Boot holen. "Der Kreis hat signalisiert, dass er dem zweigleisigen Ausbau im Grunde positiv gegenübersteht, auch wenn der Kreistag etwas anderes beschlossen hat", so Hartmann.

Allerdings knüpfen die Verbündeten ihr Ja zu einem zweigleisigen Ausbau der Siegstrecke für den Güterverkehr an Bedingungen. "Es darf keinen Lärm und nicht mehr Güterverkehr auf der Siegtalstrecke geben", sagt Hartmann. Der Bundestagsabgeordnete setzt dabei auf das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Verbot lauter Güterwagen bis 2020.

"Güterzüge müssen nicht laut sein, es ist technisch machbar, sie über andere Radprofile leiser zu machen", sagt Hartmann. Kollege Brase berichtet aus eigener Erfahrung: "Ich wohne in Kreuztal direkt an der Strecke. Wenn ein neuer Güterzug vorbeifährt, ist das deutlich leiser."

Zudem, so Hartmann, müsse der Ausbau der Siegstrecke als Neubau bewertet werden. Nur dann gebe es eine so genannte Lärmvorsorge und keine Lärmsanierung. Der Unterschied zwischen den Lärmschutzmaßnahmen sei beachtlich: Er liegt bei zehn Dezibel. "Das Lärmempfinden verdoppelt sich alle drei Dezibel", so Hartmann.

Auf lange Sicht helfe aber nur eine Neubaustrecke speziell für den Güterverkehr im Westen Deutschlands dabei, den Mittelrhein zu entlasten. Dafür hatte sich unlängst auch die Kreistagskoalition von CDU und Grünen ausgesprochen. Hartmann hofft auf das Bündnis: "Eine vorschnelle Festlegung gegen einen zweigleisigen Ausbau birgt die Gefahr, Chancen für die Region zu verspielen und erschwert einen konstruktiven Dialog mit Bund und Land über die weiteren Planungen."

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