Urteil in Bonn Angeklagte schlugen brutal zu

NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID · "Weil Sie ihr Drogenproblem nicht in den Griff bekommen haben, musste diese Frau leiden. Das ist das Schreckliche."

Deutlich wurde Klaus Reinhoff, Vorsitzender Richter der 3. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht, am Mittwoch bei der Verkündung des Urteils zu einem brutalen Raubüberfall in Neunkirchen-Seelscheid.

Die aus Dortmund stammenden Täter wurden des gemeinschaftlichen besonders schweren Raubes schuldig gesprochen: Ein 24-Jähriger erhielt eine fünfeinhalbjährige Freiheitsstrafe, zudem wurde die Unterbringung des drogenabhängigen jungen Mannes in einer Entziehungsanstalt angeordnet; der 23 Jahre alte Komplize wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Am frühen Abend des 17. November 2013 waren die Räuber in Dortmund aufgebrochen. Offenbar wurden sie von Hintermännern damit beauftragt, die wertvolle Waffensammlung einer 61 Jahre alten Frau zu rauben. Auf diese Weise wollten sie selber an Geld für neue Drogen gelangen. Noch auf der Fahrt bekamen sie die Information, dass sie zuschlagen können, da die Frau alleine zu Hause sei.

Als das Opfer nach dem Klingeln die Haustür öffnete, wurde es von den maskierten Tätern sofort in den Flur gestoßen. "Das ist eine Situation, die keiner erleben möchte," so der Kammervorsitzende. Womit die Räuber nicht gerechnet hatten: Die 61-Jährige wehrte sich vehement und behauptete, die Schlüssel für die Tresore seien nicht da.

Mit dem Lauf einer Gaspistole schlug der 24-Jährige der Frau laut dem Urteil während der Tat auf den Kopf und fügte ihr eine stark blutende Platzwunde zu. Um das Opfer ruhig zu stellen, drückte der jüngere Täter ihr dann den Ärmel eines Bademantels in den Mund. Reinhoff: "Das muss ein ganz besonders schlimmes Gefühl gewesen sein." Doch auch davon ließ sich die 61-Jährige nicht unterkriegen. Den flüchtenden Räubern entriss sie noch ihren Laptop, so dass die Angeklagten lediglich drei Handys erbeuteten.

Nachdem die Täter laut Urteil schon während der Tat "vieles falsch gemacht" hatten, fuhren sie auf dem Rückweg auch noch in eine Radarfalle. In dem Haus hatten sie eine Zigarettenpackung verloren, auf der Fingerabdrücke gesichert wurden. Zudem hatte der Vater des 23-Jährigen während des Überfalls angerufen und seinen Sohn gefragt, was er zum Abendessen machen solle. "Krasser kann eine Situation nicht sein", so Reinhoff.

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